27. November 2023 | Die in Berlin ansässige Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) entwickelt mit dem namibischen Joint Venture Cleanenergy Solutions eine Wasserstoff-Pilotanlage und -tankstelle. Das 5-MW-Projet soll Erkenntnisse für das Upscaling grüner Wasserstofftechnologien liefern und das Sicherheitsniveau in der Wasserstoffwirtschaft beider Ländern erhöhen. Namibia gilt als aussichtsreicher Exporteur von grünem Wasserstoff.
Die BAM und ihr namibisches Pendant, das Namibia Green Hydrogen Institute (NGHRI) an der University of Namibia (UNam), wurden von Cleanenergy Solutions Namibia, einem Joint Venture des namibischen Unternehmens Ohlthaver & List Group und dem belgischen Cleantech-Unternehmen CMB.TECH., zur Mitarbeit an dem Projekt eingeladen. Hauptziel ihrer Forschung ist es, durch Untersuchungen zur Materialkompatibilität mögliche Schäden in den neuen Produktionsanlagen zu vermeiden und damit Risiken zu reduzieren.
Das Forschungsprojekt findet in einer Wasserstoff-Pilotanlage einige Kilometer außerhalb von Walvis Bay an der Westküste des Landes statt. Laut einer Pressemitteilung der BAM handelt es sich um “das derzeit fortschrittlichste Projekt für grünen Wasserstoff im Land”. Sowohl die Vereinten Nationen als auch die EU seien an einer Beteiligung interessiert. Für die Fertigstellung der 5-MW-Pilotanlage ist ein Zeitraum von zehn Monaten angesetzt. Ihr Hauptziel ist die Produktion von 200 t grünem Wasserstoff pro Jahr, der für verschiedene lokale Anwendungen u.a. in Namibias Hafen-, Bergbau- und Transportsektor, sowie im Straßen- und Schienenverkehr, zum Einsatz kommen soll.
Die Pilotanlage diene dabei nicht nur der Deckung des lokalen Energiebedarfs, sondern auch als Testfeld für die Wasserstoffproduktion und -handhabung. Nach Angaben der BAM handelt sich um die erste Anlage dieser Art in Namibia. Verantwortlich für den Bau ist Cleanergy Solutions.
Testfeld für Wasserstoffproduktion

Dr.-Ing. Oded Sobol (hinten) führt namibische Doktoranden (v.l.n.r. Reinhold Leo, Sam Shaanika und Nikanor Shikomba) in eine Prüfung für Wasserstoff ein, die speziell an der BAM entwickelt wurde (© BAM)
Das Projekt an der BAM mit einem Budget von über 1 Mio. € wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Das BMBF stellt zudem einen Förderbeitrag von mehr als 10 Mio. € für die Cleanergy-Pilotanlage in Namibia zur Verfügung.
Der wissenschaftliche Austausch ist laut BAM durch eine Gruppe von Doktoranden aus Namibia zustande gekommen. Sie sollen in den nächsten drei Jahren zum Thema Materialverträglichkeit forschen. Der Großteil ihrer Forschung werde im Kompetenzzentrum H2Safety@BAM der BAM stattfinden, einzelne Aspekte aber auch in der Pilotanlage in Walvis Bay. Perspektivisch sollen sie ihr Wissen für den weiteren Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Namibia einbringen. Zudem sollen sie wissenschaftliches und technisches Personal im Land ausbilden.
Die aus dieser Forschung gewonnenen Erkenntnisse könnten zum Upscaling der Produktion von Wasserstoff und seinen Derivaten, wie z. B. Ammoniak, beitragen. Darüber hinaus könne die Forschung den Aufbau personeller Kapazitäten und die Verbreitung von Wissen in Namibia stärken.
Forschung für sicheres Upscaling
Eike Krafft, der Gruppenleiter bei Olthaver & List und Cleanergy Solutions Namibia, unterstrich den Anspruch seines Unternehmens, der “führende Produzent von grünem Wasserstoff” in Namibia zu werden:
“Dabei nutzen wir die Solarenergieanlage von Olthaver & List und die Expertise von CMB.TECH in der Wasserstoff- und Ammoniaktechnologie. Wir sind sehr erfreut über die Zusammenarbeit mit der BAM, die von der University of Namibia unterstützt wird.”
“Durch unser gemeinsames Forschungsprogramm werden wir innovative Werkstoffe für geschweißte Transportleitungen, Rohrleitungssysteme und Speichertanks identifizieren und so dazu beitragen, die Sicherheit und Nachhaltigkeit grüner Wasserstofftechnologien zu verbessern”, ergänzte Prof. Dr.-Ing. Thomas Böllinghaus, Leiter der Abteilung Komponentensicherheit der BAM, der das Projekt auf deutscher Seite leitet.
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