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AquaDuctus, SoutH2 und Co.: Wichtige H2-Infrastrukturprojekte erhalten PCI-Status

Die Europäische Kommission hat gestern (28.11.) die finale Liste der „Projects of Common Interest“ (PCI) veröffentlicht. Mehrere transnationale Wasserstoff-Infrastrukturprojekte erhalten demnach nun den begehrten Förderstatus. Unter den honorierten Vorhaben befinden sich mehrere mit deutscher oder österreichischer Beteiligung, darunter AquaDuctus, Flow - Making Hydrogen Happen sowie die Teilprojekte des SoutH2-Corridor zwischen Italien, Österreich und Deutschland. 

von | 29.11.23

Bau der Europäische Gas-Anbindungsleitung (EUGAL) durch Gascade. Ein Großteil der H2-Pipelineprojekte soll bestehende Infrastruktur nutzen, teils muss sie neu gebaut werden
© Gascade
© Gascade

29. November 2023 | Die Europäische Kommission hat gestern (28.11.) die finale Liste der „Projects of Common Interest“ (PCI) veröffentlicht. Mehrere transnationale Wasserstoff-Infrastrukturprojekte sollen demnach nun den begehrten Förderstatus erhalten. Unter den honorierten Vorhaben befinden sich mehrere mit deutscher oder österreichischer Beteiligung, darunter AquaDuctus, Flow – Making Hydrogen Happen sowie die Teilprojekte des SoutH2-Corridor zwischen Italien, Österreich und Deutschland.

EU-Energie-Kommissarin Kadri Simson auf den "4. PCI-Tagen" am 28. November. Hier kündigte sie den PCI-Status für 166 Projekte zur Umsetzung des europäischen Green Deal an (© European Commission/Audiovisual Services)

EU-Energie-Kommissarin Kadri Simson auf den “4. PCI-Tagen” am 28. November (© European Commission/Audiovisual Services)

Die PCI-Liste umfasst insgesamt 166 Vorhaben. 65 davon stammen aus dem Bereich Wasserstoff und Elektrolyseure. Eine interaktive Karte finden hat die EU-Kommission hier zur Verfügung gestellt. Aktuell liegt die Liste noch in Form eines delegierten Rechtsaktes vor.

Der PCI-Status ermöglicht Projektbetreibern den Zugang zu öffentlichen Förderinstrumenten für die Umsetzung ihrer Vorhaben. Daher erhalten ausschließlich Infrastrukturprojekte den Status, die nach den Worten des hessischen Fernleitungsnetzbetreibers (FNB) Gascade “zur Vollendung des europäischen Energiebinnenmarkts und der Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele der Europäischen Union” beitragen sollen.

Der von der Kommission jetzt abgesegnete Zugang zu europäischen Fördermitteln aus der Fazilität „Connecting Europe“ (kurz CEF) bedarf noch der Zustimmung des europäischen Rates und des europäischen Parlaments. Ein weiterer Vorzug des endgültigen PCI-Status wären beschleunigte Genehmigungs- und Umsetzungsverfahren für die Leitungsprojekte.

AquaDuctus & Flow – making hydrogen happen

Beide Projekte waren bereits Bestandteil des Mitte November vorgestellten Entwurfs des deutschen Wasserstoff-Kernnetzes. Der nun erlangte PCI-Status ist ein wichtiges Kriterium dafür, weiterhin Bestandteil des geplanten Kernnetzes zu bleiben.

Gascade CEO Dr. Christoph von dem Bussche rechnet damit, dass die ersten Kapazitäten der Offshore-Pipeline Aquaductus ab 2030 bereitstehen. Im Januar hatte der Netzbetreiber den PCI-Status für die rund 400 km lange Nordsee-Pipeline beantragt. Sie soll nach Willen von Gascade und Kooperationspartner Fluxys zum „Dreh- und Angelpunkt der europäischen Offshore-Wasserstoffinfrastruktur“ werden.

