31. Oktober 2023 | Erschwingliche Preise für Wasserstoff: Eine neue Studie vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) zeigt, dass die Endkundenpreise grünen Wasserstoffs für Haushalte bis 2045 im Bereich von Erdgas liegen könnten. Im Sinne der Wärmeversorgung sei für Gebäude unter der Effizienzklasse D eine Wasserstoff Gastherme sogar günstiger als eine elektrisch betriebene Wärmepumpe.
Die Endkundenpreise für grünen Wasserstoff könnten mittel- und langfristig im Bereich von Erdgas bzw. der heute geltenden Gaspreisbremse von 12 ct/kWh liegen. Vergleicht man die Gesamtkosten – also Anschaffung, Kosten für die Gebäudesanierung und Betrieb – liege sowohl bei Einfamilien- als auch bei Mehrfamilienhäusern eine mit Wasserstoff betriebene Gastherme je nach Gebäudetyp und Effizienzklasse auf einem vergleichbaren Niveau wie eine elektrisch betriebene Wärmepumpe.
Das geht aus einer Studie hervor, die Frontier Economics, eine der größten Wirtschaftsberatungen Europas, im Auftrag des DVGW erstellt hat. Darin wurden die Gesamtkosten verschiedener Energieträger für Haushalte sowie für exemplarische Wärmeversorgungslösungen miteinander verglichen.
Im Jahr 2035 liege der Wasserstoffpreis voraussichtlich zwischen 12 und 17 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh) – damit noch über denen für Erdgas und Biomethan. Der Preis für Erdgas wäre zwischen 9 und 11 ct/kWh und Biomethan knapp darüber bei 10 bis 13 ct/kWh. Wasserstoff kann jedoch ein vergleichbares Niveau erreichen. Wesentliche Treiber hierfür sind u. a. die Degression der Kosten für die Wasserstoff-Produktion sowie steigende CO2-Preise im Emissionshandel. Bis 2045 könnten die Bezugskosten für Wasserstoff auf rund 11 bis 15 ct/kWh sinken. Zum Vergleich: Auch wenn Erdgas gemäß dem Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes 2045 nicht mehr eingesetzt werden darf, würde der Preis hypothetisch, insbesondere aufgrund der CO2-Besteuerung, auf 10 bis 12 ct/kWh ansteigen.
Wärmeversorgung mit Wasserstoff günstiger als die Wärmepumpe
Neben den Preisen für gasförmige Energieträger vergleicht die DVGW-Studie auch die Gesamtkosten, die auf Haushalte je nach Wärmeversorgungslösung zukommen könnten. Denn mit Blick auf die Einhaltung der Klimaziele muss die Wärmeerzeugung für die Gebäude in Deutschland grundlegend umgestellt werden, erklärte der DVGW schon im Mai 2022. Nun erstellte sie Szenarien für die zwei ausgewählten Gebäudetypen der Effizienzklassen B und D. Betrachtet werden Grüngasthermen auf Basis von Biomethan und klimaneutralem Wasserstoff sowie Wärmepumpen.
Die Studie zeigt, dass bei Gebäuden mit einer Effizienzklasse B und höher die Gesamtkosten einer Grüngastherme auf Basis von Wasserstoff oder Biomethan voraussichtlich über denen einer Wärmepumpe liegen. Bei einer niedrigeren Effizienzklasse ist das Bild dagegen umgekehrt: Die Gesamtkosten einer Grüngastherme könnten dann niedriger ausfallen als bei einer Wärmepumpe – vor allem langfristig, zum Beispiel bis zum Jahr 2045.
Hier klicken für mehr Informationen zur StudieProf. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW fasst zusammen: „Die Ergebnisse der Untersuchung sind ein starker Indikator dafür, dass Wasserstoff auch im Wärmesektor zukünftig wettbewerbsfähig sein kann. Auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft ist dies ein weiteres schlagkräftiges Argument auf wissenschaftlicher Basis, um die teils ideologisch geführten sogenannten Champagner-Diskussionen endlich ad acta zu legen.“ Er tritt damit der noch häufig verbreiteten Auffassung entgegen, Wasserstoff sei aufgrund seines auch in Zukunft angeblich hohen Preises nur für wenige Menschen eine Alternative beim Heizen. Bereits erfolgte Studien haben zudem die Wasserstofftauglichkeit der bestehenden Infrastruktur belegen können. In Februar 2023 veröffentlichte der DVGW seine Datenbank “VerifHy”, womit Netzbetreiber die Wasserstofftauglichkeit ihrer Netze bewerten können.