Generic filters
Exact matches only
FS Logoi

Bio-Katalyse: Mikroben zeigen Weg zu günstigerem Wasserstoff

Mit einer neuen Untersuchungsmethode konnten Forscher erstmals beobachten, wie bestimmte Mikroorganismen Wasserstoff verarbeiten. Das ist hochinteressant für die Wasserstoffindustrie: Heutige H2-Produktionsverfahren benötigen oft teure Edelmetalle wie Platin als Katalysatoren. Die untersuchten Mikroben zeigen hingegen, wie sich Wasserstoff mit einem viel günstigeren Material umwandeln lässt - nämlich Eisen.

von | 06.01.25

Geometrie-optimierte Struktur der Eisen-Hydrid-Spezies, die während der Wasserstoffaktivierung durch die [Fe]-Hydrogenase gebildet wird
© Lukas Kaltschnee / MPI-NAT & BIN
Katalyse

Die Katalyse von Wasserstoff mittels Platin-Elektroden ist einer der größten Kostenfaktoren in der industriellen H2-Produktion. Eine vielversprechende Alternative findet sich in der Natur: Mikroorganismen nutzen eisenbasierte Enzyme, die ohne Edelmetalle auskommen und CO2-neutral arbeiten.  er Schlüssel dazu sind Hydrogenasen, die Metalle wie Nickel oder Eisen als Katalysatoren benutzen. Um diese Biokatalysatoren für die technische Wasserstoffproduktion zu nutzen, arbeiten Forschende weltweit daran, den genauen Ablauf des Katalyseprozesses aufzuklären.

Ein Team aus drei Max-Planck-Instituten (MPI), dem Center for Biostructural Imaging of Neurodegeneration (BIN) der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), der Universität Kiel und der FAccTs GmbH nutzte jetzt eine chemische Besonderheit des Wasserstoffs, um die Signale der Magnetresonanzspektroskopie zu verstärken. Wie das Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie am 13. Dezember mitteilte, konnten sie so bislang unbekannte Zwischenschritte der Wasserstoffumwandlung sichtbar machen.

Eisen statt Platin

Das Forscherteam konnte nach eigenen Angaben erstmals den exakten Reaktionsmechanismus einer dieser Hydrogenasen aufklären. Im Fokus stand die [Fe]-Hydrogenase, die in bestimmten Archaeen vorkommt. Während die katalytischen Prozesse verwandter Enzyme bereits bekannt waren, blieben die Zwischenschritte der [Fe]-Hydrogenase-Katalyse laut den Forschern bislang verborgen.

Der methodische Durchbruch basiert auf den besonderen Eigenschaften von Parawasserstoff. Bei dieser Form des H2-Moleküls sind die Kernspins der beiden Wasserstoffatome entgegengesetzt ausgerichtet, was zu charakteristischen magnetischen Eigenschaften führt. Diese Eigenschaften nutzte das Team für ein spezielles spektroskopisches Verfahren: Die Magnetresonanzspektroskopie mit Parawasserstoff erzeugt deutlich stärkere Signale als herkömmliche Methoden.

Die Signalverstärkung ermöglichte es dem Forscherteam, die schnellen chemischen Prozesse während der Katalyse in Echtzeit zu verfolgen. Von besonderem Interesse war die Beobachtung einer Hydrid-Bildung am Eisenzentrum des Enzyms – ein entscheidender Zwischenschritt der Katalyse, der bisher nicht nachweisbar war. Die hohe Empfindlichkeit der Methode erlaubt zudem präzise Einblicke in die Bindungskinetik. Diese detaillierten Erkenntnisse über den Katalysemechanismus könnten laut den Forschern als Grundlage für die Entwicklung effizienterer und kostengünstigerer technischer Katalysatoren dienen. Übrigens gibt es auch Algen, die mithilfe eisenbasierter Enzyme Wasserstoff produzieren. Sie werden unter anderem an der Ruhr-Universität Bochum untersucht.

Natur

Mitte: Katalytischer Zyklus der [Fe]-Hydrogenase mit empfindlichkeitsgesteigerten Spezies farbig hervorgehoben. Rechts: Single-Scan-NMR-Spektrum mit Wasserstoffsignalen für Wasserstoff (H2) und Wasserstoffdeuterid (HD) nach Freisetzung aus dem Enzym. Links: Überlagerung von gemessenen und simulierten PHIP-CEST (Parahydrogen Enhanced Chemical Shift Saturation Transfer)-Daten, die direkt an das Enzym gebundenen Wasserstoffatome untersuchen (Text und Bild: © Lukas Kaltschnee, MPI-NAT & BIN)

(Quelle: Max Planck Institut für terrestrische Mikrobiologie/2024)

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

Jetzt Newsletter abonnieren

Brennstoff für Ihr Wissen, jede Woche in Ihrem Postfach.

