Das Projekt GET H2 Nukleus verbindet die klimaneutrale Erzeugung von grünem Wasserstoff in Norddeutschland mit industriellen Abnehmern in NRW und Niedersachsen. Evonik treibt die Initiative mit Unternehmen aus der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette voran. Nun hat der Chemiekonzern die Umrüstung einer früheren Erdgasleitung beendet. Die Arbeiten an der Wasserstoffpipeline dauerten knapp zwei Jahre.
„Es ist eine besondere Leistung, die auch unsere Innovationskraft im Bereich der Wasserstoffinfrastruktur unterstreicht”, sagt Andreas Cieslik, Leiter des Pipelinegeschäfts bei Evonik.
Die Gesamtstrecke umfasst drei Abschnitte: Eine 41 Kilometer lange frühere Erdgasleitung wurde auf Wasserstoff umgestellt. Eine neue, drei Kilometer lange Pipeline quert den Chemiepark Marl. An der Grundstücksgrenze verbindet sie eine zehn Kilometer lange Wasserstoffpipeline nach Gelsenkirchen-Scholven. Die Pipeline transportiert grünen Wasserstoff aus mehreren 100 Megawatt Elektrolysekapazität in Norddeutschland. Der elektrische Strom für die Elektrolyse stammt aus erneuerbaren Energiequellen.
Chemiepark erhält direkten Wasserstoffanschluss
Der Chemiepark Marl gehört zu den größten Chemiestandorten Deutschlands. Die Pipeline ergänzt die bereits vorhandene Wasserstoffinfrastruktur am Standort. So soll eine „zukunftsorientierte, nachhaltige Weiterentwicklung” des Industriestandorts ermöglicht werden, sagte Thomas Basten, Leiter des Chemieparks.
Wasserstoff spielt in der chemischen Industrie eine Doppelrolle. Chemieunternehmen nutzen ihn für die Herstellung von Dünger, Lacken oder Desinfektionsmitteln. Künftig wird er zunehmend als speicherbarer Energieträger wichtig.
Im Chemiepark Marl wird bereits seit 85 Jahren Wasserstoff in der Produktion genutzt. Aktuell verarbeitet der Standort laut Evonik 25.000 Kubikmeter pro Stunde. Weitere Ansiedlungsprojekte planen die Herstellung von Grundchemikalien aus Wasserstoff und CO₂, um die Abhängigkeit von rohölbasierten Rohstoffen zu reduzieren.
Marl als Wasserstoff-Knotenpunkt
Der Chemiepark Marl will seine Rolle als Wasserstoff-Knotenpunkt weiter stärken. Ein Start-up soll dort aus CO₂ und 200 Tonnen grünem Wasserstoff pro Jahr grünes Methanol produzieren. Das Forschungsprojekt Rheticus nutzt Wasserstoff für künstliche Photosynthese zur Herstellung von Spezialchemikalien.
Evonik investiert einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag in eine Pilotanlage für Anionen-Austausch-Membranen. Die Duraion®-Membran soll kostengünstige Produktion von grünem Wasserstoff ermöglichen. Eine Wasserstofftankstelle ist bereits vorhanden.