Generic filters
Exact matches only
FS Logoi

Studie belegt: Europa braucht umfassende Wasserstoff-Infrastruktur

Eine neue TransHyDE-Studie des Fraunhofer-Exzellenzclusters Integrierte Energiesysteme (CINES) hat gezeigt: Europa benötigt eine umfassende Wasserstoff-Infrastruktur – selbst bei minimaler Nachfrage. Die Forschung prognostiziert einen Bedarf zwischen 700 und 2.800 Terawattstunden. Die europäische Eigenproduktion könnte dabei 90 Prozent des Bedarfs decken.

von | 05.11.24

KI generiert
KI generiert
Studie belegt: Europa braucht Wasserstoff-Infrastruktur

Dem Wasserstoff-Hochlauf stehen jedoch große Unsicherheiten bezüglich des künftigen Bedarfs und der entsprechenden Infrastruktur gegenüber – ein Dilemma, welches strategische Entscheidungen und konkrete Planungen hemmt. Forschende des Fraunhofer CINES haben das gesamteuropäische Energiesystem in den Jahren 2030 und 2050 anhand von Szenarien analysiert. Sie zeigen, dass selbst bei geringer Wasserstoffnachfrage ein Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur notwendig ist.

Wasserstoff-Infrastruktur selbst bei minimaler Nachfrage

Das Fraunhofer CINES hat fünf Entwicklungsszenarien für die europäische Wasserstoff-Infrastruktur untersucht. Unter der Annahme, dass das jeweils kostenoptimale Energiesystem umgesetzt wird. Die Studie analysiert den Bedarf an Wasserstoff und dessen Derivaten für die Jahre 2030 und 2050. Der Minimalbedarf in Europa liegt 2050 bei 700 Terawattstunden. Dieser Bedarf ergibt sich aus der industriellen Prozesswärme, Kraftwerken, Fernwärme und dem innereuropäischen Flugverkehr. Im Maximalszenario betrage der Verbrauch rund 2.800 Terawattstunden. Wichtigster Grund für die große Spannbreite seien die großen Unsicherheiten in Bezug auf den künftigen Wasserstoffverbrauch als Grundstoff für die chemische Industrie. Die Chemie- und Stahlindustrie in Nordwesteuropa, insbesondere in Nordrhein-Westfalen, den Niederlanden und Flandern, bilde dabei einen geografischen Schwerpunkt.

Daraus errechneten die Forschenden, welcher Umfang an Wasserstoff-Infrastruktur in den Jahren 2030 sowie 2050 erforderlich sein wird, um den jeweiligen Bedarf zu decken. So zeigt sich, dass selbst bei dem geringsten zu erwartenden Wasserstoffbedarf alle wesentlichen Elemente dieser Infrastruktur, also Elektrolyseure, Transportkorridore und Speicher, in großem Maßstab benötigt werden.

„Ein Hemmnis für viele Wasserstoffstrategien und Investitionen in die entsprechenden Technologien waren bisher die großen Unsicherheiten darüber, ob und in welchem Umfang die Infrastruktur überhaupt benötigt wird”, erklärte Dr. Tobias Fleiter, Studienleiter am Fraunhofer-Exzellenzcluster, den Hintergrund der Studie.

H2-Versorgung: 90 Prozent Eigenproduktion

Laut den Untersuchungen soll die Eigenproduktion in Europa den Wasserstoffbedarf weitgehend decken können. Importe würden maximal 10 Prozent des Gesamtbedarfs ausmachen.

Die benötigte Elektrolyseleistung entwickelt sich nach Angaben des Fraunhofer CINES wie folgt: 2030 soll die Leistung zwischen 54 und 107 Gigawatt liegen. Bis 2050 werde sie auf 300 bis 1.067 Gigawatt ansteigen. Die Elektrolyseure werden zunächst wahrscheinlich an Windenergie-Standorten an den Küsten der Britischen Inseln, Norwegens, Nordwestdeutschlands und Frankreichs entstehen. Später kommen dann Standorte in Südeuropa hinzu.