Hier anmelden

H2-Projekte in Ihrer Region

Mehr als 300 Wasserstoff-Projekte in Deutschland und Europa

Hier geht's zur interaktiven Karte

BAM eröffnet KI-gestützte Forschungstankstelle für Wasserstoff
BAM eröffnet KI-gestützte Forschungstankstelle für Wasserstoff

Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) hat auf ihrem Testgelände für Technische Sicherheit bei Berlin eine digital überwachte Forschungstankstelle für Wasserstoff in Betrieb genommen. Mit der Anlage sollen sich Technologien zur Qualitätssicherung unter realen Betriebsbedingungen testen lassen. Sämtliche Abläufe werden online in Echtzeit überwacht, wobei Sensoren die Betriebsdaten für digitale Modelle und Zwillinge erfassen.

mehr lesen
Sachsen-Anhalt verdreifacht Elektrolyseur-Förderung
Sachsen-Anhalt verdreifacht Elektrolyseur-Förderung

Das Energieministerium des Landes Sachsen-Anhalt hat die Förderkonditionen für grünen Wasserstoff verbessert: Unter anderem wurde die maximale Bezuschussung für Elektrolyseure von 650.000 auf zwei Millionen Euro pro Megawatt Leistung erhöht. Mit insgesamt 87 Millionen Euro sollen nun weitere Investitionen in die Wasserstoffwirtschaft des Mitteldeutschen Reviers angekurbelt werden – zusätzlich zu laufenden Großprojekten im Energiepark Bad Lauchstädt, der TotalEnergies-Raffinerie Leuna oder am Agro-Chemiepark Piesteritz. Unternehmen können Anträge noch bis zum 7. August 2025 bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt stellen.

mehr lesen
Globaler Wasserstoffhandel: EU startet Plattform zur Marktbildung
Globaler Wasserstoffhandel: EU startet Plattform zur Marktbildung

Die Europäische Kommission hat eine neue Handelsplattform für Energie und Rohstoffe gestartet, die europäische Abnehmer mit globalen Produzenten vernetzen soll. Den Auftakt macht der von der European Hydrogen Bank entwickelte Wasserstoffmechanismus (‘Hydrogen Mechanism’). Die erste Matching-Runde ist für September 2025 geplant.

mehr lesen

H2 Talk

Dohler
Rimkus
Lüke

Publikationen

Power-to-Gas

Power-to-Gas

Erscheinungsjahr: 2020

Das Fachbuch fasst aktuelles Wissen zu Power-to-Gas zusammen und bereitet es für Ingenieure der Energie- und Gasversorgung auf. Es wird die gesamte Wertschöpfungskette vom bereitgestellten Strom über die Erzeugung von Wasserstoff und die ...

Zum Produkt

Erneuerbarer Wasserstoff mit Solar-Wind-Hybridkraftwerken

Erneuerbarer Wasserstoff mit Solar-Wind-Hybridkraftwerken

Autor: Raphael Niepelt, Rolf Brendel

Grüner Wasserstoff ist ein Schlüsselelement für die Transformation und Defossilierung des Energiesystems. Mit der Nationalen Wasserstoffstrategie hat sich die Politik klar zu grünem Wasserstoff bekannt, wobei der Bedarf vor allem über Importe ...

Zum Produkt

Datenschutz
h2-news.de, Inhaber: Vulkan-Verlag GmbH (Firmensitz: Deutschland), würde gerne mit externen Diensten personenbezogene Daten verarbeiten. Dies ist für die Nutzung der Website nicht notwendig, ermöglicht aber eine noch engere Interaktion mit Ihnen. Falls gewünscht, treffen Sie bitte eine Auswahl:
Datenschutz
h2-news.de, Inhaber: Vulkan-Verlag GmbH (Firmensitz: Deutschland), würde gerne mit externen Diensten personenbezogene Daten verarbeiten. Dies ist für die Nutzung der Website nicht notwendig, ermöglicht aber eine noch engere Interaktion mit Ihnen. Falls gewünscht, treffen Sie bitte eine Auswahl: