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Eon und DWV warnen: Investitionsstau blockiert Wasserstoffhochlauf

In seiner aktuellen H2-Bilanz warnt der Essener Energieversorger Eon, der Wasserstoffhochlauf befinde sich in einem Investitionsstau. Demnach gebe es aktuell nur für rund 3 % der bis 2030 vorgesehenen Elektrolysekapazität von 10 GW eine finale Investitionsentscheidung.

von | 02.05.24

Die Gesamtlänge des deutschen Wasserstoffnetzes hat sich seit November 2023 nicht verändert. Insgesamt sind aktuell 6.207 km vorgesehen
© cwizner/pixabay
H2Bilanz

2. Mai 2024 | In seiner aktuellen H2Bilanz warnt der Essener Energieversorger Eon, der Wasserstoffhochlauf befinde sich in einem Investitionsstau. Demnach gebe es aktuell nur für rund 0,3 GW und damit 3 % der bis 2030 vorgesehenen Elektrolysekapazität von 10 GW eine finale Investitionsentscheidung. Die in Kooperation mit dem Energiewirtschaftlichen Institut der Universtiät zu Köln (EWI) durchgeführte Studie wird auch vom Deutschen Wasserstoffverband (DWV) zitiert. Dieser empfiehlt in seinem aktuellen HyGuide 2030 85 konkrete Maßnahmen, mit denen der Hochlauf noch gelingen könne.

Der Wasserstoffhochlauf in Deutschland stockt. Das geht aus der vierten H2Bilanz hervor, die E.on auf Basis von Daten des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) am 24. April veröffentlicht hat.

So sei die bis 2030 geplante Produktionskapazität von 8,7 Gigawatt im August 2023 auf 10,1 Gigawatt im Februar 2024 gestiegen. Damit habe sich der Aufwärtstrend der Planungen zwar verstärkt, allerdings handle es sich um reine Ankündigungen. Ob das Ziel der Bundesregierung von 10 Gigawatt Elektrolysekapazität bis 2030 erreichbar ist, bleibe fraglich.

Denn es bestehe eine große Diskrepanz zwischen geplanten Projekten und finalen Investitionsentscheidungen. Von 88 angekündigten Projekten liege nur für 16 Projekte eine finale Investitionsentscheidung vor. Diese stünden wiederum für rund 0,3 Gigawatt Gesamtkapazität und damit für nur rund drei Prozent der bis 2030 geplanten Gesamtleistung.

H2Bilanz: Gründe für Investitionsstau

E.ON nennt in einer Pressemitteilung zur Studie mögliche Gründe, warum viele Investitionsentscheidungen bislang ausbleiben könnten. Dazu zählen:

  • Unsicherheiten in Bezug auf die Zertifizierung und Anrechnung von grünem Wasserstoff
  • Unzureichende Fördermittel
  • Strenge behördliche Auflagen
  • Verspätete Förderzusagen
  • Fehlende Transport- und Speicherinfrastruktur.
  • Die Verlängerung der Fertigstellungsfrist für das Kernnetzes von 2032 auf 2037

Fehlende Infrastruktur

Die Gesamtlänge der in Deutschland betriebenen reinen Wasserstoffleitungen hat sich laut Studie seit November 2023 nicht verändert. Nachdem es im Herbst noch einen Anstieg der Planungen um mehr als 100 Prozent) gegeben habe, sei derzeit nur ein Anstieg um knapp 9 Prozent auf 6207 Kilometer zu verzeichnen. Eine schnelle Umsetzung des kürzlich vom Bundesrat bestätigten Wasserstoff-Beschleunigungsgesetzes könnte den Infrastrukturausbau beschleunigen, da es kürzere Planungs- und Genehmigungsverfahren vorsieht.

In Eons vierter H2Bilanz findet sich zudem erstmals die Rubrik „Regulatorische Meilensteine“. Sie zeigt, welche Rahmenbedingungen bereits beschlossen wurden und welche Meilensteine noch ausstehen. Dadurch lasse sich darstellen, wie politische Entscheidungen mit der Entwicklung der Daten zusammenhängen. Eon Hydrogen-CEO Gabriël Clemens erklärte, der Energiekonzern sehe es als seine Pflicht an, die Politik mit entsprechenden Impulsen zu unterstützen, Deutschland befinde sich beim Wasserstoffhochlauf „erst am Anfang eines langen Weges”:

„Der deutliche Aufwärtstrend bei der bis 2030 geplanten Elektrolysekapazität seit der erstmaligen Erhebung der H2Bilanz sieht in der Theorie zunächst gut aus. In der Praxis sind wir von unserem Ziel noch weit entfernt. Die aktuell installierte Leistung hat sich kaum weiterentwickelt. Der Anteil der geplanten Projekte, die über eine finale Investitionsentscheidung verfügen, ist viel zu gering.“

DWV und Eon empfehlen Maßnahmen

Um den Wasserstoffhochlauf zu beschleunigen, empfiehlt Eon mehrere Maßnahmen. So müsse der Bund verstärkt systemdienliche Elektrolyseure fördern. Sie entlasteten das Netz bei Engpässen und unterstützten damit sowohl das Wasserstoff- als auch das Stromnetz. Um die Planung solcher Anlagen anzuschieben, haben E.ON und Thüga das EWI mit einer weiteren Studie beauftragt. Sie soll zeigen, wo in Deutschland systemdienliche Elektrolyse-Projekte sinnvoll wären. Die Ergebnisse erwarte man im Sommer.

Am 28. April schloss sich der DWV Clemens an. In seinem Resümee der Hannover Messe schrieb der Verband, diese habe das globale Wettrennen um die Technologieführerschaft auf dem Wasserstoffmakrt demonstriert. Deutschland drohe angesichts der Vielzahl außereuropäischer Projekte und Unternehmen, sein Ziel zu verfehlen, „Leitmarkt für Wasserstofftechnologien“ zu werden, so Vorstandsvorsitzender Werner Diwald. Die Bundesregierung müsse gemäß ihres Koalitionsvertrages handeln, um die Ziele der Nationalen Wasserstoffstrategie und “dem politischen Auftrag der deutschen Wähler” gerecht zu werden. Im Verkehrssektor gebe es sogar einen Rückschritt zu verzeichnen, seit Verkehrsminister Wissing die Fördermittel für neue Wasserstoffmobilitätsprojekte Ende April ausgesetzt hat.

Auch der DWV fordert eine Verbesserung der regulatorischen Rahmenbedingungen. In seinem kürzlich veröffentlichten HyGuide 2030 empfiehlt er den politischen Entscheidungsträgern 85 konkrete Maßnahmen, mit denen sich das Wettrennen um die Marktführerschaft noch gewinnen ließe.

 

(Quelle: Eon/DWV/2024)

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