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Grünes Licht für H2-Handel: EU gibt drei Zertifizierungssysteme frei

Ein letzter Meilenstein für die Wasserstoffwirtschaft im Jahr 2024: Die EU-Kommission hat mit ISCC, CertifHy und REDcert gleich drei Zertifizierungssysteme für erneuerbare Kraftstoffe nicht-biologischen Ursprungs (RFNBOs) anerkannt. Damit können Produzenten von grünem Wasserstoff und E-Fuels bald offiziell nachweisen, dass ihre Produkte die EU-Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Die Entscheidung galt vielen Beobachtern als überfällig: Bis 2030 sollen 42,4% des in Europa verbrauchten Wasserstoffs RFNBO-konform sein. Die Anerkennung der Systeme könnte Unternehmen nun mehr Planungssicherheit für ihre Wasserstoffprojekte geben.

von | 23.12.24

EU-Parlament in Straßburg
© doganmesut / Adobe Stock #332717406
Zertifizierungssysteme

Die EU-Kommission hat kurz vor Jahresende drei Zertifizierungssysteme für erneuerbare Kraftstoffe nicht-biologischen Ursprungs (RFNBOs) anerkannt. Mit der Entscheidung vom 19. Dezember können nun grüner Wasserstoff und darauf basierende E-Fuels über ISCC, CertifHy und REDcert zertifiziert werden.

„Die Spannung ist vorbei, das Spiel kann beginnen”, kommentierte Flore de Durfort, Geschäftsführerin des auf Wasserstoff-Zertifizierung spezialisierten Start-ups Atmen auf LinkedIn. Die Branche könne nun endlich Gase und Kraftstoffe nach europäischem Standard als erneuerbar zertifizieren lassen. Anfang des Jahres hatte Atmen eine Millioneninvestition erhalten, um sein digitales Tool zur automatisierten JH2-Zertifizierung weiterzuentwickeln.

Wichtiger Schritt für EU-Wasserstoffmarkt

Die Zertifizierung ist für die Wasserstoffbranche von zentraler Bedeutung, denn die EU hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2030 sollen 42,4 Prozent des in Europa verbrauchten Wasserstoffs RFNBO-konform sein. „Diese offizielle Anerkennung ist nicht nur ein Meilenstein für die Zertifizierungssysteme, sondern für das gesamte Clean-Hydrogen-Ökosystem”, betonte Matthieu Boisson, Geschäftsführer von CertifHy, in einer Pressemitteilung vom 23. Dezember.

Mit den Zertifikaten können Wasserstoff- und E-Fuel-Produzenten:

  • Die Einhaltung der EU-Vorschriften nachweisen
  • Zugang zu Förderprogrammen der EU bzw. EU-Mitgliedsstaaten erhalten
  • Den grenzüberschreitenden Handel erleichtern
  • Ihre Marktchancen erweitern

Die Anerkennung der Zertifizierungssysteme folgt auf die Überarbeitung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED), die am 20. November 2023 in Kraft trat. Die EU-Mitgliedstaaten haben noch bis Mai 2025 Zeit, die meisten Bestimmungen in nationales Recht umzusetzen.

Die drei Zertifizierungssysteme im Überblick

CertifHy ist seit seiner Gründung 2014 auf Wasserstoff und E-Fuels spezialisiert. Das System bietet zwei verschiedene Zertifizierungsoptionen: Das neue EU-RFNBO-Schema und das bereits etablierte Non-Governmental Certificate (NGC) Scheme für erneuerbaren und CO2-armen Wasserstoff. CertifHy unterstützt Unternehmen zusätzlich mit einer eigenen Akademie und einem Pre-Certification-Programm, das sie auf die eigentliche Zertifizierung vorbereitet. Eine Besonderheit ist die aktive Stakeholder-Plattform, über die Industrie, Behörden und Wissenschaft an der Weiterentwicklung der Zertifizierungsstandards mitwirken.

ISCC kommt bereits seit Jahrzehnten bei der Biokraftstoff-Zertifizierung zum Einsatz. Das System wurde 2012 mit ISCC PLUS auf weitere Branchen wie die chemische Industrie ausgeweitet und deckt nun auch RFNBOs ab. ISCC zeichnet sich durch seine globale Reichweite und die Möglichkeit aus, CO2-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu berechnen und zu dokumentieren. Das System ermöglicht sowohl die Massenbilanzierung als auch eine physische Trennung der Stoffströme.

REDcert hat sich ebenfalls aus der Biokraftstoff-Zertifizierung entwickelt und wird besonders in Deutschland häufig genutzt. Das System ist eng an den Anforderungen der Renewable Energy Directive (RED) ausgerichtet.

Mehrere Systeme bieten Flexibilität

Allen drei Systemen ist gemeinsam, dass sie eine lückenlose Rückverfolgbarkeit in der gesamten Lieferkette sowie transparente Regeln für die Massenbilanzierung ermöglichen sollen. Dies ist für die aufkommende Wasserstoffwirtschaft besonders relevant, da die Herkunft des Stroms für die Elektrolyse und die THG-Bilanz der Produktion nachgewiesen werden müssen, damit Wasserstoff als erneuerbar bzw. “grün” deklariert werden kann. .

Die Zertifizierungssysteme hat die Kommission nach eigenen Angaben umfassend geprüft. Im Fall von ISCC waren nach einer ersten Einreichung im September 2023 noch Änderungen erforderlich. Mit den überarbeiteten Versionen konnten alle drei Systeme nachweisen, dass sie die EU-Anforderungen für die Zertifizierung von RFNBOs vollständig erfüllen. Die neuen Zertifizierungsmöglichkeiten gelten zunächst bis Ende 2029.

Die Parallelität der Systeme bietet der Branche Flexibilität: Unternehmen können das für ihre spezifischen Bedürfnisse am besten geeignete System wählen. Dabei können Faktoren wie geografische Abdeckung, bestehende Zertifizierungen oder spezielle Serviceangebote eine Rolle spielen.

 

(Quellen: EU-Kommission, CertifHy, Atmen/2024)

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