Die Vor-Ort-Elektrolyse an Solar- und Windstandorten erweist sich als kosteneffizienter im Vergleich zur verbrauchsnahen Produktion. Dieses Ergebnis mache deutlich, wie effizient große Energiemengen in Form von Wasserstoff über den gesamten Kontinent hinweg transportiert werden können, auch im Vergleich mit dem Transport über das Stromnetz, so Dr. Fleiter. Gleichzeitig bleibe in Europa hergestellter, grüner Wasserstoff konkurrenzfähig gegenüber Importen, so der Studienleiter. Der Grund dafür sei, dass die Transportkosten aus Nordafrika und dem Mittleren Osten die dortigen niedrigeren Produktionskosten neutralisieren.

Transportkorridore und Speicherkapazität

Entsprechend bedeutsam ist die Infrastruktur für den innereuropäischen Wasserstofftransport. Die wichtigsten Transportkorridore führen laut Fraunhofer CINES von den Britischen Inseln sowie Norwegen in den Nordwesten Kontinentaleuropas, während Frankreich zum Umschlagplatz für Wasserstoff aus Spanien und Portugal werden wird.

Für den saisonalen Ausgleich von Wasserstofferzeugung und -verbrauch sind im Jahr 2050 Wasserstoffspeicher mit einer europaweiten Kapazität von 215 bis 300 Terawattstunden nötig. Würden alle heute bestehenden Erdgasspeicher für die Speicherung von Wasserstoff umgerüstet werden, könnten diese etwa 225 Terawattstunden Wasserstoff aufnehmen.

Die von den CINES-Forschenden angewandte Methodik modelliert das künftige Energiesystem Europas in zeitlicher und räumlicher Auflösung. Dabei berücksichtigen die Modelle zahlreiche Einflussgrößen wie etwa Technologien, Preise, regulatorische Rahmenbedingungen und Wetterdaten. Damit verfüge das Exzellenzcluster über ein Werkzeug, um weitere Unsicherheitsfaktoren für das künftige Wasserstoffsystem genauer betrachten zu können. Dazu gehören laut Fleiter zum Beispiel verschiedene Ausbaupfade erneuerbarer Energien, der sogenannte blaue Wasserstoff, Biomasse oder auch CCS (Carbon Capture and Storage).

Die Studie entstand im Rahmen des BMBF-Wasserstoff-Leitprojektes TransHyDE.

 

(Quelle: Fraunhofer CINES/2024)

Jetzt Newsletter abonnieren

Brennstoff für Ihr Wissen, jede Woche in Ihrem Postfach.

Hier anmelden

Wasserstoff als Schlüssel für dezentrale Energieversorgung in Ghana
Wasserstoff als Schlüssel für dezentrale Energieversorgung in Ghana

Forscher der Hochschule Bochum haben gemeinsam mit SFC Energy AG und Green Power Brains ein Pilotprojekt zur lokalen Wasserstoffproduktion in Ghana realisiert. In dem Projekt GH2GH haben die Partner erstmals grünen Wasserstoff in einem Mini-Grid erzeugt. Der grüne Wasserstoff wurde vor Ort zur lokalen Nutzung gespeichert und kann bei Bedarf wieder in elektrischen Strom umgewandelt werden.

mehr lesen
Pilz GmbH & Co. KG verstärkt den H2-Marktspiegel
Pilz GmbH & Co. KG verstärkt den H2-Marktspiegel

Pilz GmbH & Co. KG ist jetzt im H2-Marktspiegel vertreten. Denn das 1948 gegründete Familienunternehmen aus Ostfildern bei Stuttgart, bekannt als globaler Anbieter für sichere Automation, bringt seine Expertise in der funktionalen Sicherheit (Safety) und dem Anlagenschutz vor Manipulation (Security) nun verstärkt in die Wasserstoffindustrie ein. Angesichts der besonderen Sicherheitsanforderungen im Umgang mit dem hochentzündlichen Gas entwickelt und implementiert Pilz ganzheitliche Sicherheitskonzepte, die sowohl die physische Anlagensicherheit als auch den Schutz vor digitalen Bedrohungen umfassen. 

mehr lesen
H2-Bilanz von EWI und Eon: Wasserstoffmarkt hängt am Förder-Tropf
H2-Bilanz von EWI und Eon: Wasserstoffmarkt hängt am Förder-Tropf