Geplanter Verlauf von AquaDuctus (Quelle: Gascade)

Geplanter Verlauf von AquaDuctus (Quelle: Gascade)

Flow – making hydrogen happen soll wiederum den Ostsee-Raum wasserstofftechnisch erschließen und setzt dafür vor allem auf Umstellung. Von dem Bussche gibt an, dass noch in 2025 rund 480 Leitungskilometer von Lubmin an der Ostsee-Küste bis an die Grenze der Tschechischen Republik von Erdgas- auf Wasserstoff-Transport umgerüstet würden. Insgesamt ist das Gemeinschaftsprojekt dreier Netzbetreiber auf ein Wasserstoff-Teilnnetz von 1.100 km ausgelegt.

SoutH2 Corridor

Der SoutH2 Corridor soll 3.300 km lang werden und Nordafrika, Italien, Österreich und Deutschland mit günstigem grünen Wasserstoff aus dem südlichen Mittelmeerraum versorgen. Derzeit sind vier europäische FNB an der Entwicklung beteiligt: bayernets, Gas Connect Austria (GCA), Trans Austria Gasleitung (TAG) und die italienische Snam S.p.A. Bereits 2030 soll der Korridor voll funktionsfähig sein. Er besteht aus den folgenden Teilprojekten, die nun allesamt den PCI-Status erhalten haben:

  • „HyPipe Bavaria – The Hydrogen Hub“ von bayernets GmbH
  • „H2 Backbone WAG + Penta-West“ von Gas Connect Austria GmbH
  • „H2 Readiness of the TAG pipeline system“ von Trans Austria Gasleitung GmbH
  • „Italian H2 Backbone“ von Snam Rete Gas
SoutH2 soll Wasserstoff aus Nordafrika in süddeutsche Industriezentren bringen (© Snam)

SoutH2 soll Wasserstoff aus Nordafrika in süddeutsche Industriezentren bringen (© Snam)

Der südliche Wasserstoffkorridor hatte bereits im Mai Zuspruch von den Energieministerien Italiens, Österreichs und Deutschlands erfahren. Deutschland und Italien bekräftigten bei deutsch-italienischen Regierungskonsultationen am 22. November 2023 zudem die Zusammenarbeit zur Diversifizierung der Energieversorgung und zur Entwicklung neuer Wasserstoffverbindungen.

Freude bei FNB

Bayernets wertet die PCI-Einstufung von HyPipe Bavaria als “Meilenstein”. Das Leitungsbauprojekt stelle die Weichen für den Wasserstoffimport nach Bayern sowie die Diversifizierung der deutschen Wasserstoffversorgung insgesamt. Das Projekt soll ca. 300 km lang sein und Wasserstoff vom Importpunkt Burghausen an der Grenze zwischen Österreich und Bayern über München und Ingolstadt in den Norden und Südwesten Deutschlands transportieren. Erste Ideen zu dem Projekt gab es im Frühjahr 2022.

Auch GCA und TAG begrüßen die PCI-Wertung ihrer Teilprojekte. TAG-CEO Daniele Gamba, unterstrich, dass das die geplante Umstellung einer 380 km langen Erdgaspipeline von der italienisch-österreichischen bis zur österreichisch-slowakischen Grenze auf Wasserstoff im Wesentlichen “nur den Bau neuer Verdichterstationen” erfordere. Zudem partizipiere die Leitung auch am geplanten SunsHyne Corridor und stelle somit eine Anbindung an den östlichen Importkorridor dar:

“Dieses Projekt wird es uns ermöglichen, uns zu einem multimolekularen Fernleitungsnetzbetreiber zu entwickeln, der in der Lage ist, auf die Transportbedürfnisse seiner Kunden zu reagieren und gleichzeitig den Auftrag zum Transport von Erdgas zu erfüllen,“ betonte Gamba.

Das GCA-Projekt „H2 Backbone WAG + Penta-West“ wurde nach Angaben des Unternehmens mehrfach in die PCI-Liste aufgenommen. Es zielt darauf ab, bis 2030 die West-Austria-Gasleitung (WAG) sowie die Leitung Penta-West (PW) um durchgängige Parallelstränge zum Transport von Wasserstoff zu ergänzen. Dabei sollen über 200 km neue Leitung errichtet sowie 140 km umgerüstet werden. Dies soll Wasserstoff-Transporte zwischen der Slowakei und Österreich sowie zwischen Österreich und Deutschland im Ausmaß von bis zu 150 GWh/Tag ermöglichen.

 

(Quellen: Europäische Kommission, Gascade, Bayernets, GCA, TAG/2023)

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