Der European Hydrogen Backbone (EHB) ist eine 2020 gegründete Initiative zur Schaffung eines europaweiten Wasserstoff-Transportnetzes. Das European Hydrogen Backbone soll Industriecluster, Häfen und Wasserstofftäler miteinander verbinden und die Grundlage für künftig groß angelegte Wasserstoffversorgungskorridore bilden. Durch die Verbindung von Wasserstofferzeugern und -verbrauchern mit groß angelegten unterirdischen Wasserstoffspeichern könnte das vorgeschlagene europäische Wasserstoff-Backbone dazu beitragen, erneuerbare Energien zu integrieren und die dringend benötigte „grüne Versorgungssicherheit“ und europäische Energiesouveränität zu erreichen.
Ziel ist es, bis 2040 ein Pipelinenetz von 53.000 Kilometern aufzubauen, das 21 europäische Länder verbindet. Es soll größtenteils aus umgerüsteten Erdgasleitungen bestehen. Nur etwa 31 Prozent der geplanten Infrastruktur sollen aus neu errichteten Wasserstoffleitungen bestehen. Der European Hydrogen Backbone soll den Wasserstoff-Transport von den Produktionsstandorten zu Verbrauchszentren ermöglichen. Die geschätzten Investitionskosten für die Wasserstofftransportinfrastruktur liegen zwischen 43 und 81 Milliarden Euro. Die Finanzierung soll durch öffentliche und private Mittel erfolgen.
An dem European Hydrogen Backbone beteiligen sich 31 europäische Gasinfrastrukturunternehmen aus 25 EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegen, das Vereinigte Königreich und die Schweiz. Die Planung und Koordination erfolgen länderübergreifend. Das paneuropäische Wasserstoffnetz soll ein Schlüsselprojekt für die europäische Wasserstoffstrategie sein und soll maßgeblich zur Erreichung der Klimaziele beitragen.
Zielsetzung und Planung
Die ursprünglichen Meilensteine des European Hydrogen Backbones:
- Bis 2030: ist der Aufbau eines Startnetzes von 11.600 Kilometern geplant
- Bis 2035: soll das Wasserstoffnetz auf 28.400 Kilometer erweitert werden
- Bis 2040: wollen die europäischen Fernleitungsnetzbetreiber den Vollausbau auf 39.700 Kilometer realisieren
Nach der beschleunigten Vision soll bis 2030 bereits ein 28.000 Kilometer langes Pipelinenetz entstehen, das bis 2040 auf 53.000 Kilometer erweitert werden soll. Zwischen 2030 und 2040 soll der European Hydrogen Backbone weiterwachsen, mehr Regionen abdecken und neue Verbindungen zwischen den Mitgliedstaaten schaffen.
Europäische Wasserstoffstrategie
Die europäische Versorgung mit Wasserstoff läuft derzeit an und wird sich vor allem auf drei Säulen stützen: Solarenergie aus südeuropäischen Regionen, Offshore-Wind aus der Nord- und Ostsee sowie Onshore-Wind aus Osteuropa und Wasserstoffimporte aus Ländern außerhalb der EU. Experten erwarten, dass Wasserstoffimporte aus Namibia, Chile, Australien und dem Nahen Osten die bestehenden Erdgasimporte ergänzen und einen erheblichen Anteil an den künftigen Wasserstoffmengen ausmachen werden.
Bis 2030 strebt die EU eine Eigenproduktion von mehr als 10 Millionen Tonnen grünem Wasserstoff und den Import von weiteren 10 Millionen Tonnen an. Allein für die europäische Produktion wären rund 120 GW an installierter Offshore-Windkapazität erforderlich.
Bis zum Jahr 2050 soll sich die Nachfrage auf rund 1.700 TWh Wasserstoff pro Jahr in der EU steigern.
Der REPowerEU-Plan der Europäischen Kommission zielt darauf ab, bis 2030 bereits eine Gesamtmenge von 20,6 Millionen Tonnen Wasserstoff zu erreichen, um russisches Erdgas zu ersetzen. Dazu hat die EU fünf Pipeline-Korridore identifiziert, über die sie Wasserstoff nach Mitteleuropa importieren will, jeweils aus Regionen mit günstigen Produktionsbedingungen.
Die fünf Pipeline-Korridore
Korridor 1 – Südeuropa
In Südeuropa wird es wahrscheinlich einen Korridor für den Transport von Wasserstoff von Tunesien und Algerien über Italien nach Mitteleuropa geben. Dieser Korridor könnte auf bestehende Erdgasleitungen in Italien, Österreich, der Slowakei und der Tschechischen Republik zurückgreifen.
Korridor 2 – Frankreich, Portugal, Spanien
Auf der Iberischen Halbinsel könnte ein Korridor für den Export des dort produzierten grünen Wasserstoffs entstehen. Neue Verbindungen zwischen Portugal und Spanien sowie Frankreich könnten allen drei Ländern die Nutzung des grünen Wasserstoffs ermöglichen.
Dieser Korridor würde bis nach Deutschland reichen, und auch eine Verbindung nach Nordafrika ist möglich. So könnte der Wasserstoff auch kostengünstig in die Bedarfszentren in Deutschland geliefert werden.
Korridor 3 – Nordsee
Ein weiterer zusammenhängender Korridor soll in der Nordseeregion entstehen. Dieser soll auf Offshore-Windkraftanlagen, großen integrierten Wasserstoffprojekten und Schiffsimporten von Wasserstoffderivaten wie Ammoniak und Methanol aufbauen. Damit soll die Nachfrage in den Industrieclustern von Rotterdam, Zeebrügge, Antwerpen, Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Le Havre gedeckt werden. In ganz Deutschland werden Wasserstoff-Cluster entstehen, die an die Wasserstoffnetze in anderen nordwesteuropäischen Ländern angeschlossen werden.
Korridor 4 – Ostsee
Ein spezieller Versorgungskorridor wird die Versorgung mit Wasserstoff in den nordischen und baltischen Ländern mit dem übrigen Europa verbinden und auf Industrieclustern in den Regionen Jütland, Göteborg, dem Bottnischen Meerbusen und Industrieclustern in den baltischen Staaten und Polen aufbauen. Dieser Korridor wird hauptsächlich aus neu gebauten Pipelines bestehen.
Korridor 5 – Ost- und Südosteuropa
In Ost- und Südosteuropa wird ein Korridor die Wasserstoffausgangsstationen in Mitteleuropa mit Ländern wie Rumänien, Griechenland und der Ukraine verbinden. Die dortigen großen Kapazitäten für Solar- und Windenergie und die Möglichkeit, große Transitgaspipelines umzunutzen, machen diese Region zu einem attraktiven Kandidaten für die Wasserstofferzeugung in großem Maßstab.
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