Der Nationale Wasserstoffrat warnt: Ohne entschiedenes Handeln verliert Deutschland den Anschluss in der globalen Wasserstofftechnologie. Die Transformation zur Wasserstoffwirtschaft stehe an einem kritischen Wendepunkt. Deswegen hat der NWR hat nun Klartext gesprochen: Es braucht einen umfassenden Strategiewechsel – von der Infrastruktur für emissionsfreie Mobilität über Sicherheitsstandards bis hin zur Forschung für wettbewerbsfähige Elektrolyseure. Dazu hat der NWR am 13. März mehrere Stellungnahmen zu den verschiedenen Bereichen veröffentlicht und entsprechende Handlungsempfehlungen vorgelegt.
Handlungsempfehlungen zur Stärkung der Sicherheitskultur im Wasserstoffhochlauf
Der NWR betont in einer aktuellen Stellungnahme, dass der Erfolg des Wasserstoffhochlaufs von einer starken Sicherheitskultur abhängt. Kernpunkte dieser sind:
- Die Entwicklung umfassender Sicherheitsstandards
- Der Aufbau von Wissen und Kompetenzen
- Ein transparenter Umgang mit Risiken
Besonders wichtig seien ein koordiniertes Vorgehen und die Zusammenarbeit zwischen Industrie, Wissenschaft und Regulierungsbehörden, so der NWR. Er empfiehlt die Schaffung einer zentralen Datenbank zur Erfassung von Betriebserfahrungen, ähnlich der amerikanischen HyRAM+-Datenbank.
Eine zentrale Herausforderung besteht in der Harmonisierung unterschiedlicher Risikobewertungsansätze. Während Deutschland bisher vorwiegend qualitative Methoden nutzt, setzen andere Länder verstärkt auf quantitative Analysen. Der Rat schlägt einen integrativen Ansatz vor, der beide Methoden kombiniert.
Für kleine und mittlere Unternehmen sollen Ressourcen bereitgestellt werden, um ihre Beteiligung an Sicherheitsforschung zu erleichtern. Ziel ist es, Vertrauen in die Wasserstofftechnologie zu schaffen und gleichzeitig innovative und sichere Lösungen zu entwickeln.
Wasserstoff im Straßenverkehr
Insbesondere für den Schwerlastverkehr bietet grüner Wasserstoff eine emissionsfreie Alternative mit schnellen Betankungszeiten. Doch während Länder wie Japan, Korea und China massiv in Wasserstofftechnologien investieren, stagniert der deutsche Ausbau. Derzeit gibt es in Deutschland weniger als 80 Wasserstofftankstellen, davon sind nur rund 40 für den Schwerlastverkehr geeignet.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, fordert der Rat einen umfassenden Strategiewechsel. Dazu gehören:
- Ein dynamischer Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur
- Gezielte Förderung von Brennstoffzellen- und Cryotechnologien
- Abbau bürokratischer Hürden
- Steuerliche Anreize für Wasserstoff-Fahrzeuge
Die Chancen sind vielversprechend: Der globale Wasserstoffmarkt wächst, und Deutschland könnte mit einer gezielten Strategie eine Führungsrolle einnehmen. Der Rat betont: Jetzt müssen die Weichen gestellt werden, um nicht erneut – wie bei der Elektromobilität – eine Technologiechance zu verpassen.
Zentral bleibt die Entwicklung einer flächendeckenden, wirtschaftlichen Wasserstoffinfrastruktur. Regionale Wasserstoff-Hubs sollen dabei helfen, Produktion, Lagerung und Verteilung zu optimieren. Langfristig soll ein klimaneutrales Wasserstoffsystem entstehen, das die Mobilitätswende entscheidend vorantreibt.
Wasserstoffforschung zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie
Außerdem sieht der NWR dringenden Handlungsbedarf bei der Entwicklung der vier Elektrolysetechnologien, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu sichern. Jede Technologie erfordert spezifische Forschungsansätze – von der Optimierung von Elektrodenmaterialien bis hin zur Reduktion von Platingruppenmetallen.
Besonders herausfordernd ist der Kostendruck. Neue Anbieter aus China und Indien drängen mit günstigen Elektrolyseuren auf den Markt und setzen deutsche Unternehmen unter Druck. Der NWR empfiehlt daher eine Strategie mit Fokus auf automatisierter Fertigung, Materialreduzierung und Lebensdauerverlängerung.
Ein weiterer kritischer Punkt sind die Sicherheitsaspekte: Die Verwendung von PFAS-Materialien, die für viele Elektrolyseure essenziell sind, steht derzeit im Spannungsfeld regulatorischer Überprüfungen.
Die Nationale Wasserstoffstrategie verfolgt das Ziel, Deutschland eine starke Marktposition in der Wasserstofftechnologie zu sichern. Dafür sind massive Investitionen in Forschung und Entwicklung unerlässlich.
Forderungen an die neue Bundesregierung
Der NWR warnt in einer Stellungnahme vor Verzögerungen beim Ausbau der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland und Europa. Trotz ambitionierter Klimaziele sehen die Experten erhebliche Hindernisse auf dem Weg zur Energiewende:
- Kosten für die Produktion von Wasserstoff sind deutlich höher als ursprünglich erwartet
- Zertifizierungsverfahren sind sehr kompliziert
- Finanzierungsunsicherheiten erschweren den Markthochlauf
- Bestehende Förderprogramme und Projektfinanzierungen reichen derzeit nicht
Der Rat empfiehlt daher eine enge europäische Zusammenarbeit. Konkret fordert er vereinfachte regulatorische Rahmenbedingungen, gezielte Investitionen in Wasserstofftechnologien und den Ausbau der notwendigen Infrastruktur. Auch die Ausbildung von Fachkräften und der Wissenstransfer müssen nach Ansicht des NWR deutlich verstärkt werden.
Der Nationale Wasserstoffrat unterstreicht: Der Transformationsprozess müsse jetzt beschleunigt werden, um Europa eine führende Rolle in der globalen Wasserstoffwirtschaft zu sichern.