Die deutsche Wasserstoffwirtschaft verzeichnet Fortschritte bei Erzeugungskapazitäten und Investitionsentscheidungen, ist aber stark von öffentlichen Fördermitteln abhängig. Laut aktueller H2-Bilanz des EWI – Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln, die erneut vom Essener Energiekonzern E.ON in Auftrag gegeben wurde, stieg die geplante Produktionsleistung bis 2030 auf 11,3 Gigawatt. Die Elektrolysekapazität erreiche mittlerweile 111 Megawatt – rund 68 % mehr als noch im Frühjahr. Besonders die IPCEI-Förderbescheide erweisen sich als wichtiger Treiber für den H2-Ausbau, den Eon aber weiterhin als „kraftlos” bezeichnet.

mehr lesen
„Wir müssen Wasserstoffspeicherung von Grund auf neu denken“
„Wir müssen Wasserstoffspeicherung von Grund auf neu denken“

Im H2 Talk stellt Magnus Bach eine neue Art der Wasserstoffspeicherung vor, die ein großes Hindernis der Wasserstoffwirtschaft überwinden soll. Mithilfe neuartiger retikulärer Materialien erzielt H2MOF die gleiche Speicherleistung wie herkömmliche Systeme – aber zu einem Bruchteil der Betriebskosten. Lesen Sie hier, wie die von einem Nobelpreisträger und Begründer der retikulären Chemie entwickelte Technologie den Markt verändern könnte und wie das Unternehmen bei ihrer Markteinführung vorgeht.

mehr lesen
H2 und Methanol: Projekt prüft Alternativen für Biogas-Standorte
H2 und Methanol: Projekt prüft Alternativen für Biogas-Standorte

Wasserstoff und Methanol können Alternativen für Biogas-Anlagen sein, deren Förderung bald ausläuft. Dazu untersucht das Forschungsprojekt  „BioMeSyn” die Erzeugung von Bio-Methanol an zwei niedersächsischen Bauernhöfen. Methanol-Produktion dient hier als Alternative zur klassischen Verstromung – und ergänzt die etablierte Option der Wasserstofferzeugung aus Biogas. Jetzt fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) das Vorhaben mit 800.000 Euro.

mehr lesen

H2 Talk

Bach
Wasserstoff im Wirtschafts-Check: Finanzexperten bewerten den H2-Markt
Matthias Kurras, Geschäftsführer der Maximator Hydrogen GmbH

Publikationen

Netzmeister 2023

Netzmeister 2023

Erscheinungsjahr: 2023

Für die Instandhaltung der Gas-, Wasser- und Fernwärmerohrnetze, die den mit Abstand größten Teil des Anlagevermögens von Versorgungsunternehmen ausmachen, trägt der Netzmeister die Verantwortung. Um den täglichen Anforderungen gerecht werden ...

Zum Produkt

Wasserstoff in der Praxis, Bd. 2: Gebäude- und Messtechnik

Wasserstoff in der Praxis, Bd. 2: Gebäude- und Messtechnik

Erscheinungsjahr: 2022

Das Buchreihe „Wasserstoff in der Praxis“ vermittelt Praktikern wichtige Informationen über den Stand der Technik und zukünftige Entwicklungen. Im 2. Band stehen die Themen “Gebäudetechnik” und “Messtechnik” im Fokus. ...

Zum Produkt

Wasserstoff in der Praxis, Bd. 1: Infrastruktur

Wasserstoff in der Praxis, Bd. 1: Infrastruktur

Erscheinungsjahr: 2021

Das Buchreihe „Wasserstoff in der Praxis“ vermittelt Praktikern wichtige Informationen über den Stand der Technik und zukünftige Entwicklungen. Im 1. Band werden die Herausforderungen dargestellt, die Wasserstoff an die Gasinfrastruktur und ...

Zum Produkt

Datenschutz
h2-news.de, Inhaber: Vulkan-Verlag GmbH (Firmensitz: Deutschland), würde gerne mit externen Diensten personenbezogene Daten verarbeiten. Dies ist für die Nutzung der Website nicht notwendig, ermöglicht aber eine noch engere Interaktion mit Ihnen. Falls gewünscht, treffen Sie bitte eine Auswahl:
Datenschutz
h2-news.de, Inhaber: Vulkan-Verlag GmbH (Firmensitz: Deutschland), würde gerne mit externen Diensten personenbezogene Daten verarbeiten. Dies ist für die Nutzung der Website nicht notwendig, ermöglicht aber eine noch engere Interaktion mit Ihnen. Falls gewünscht, treffen Sie bitte eine Auswahl: