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„Es bedarf zwingend eines fairen Finanzierungsmechanismus“

Am 16. September hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft eine Studie zur Finanzierung von Wasserstoffspeichern veröffentlicht. Die von Frontier Economics durchgeführte Analyse zeigt, wie der Bau einer Infrastruktur zur unterirdischen H2-Speicherung noch rechtzeitig gelingen könnte. Was sagt Doug Waters, der CEO von Deutschlands größtem Gasspeicherbetreiber Uniper Energy Storage, zu den Vorschlägen? Wir durften exklusiv mit ihm sprechen.

von | 24.09.24

Doug Waters ist seit 2020 CEO von Uniper Energy Storage
Waters

H₂News: Herr Waters, in der letzten Woche wurde die durch den BDEW in Auftrag gegebene Studie „FINANZIERUNGSMECHANISMUS FÜR DEN AUFBAU VON WASSERSTOFFSPEICHERN“ von Frontier Economics in Berlin vorgestellt. Wie steht Uniper zu den Ergebnissen dieser Studie? 

Doug Waters: Zunächst zeigt die Studie auf, dass Wasserstoff essentiell ist und eine entscheidende Rolle im zukünftigen dekarbonisierten Energiesystem spielen wird. Es bedarf zwingend eines fairen Finanzierungsmechanismus, um den Aufbau von ausreichend Wasserstoffspeichern sicherzustellen, deren Errichtung lange Zeit bevor der Wasserstoff produziert wird, begonnen werden muss. Die Studie bewertet anhand definierter Kriterien acht verschiedene Instrumente zur Beanreizung des Wasserstoffspeicherhochlaufs. Uniper unterstützt das Ergebnis und die Empfehlung zum Einsatz von erlösbasierten Differenzverträgen (CfDs, Contracts for Difference) sowie das Amortisationsverfahren.

H₂News: Könnten Sie uns kurz erläutern, was die gemachten Vorschläge für Uniper bedeuten würden?

Waters: Um zeitnahe Investitionen in Wasserstoffspeicher anzureizen und so die Entwicklung ausreichender Kapazitäten zur Umsetzung der Energiewende sicherzustellen, sind finanzielle Anreizinstrumente zur Unterstützung der Investitionsentscheidungen für den Markthochlauf erforderlich. Entschließt sich die Politik zu einem kostenregulierten Zugangsregime, würde es im Wesentlichen darauf ankommen, möglichst frühzeitig, also spätestens 2026, einen stabilen Rechtsrahmen zu bekommen, der Investitionssicherheit gewährleistet. Das würde auch sicherstellen, dass dem Markt ab 2030 erste Wasserstoffspeicherkapazitäten tatsächlich zur Verfügung stehen könnten.

Einfach ausgedrückt: Der vorgeschlagene Mechanismus würde nach dem, was wir bisher gesehen haben, das Ertragsrisiko für ein Projektentwicklungsunternehmen beseitigen, indem er es ihm ermöglicht, eine finanzielle Entscheidung über ein langfristiges Infrastrukturprojekt zu treffen, bevor die endgültige Nachfrage und der Zeitplan für die Nutzung klar sind. Dadurch würde im Wesentlichen das wirtschaftliche Verlustrisiko beseitigt werden. Im Gegenzug wird jeder Gewinn zu Recht an das System zurückgegeben. Dieses Risiko bzw. diese Gewinne liegen daher bei denjenigen, die am besten in der Lage sind, das Ergebnis zu kontrollieren, d. h. bei denjenigen, die den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft im weiteren Sinne steuern.

Wie man aus der aktuellen Marktpreissituation für Erdgasspeicher für die kommenden Speicherjahre sehen kann, besteht die Gefahr, dass die marktlichen Anreize Speicher zu buchen und zu befüllen nicht ausreichend sind und ggf. der Marktgebietsverantwortliche THE (Trading Hub Europe) die Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben übernehmen muss. Daher adressiert die Studie richtigerweise nicht nur die bedarfsgerechte Schaffung von Speicherkapazitäten für Wasserstoff, sondern auch Maßnahmen, um das für die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit notwendige Maß an Speicherkapazitäten für Erdgas in den kommenden Jahren abzusichern. Der Vorschlag in der Studie unterstützt einen durch die Politik flexibel steuerbaren, effizienten Markthochlauf von Wasserstoff und gewährleistet parallel eine auch künftig sichere Erdgasversorgung, und dies zu volkswirtschaftlich geringstmöglichen Kosten. Und dies wäre nicht nur für Projektentwickler, wie Uniper, gut, sondern käme auch der Gesellschaft zugute.

H₂News: Sind die in der Studie dargestellte Roadmap und der zeitliche Ablauf realistisch? 

Waters: Es ist eine Herausforderung, aber möglich, wenn die notwendigen Entscheidungen getroffen und ohne Verzögerung umgesetzt werden. Es gibt viele Hindernisse, wie z. B. Genehmigungen, die Finanzierung und die Vorlaufzeit von 5-6 Jahren bei der Umwidmung bestehender Erdgasspeicher bzw. 10-11 Jahren für den Speicherneubau. Dafür ist aus unserer Sicht auch wichtig, dass die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz angekündigte Wasserstoffspeicherstrategie noch vor Jahresende vorgelegt wird. Unterdessen bereiten wir uns vor und legen unter anderem mit unserem Wasserstoffspeicher-Forschungsprojekt HyStorage in Bayern und unserer Wasserstoff-Pilotkaverne in Krummhörn erste technische Grundlagen für einen schnelleren Wasserstoffhochlauf in den nächsten Jahren.

H₂News: Herr Waters, vielen Dank für das Interview!

Das offizielle Statement des BDEW finden Sie hier.

Zur vollständigen Studie gelangen Sie hier.

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