H₂News: Herr Muratagic, Ihre neue grüne Berstscheibe LSR wurde speziell für den reduzierten Ressourceneinsatz optimiert. Können Sie uns Details zum Herstellungsprozess nennen, und inwiefern dieser sich von dem konventioneller unterscheidet?
Kenan Muratagic: Bei der LSR-Berstscheibe haben wir es geschafft, wesentlich weniger Energie im Herstellungsprozess zu verbrauchen. Konkret sparen wir etwa bei der Wärmebehandlung. Ein großer Fokus für das Engineering unserer Forschungs- und Entwicklungs-Abteilung lag zudem darauf, den Rohstoffeinsatz zu reduzieren. Über das spezielle Produktdesign konnten wir zum Beispiel das Gewicht des Berstscheibenhalters, je nach Variante, um mindestens 18 und bis zu 34 Prozent reduzieren. Zusätzlich hat der geringere Materialeinsatz einen positiven Einfluss auf den Energiebedarf beim Transport und die Entsorgung am Ende der langen Lebensdauer.
H₂News: Wasserstoffversprödung ist eine große Herausforderung bei H2-Anwendungen. Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Berstscheiben der Versprödung dauerhaft standhalten?
Muratagic: Viele unserer Kunden setzen unsere Berstscheiben bereits im Wasserstoffbereich ein und machen dabei sehr positive Erfahrungen. Eine Grundvoraussetzung ist, dass unsere Experten die Drucksicherung immer optimal anhand der individuellen Kundenspezifikation auslegen – auch wenn es darum geht, wasserstoffbasierter Rissbildung entgegenzuwirken. Dazu gehen wir gemeinsam ins Detail der Anwendung und schauen uns genau die Anforderungen an. Unser Engineering wägt dabei verschiedene Schwerpunkte ab: etwa die Optimierung des Installationsortes, die Beschichtung der Berstscheibe oder auch die Materialauswahl sind Faktoren, die wir angehen.
H₂News: Welche technischen Innovationen waren nötig, um die fragmentfreie Öffnung der LSR-Berstscheibe auch unter den Bedingungen von H2-Anwendungen zu gewährleisten?
Muratagic: Wir haben uns intensiv damit beschäftigt, welche Charakteristik die LSR-Berstscheibe haben muss, um entsprechenden Anwendungen gerecht zu werden: hervorragendes Öffnungsverhalten, Umkehrberst-Technologie, fragmentierungsfrei und vor allem dichtfrei. Um diese Charakteristik mit der grünen Nachhaltigkeit zu verknüpfen, haben wir per selbst entwickelter Lasertechnologie eine neue Form der Öffnungskerbung gestaltet.
H₂News: Bis zu welchen Drücken sind Ihre geschweißten Berstscheiben einsetzbar und wie testen Sie deren Zuverlässigkeit?
Muratagic: Unsere geschweißten Berstscheiben sind in einer großen Variantenvielfalt verfügbar. Sie sind für Ansprechdrücke ab circa 0,2 Bar und bis etwa 2000 Bar ausgelegt – abhängig von der Bauteilgröße. Jedes Teil wird vor Auslieferung zertifiziert. Das garantiert ihren sicheren Einsatz. Zusätzliche Validierungen von Kunden können wir darüber hinaus erfüllen.
H₂News: Welche speziellen Anforderungen stellt Wasserstoff an Sicherheitsarmaturen, besonders im Bereich der Tankstellen und Pipelines?
Muratagic: Im Wasserstoffbereich haben wir es mit Anforderungen wie zum Beispiel Leckagefreiheit, geringerer Wartungsaufwand, präzises Öffnen und Fragmentierungsfreiheit zu tun. Natürlich hat jede spezielle Anwendung beziehungsweise Applikation noch weitere individuelle Anforderungen, die es zu erfüllen gilt.
H₂News: In welchen Bereichen der Wasserstoff-Wertschöpfungskette ist Bormann & Neupert by BS&B darüber hinaus aktiv, und welche Produkte und Projekte sind ggf. noch in Planung?
Muratagic: Der Wasserstoffbereich bietet diverse Anwendungsfelder wie Transportbehälter, Speichersysteme, druckbetriebenes Equipment und viele weitere. Bormann & Neupert by BS&B ist in diversen Projekten beteiligt und bietet für die Wasserstoff-Wertschöpfungskette nicht nur Berstscheiben an, sondern auch Flammensperren, Explosionsdruckentlastungen, Druckregler oder Tankschutzarmaturen.
H₂News: Herr Muratagic, vielen Dank für das Gespräch!
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