04. April 2023 | In Stuttgart-Münster wurde der Spatenstich für das erste von drei neuen wasserstofffähigen Gaskraftwerken der EnBW vollzogen. Bis zu 1,6 Mrd. € will das Unternehmen in Baden-Württemberg investieren.
Die EnBW will mit den neuen Kraftwerken bis 2026 die Stromerzeugung aus Kohle im mittleren Neckarraum vollständig beenden. Dies teilt das Unternehmen in einer Pressemeldung mit. Wie an allen „Fuel Switch“-Standorten soll auch die Anlage in Stuttgart spätestens 2035 mit grünem Wasserstoff betrieben werden.
Zum offiziellen Auftakt der Bauarbeiten kamen u.a. Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker, Oberbürgermeister Frank Nopper und Georg Stamatelopoulos, EnBW-Vorstand für Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur, auf das Kraftwerksgelände am Neckar.
Bis zu 75 % H2-Beimischung ab 2024
Die beiden neuen Turbinen am Standort Stuttgart-Münster ersetzen drei kohlebefeuerte Kessel aus den 1980er und 90er Jahren sowie drei heizölbetriebene Turbinen. Die Anlagen werden laut EnBW so gebaut, dass das Erdgas möglichst rasch und vollständig durch Wasserstoff ersetzt werden kann, sobald dieser in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Als Zeitrahmen nennt das Unternehmen 10 bis 12 Jahre.
Herzstück sind zwei Gasturbinen vom Typ SGT-800 von Siemens Energy. Sie verfügen insgesamt über eine elektrische Leistung von rund 124 MW. Vertraglich geregelt sei, dass die neuen Turbinen ab ihrer Auslieferung im Jahr 2024 bis zu 75 % Wasserstoff-Beimischung verarbeiten können. Auch das Upgrade der Gesamtanlage für 100 % Wasserstoff ist eingeplant.
Das neue Gasheizkraftwerk soll bis 2025 fertiggestellt sein.
Abkehr von Kohle zugunsten von Erdgas und grünem Wasserstoff
Durch den Zubau volatiler erneuerbarer Energien und dem gleichzeitigen Ausstieg aus Kernkraft und Kohle entsteht eine Lücke an permanent verfügbarer Leistung. Um diesen Bedarf zu decken, seien Gaskraftwerke unmittelbar notwendig.
„Erst vor wenigen Tagen haben wir bekannt gegeben, dass die EnBW im Rahmen ihres CO2 -Reduktionspfads beabsichtigt, bereits 2028 aus der Kohleverstromung auszusteigen. Mit dem Bau von wasserstofffähigen Gaskraftwerken übernehmen wir Verantwortung, denn sie sind wichtiger Bestandteil eines zukünftigen klimaneutralen Energiesystems.
Zusammen mit den Projekten in Heilbronn und Altbach/Deizisau investieren wir also zugleich in die Versorgungssicherheit mit Strom und Wärme, eine unmittelbare Reduzierung der CO2-Emissionen um rund 60 % und beschleunigen den Kohleausstieg”, erklärte Georg Stamatelopoulos.
Wichtigster Energieträger in Stuttgart-Münster ist und bleibt Restmüll – rund 450.000 t werden hier jährlich verwertet und in nutzbringende Energie umgewandelt. Damit bildet der Standort zusammen mit den Kraftwerken in Stuttgart-Gaisburg (bereits 2018 auf Gas umgestellt) und Altbach/Deizisau das Rückgrat der Strom- und Fernwärmeversorgung im Mittleren Neckarraum.
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