15. Januar 2024 | Der französische Fernleitungsnetzbetreiber GRTgaz hat mit den süddeutschen Kollegen von Terranets BW und der Badenova Netze GmbH eine Bedarfsabfrage für die grenzübergreifenden Wasserstoffprojekte RHYn und RHYn Interco durchgeführt. Die Projekte sollen ab 2028 einen Wasserstofftransport zwischen Baden-Württemberg und der französischen Region Grand Est über umgestellte Erdgasleitungen ermöglichen. Das Ergebnis: Die Bedarfe der deutschen Großabnehmer sind hoch, könnten aber durch ebenfalls hohe Produktionskapazitäten in Frankreich gedeckt werden.
Die deutsch-französische Abfrage zu den Wasserstoffbedarfen und Erzeugungspotentialen fand zwischen dem 18. September und 17. November 2023 in den Regionen Südlicher Oberrhein (Deutschland) und Grand Est (Frankreich) statt. Die verantwortlichen Netzbetreiber GRTgaz, Terranets BW und die Badenovas Infrastrukturtochter Badenova Netze GmbH kommen zu dem Schluss, dass die hohen Bedarfe deutscher Industrieunternehmen von neuen Produktionsanlagen in Frankreich gedeckt werden können.
Die Abfrage richtete sich gezielt an Unternehmen, die Wasserstoff in großen Mengen produzieren oder beziehen wollen. Auf deutscher Seite waren die Land- und Stadtkreise Freiburg, Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen und Ortenau angesprochen; auf französischer Seite war es das gesamte Gebiet Grand Est.
Im nächsten Schritt können die beteiligten Unternehmen eine Machbarkeitsanalyse für einen Wasserstoff Netzanschluss bei der Badenova Netze GmbH beauftragen.
Wasserstoffbedarfe am Südlichen Oberrhein, französische Produktionskapazitäten in Region Grand Est
Zehn Unternehmen verschiedener Branchen meldeten nach Angaben von Badenova ihre Wasserstoffbedarfe ab 2028 und bis 2035. Sechs davon kommen aus dem Raum Freiburg, vier weitere aus dem Raum Kehl. Allen gemeinsam sei, dass sie derzeit Erdgas nutzten und auf eine klimafreundliche Alternative umsteigen wollten. Insgesamt meldeten die Unternehmen laut Badenova einen Bedarf von rund 1,5 TWh Energie aus Wasserstoff ab 2028, bis 2035 seien es rund 1,9 TWh.
Insbesondere Unternehmen mit hohem Energiebedarf zeigten großes Interesse an der pipelinegebundenen Wasserstoffversorgung. Projektleiterin Leonie Meyer von Badenova Netze GmbH zeigte sich erfreut über das positive Feedback der möglichen Wasserstoff-Großabnehmer. Auch über die identifizierten Unternehmen hinaus könnten sich zudem Interessenten für eine pipelinegebundene Wasserstoffversorgung finden lassen. Neben Freiburg und Kehl biete hierfür vor allem das Gebiet um Bad Krozingen bei Freiburg nahe der deutsch-französischen Grenze “ideale Voraussetzungen”.
Während die Rückmeldungen auf deutscher Seite rein abnahmeorientiert waren, meldeten sich bei GRTgaz auch potenzielle Wasserstoffproduzenten. Vorläufige Ergebnisse des Aufrufs zeigten nach Angaben des Netzbetreibers ein großes Potenzial für Produktion und Export im Gebiet Grand Est. GRTgaz und Terranets BW führen derzeit eine eingehende Analyse durch, um die nächsten Schritte für die Verbindung ihrer Netze festzulegen.
RHYn Interco besitzt PCI-Status
Am 23. November 2023 hatte die Europäische Kommission die endgültige Liste ihrer “Projects of Common Interest“ veröffentlicht. Damit bestätigte sie die klimaschutzpolitische Relevanz von 166 Vorhaben, darunter 65 Projekte im Bereich Wasserstoff und Elektrolyseure. Der PCI-Status ist ein Kriterium für die Aufnahme in das deutsche Wasserstoff-Kernnetz. Die verantwortliche Projektleiterin bei der Terranets BW, Stephanie Seybold erklärte hierzu:
Zur RHYn Interco-Projektwebsite„Durch eine grenzüberschreitende Anbindung an das Wasserstoff-Backbone in Frankreich und die Umstellung bestehender Gasleitungen auf Wasserstoff schaffen wir gemeinsam mit unseren Projektpartnern GRTgaz und Badenova Netze die Voraussetzungen für eine klimaneutrale Energieversorgung der Industrie.
Der PCI-Status unterstreicht die Bedeutung des Projektes RHYn Interco für die Energiewende. Wir freuen uns darauf, die Wasserstoff-Transformation in Europa gemeinsam mit unseren Partnern voranzutreiben.”