Die Vereinbarung über den Wasserstoffbezug der Raffinerie Leuna hat laut RWE „Signalcharakter“ für den deutschen Markt. Durch den Einsatz von 30.000 Tonnen grünen Wasserstoffs in der sachsen-anhaltinischen Raffinerie sollen jährlich 300.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Dies entspreche dem durchschnittlichen Jahresausstoß von etwa 140.000 Pkw.
„Wir sind stolz darauf, mit TotalEnergies in Deutschland den ersten langfristigen Abnahmevertrag für grünen Wasserstoff in dieser Größenordnung abgeschlossen zu haben“, erklärte Markus Krebber, CEO der RWE AG. „Sechs Monate nach der Investitionsentscheidung für den Bau unserer 300-Megawatt-Elektrolyse in Lingen haben wir mit TotalEnergies einen wichtigen Ankerkunden gesichert. Das zeigt, dass Wasserstoff mit den richtigen Anreizen für Abnehmer funktioniert.”
Grüner Wasserstoff für die Raffinerie Leuna
Die vereinbarten 30.000 Tonnen grünen Wasserstoffs werden in der 300-Megawatt-Elektrolyseanlage von RWE in Lingen (GET H2 Nucleus) produziert, die bis 2027 in Betrieb gehen soll. Zwei der drei dafür geplanten Elektrolyseure mit je 100 MW Leistung hatte RWE Ende 2022 bei Linde Engineering und dem Elektrolyse-Hersteller ITM Power bestellt. Im September hatte Sunfire den Auftrag für den Bau der restlichen 100 MW erhalten.
Um eine zuverlässige Lieferung zu gewährleisten, will RWE zudem seinen unterirdischen Wasserstoffspeicher in Gronau-Epe in die Lieferkette implementieren. Die Inbetriebnahme des Speichers hat die Konzerntochter RWE Gas Storage West ebenfalls für 2027 anvisiert. Gemäß den Vorgaben der EU (RED II und III) dürfen die Elektrolyseure nur mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betrieben werden, der in derselben Stunde wie der Wasserstoff erzeugt wurde.
RWE betont, dass die Lieferbeziehung mit TotalEnergies erst durch das Wasserstoff-Kernnetz ermöglicht werde. Seine Umsetzung hatte die Bundesnetzagentur im Oktober 2024 genehmigt. Es soll Wasserstoff-Produktionsstandorte wie Lingen über Hochdruckpipelines mit Verbrauchszentren wie Leuna miteinander verbinden, rund 9.700 Kilometer umfassen und zwischen 2025 und 2032 schrittweise durch Umwidmung bestehender Gasleitungen sowie teilweisen Neubau in Betrieb gehen. Am 12. März hatte der Gasnetzbetreiber Gascade die Erstbefüllung eines Kernnetz-Abschnitts mit Wasserstoff gemeldet.
Politische Unterstützung aus zwei Bundesländern
Sowohl Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil als auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff begrüßten die Vereinbarung. Weil betonte die Vorreiterrolle Niedersachsens bei der Produktion von grünem Wasserstoff: „50 Prozent der von der EU genehmigten Produktion von grünem Wasserstoff in Deutschland kommen aus Niedersachsen, und 20 Prozent des Wasserstoff-Kernnetzes werden in Niedersachsen realisiert.”
Haseloff unterstrich die Bedeutung für den Chemiestandort Sachsen-Anhalt: „Für den Erhalt und die Modernisierung unserer Chemischen Industrie ist die Wasserstoffnutzung ein zentraler Baustein.” Die Vertragsunterzeichnung sei ein Beleg für „die herausragende Stellung Sachsen-Anhalts” beim Wasserstoffhochlauf.
Hintergrund
TotalEnergies hat europaweit einen Bedarf von 500.000 Tonnen grünen Wasserstoffs pro Jahr ausgeschrieben, um ihre Raffinerien in Europa zu dekarbonisieren. Raffinerien nutzen bereits heute große Mengen Wasserstoff, der jedoch überwiegend aus fossilem Erdgas stammt und damit hohe CO2-Emissionen verursacht.
In Deutschland soll die Treibhausgasquote (THG-Quote) Kraftstofflieferanten dazu motivieren, die Emissionen ihrer Kraftstoffe schrittweise zu reduzieren. Der Einsatz von erneuerbarem Wasserstoff bietet Raffinerien dabei eine Möglichkeit, Emissionen zu senken und ihre THG-Quote zu verbessern.