Ein Zusammenschluss aus mehreren Verbänden, der sogenannte „Wasserstoffachter“, hat am 13. Mai 2025 ein Positionspapier zum aktuellen FEP veröffentlicht. Darin weisen die Verbände auf die Kollision zwischen dem aktuellen FEP-Zeitplan und den im Koalitionsvertrag vorgesehenen Änderungen des Windenergie-auf-See-Gesetzes hin.
In den aktuellen Planungen des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sind die Zonen 4 und 5 der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) in der Nordsee ausschließlich für strombasierte Offshore-Netzanbindungen vorgesehen. Der Koalitionsvertrag hingegen zielt darauf ab, einen Teil der Offshore-Windenergie als Wasserstoff per Pipeline über das Wasserstoff-Kernnetz ans Land zu transportieren.
Durch eine optimierte Kombination von Strom- und Wasserstoffinfrastruktur können Kosten gesenkt, Netzengpässe reduziert und die Effizienz der Offshore-Windenergie maximiert werden, betont das Bündnis. „Der beste Business Case für Windkraft ist Wasserstoff – und umgekehrt”, erklärt Robert Seehawer, Geschäftsführer von AquaVentus. „Wasserstoff aus den weitentfernten Gebieten der Nordsee ist der Schlüssel für die Vollendung der Energiewende.”
Alternative zu Überbauung und Spitzenkappung
Die im Februar 2025 vom BSH konsultierte pauschale Überbauung und Spitzenkappung von Windparks birgt laut dem Wasserstoffachter betriebs- und volkswirtschaftliche Risiken. Die Verbände argumentieren, dass die Integration der Offshore-Elektrolyse Ertragsverluste bei Erzeugungsspitzen reduzieren kann – im Gegensatz zur Spitzenkappung.
Hybride Anschlusskonzepte ermöglichen eine kosteneffiziente Kombination von Offshore-Windkraft und Wasserstoffproduktion auf See. Die intelligente Sektorenkopplung erlaubt die flexible Nutzung der Stromproduktion, reduziert Redispatch-Maßnahmen und ermöglicht die Wasserstoffproduktion bei niedrigen Strompreisen.
Forderung nach europäischer Harmonisierung
Der Wasserstoffachter empfiehlt einheitliche europäische Standards für die Offshore-Wasserstoffproduktion und deren Transport. Die koordinierte Offshore-Netzplanung müsse Strom- und Wasserstoffnetze miteinander verzahnen und effizient aufeinander abstimmen – inklusive grenzüberschreitender Investitionsmechanismen.
Die regulatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen für Pilotprojekte zur Offshore-Elektrolyse sollten unter den Nordsee-Anrainerstaaten koordiniert werden. Diese Koordination zielt darauf ab, bestmögliche Erkenntnisse für die Skalierung der Technologie zu liefern.
Konkrete Maßnahmen für optimierte Offshore-Nutzung
Die Verbände fordern konkret:
- Die zeitnahe Ermöglichung kombinierter Anschlusskonzepte aus Seekabel und Pipeline im Windenergie-auf-See-Gesetz
- Die Festlegung von Flächen in den Zonen 4 und 5 der AWZ für Strom- und Wasserstoffproduktion in räumlicher Nähe zur Offshore-Pipeline AquaDuctus
- Die Schaffung regulatorischer Rahmenbedingungen für Offshore-Wasserstoff-Hubs zur Senkung der Infrastrukturkosten
„Wir müssen ideologische Scheuklappen ablegen. Die Energieträger dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden”, mahnt Jörg Singer, Vorstandsvorsitzender von AquaVentus. Weder durch vorschnelle Gesetzgebung noch durch einseitige Planungsprämissen dürften Vorfestlegungen getroffen werden, die eine kosteneffiziente Umsetzung der Energiewende gefährden.
Der Flächenentwicklungsplan, der 2026 in die weitere Konsultationsphase geht, müsse zwingend technologieoffen gestaltet werden, so die Forderung der im Wasserstoffachter zusammengeschlossenen Verbände. Mit dem Bau der Pipeline AquaDuctus sei bereits der erste Schritt getan. Nun müsse die Festlegung von Flächen in Pipelinenähe sowie Offshore-Wasserstoff-Hubs folgen.