Synthetisches Methan (Synthetic Natural Gas, auch SNG oder E-Methan genannt) aus grünem Wasserstoff und CO2 gilt als Schlüsseltechnologie für die Dekarbonisierung. Bislang fehlten aber Zertifikate, mit denen das E-Fuel z.B. auf die THG-Quote angerechnet werden kann.
Teil globaler E-Methan-Strategie
Nun konnte der Wiesbadener Produzent Hy2gen sein in der Atlantis-Anlage Werlte herstelltes SNG von der EU-anerkannten Behörde CertifHy als RFNBO gemäß der EU-Taxonomie zertifizieren lassen. Das meldete das Unternehmen am Donnerstag (15. Mai). Die Zertifizierung ist u. a. entscheidend für den Zugang zu EU-Fördermitteln.
Hy2gen-CEO Matthias Lisson resümmierte in der Pressemitteilung: „Ich bin stolz darauf, dass wir nun offiziell als eine der ersten Anlagen weltweit RFNBO-zertifizierten Wasserstoff und E-Methan produzieren. E-Methan wird eine relevante Rolle bei der Dekarbonisierung des maritimen Sektors spielen, da es die Nutzung bestehender Infrastruktur ermöglicht.”
Die Anlage in Werlte gilt nach Unternehmensangaben als derzeit größte E-Methan-Produktionsstätte weltweit. Ende des Jahres will Hy2gen hier zudem neue PEM-Elektrolyseure für die Wasserstoffproduktion installieren installieren. Zusammen mit dem nahegelegenen Nautilus-Projekt in Friesoythe, der erneuerbaren Treibstoff für Schiffe entwickelt, bildet der Standort einen Greentech-Cluster im Nordwesten Niedersachsens.
Von Audi-Pionieranlage zum globalen Wasserstoffproduktionsstandort
Die Atlantis-Anlage hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Ursprünglich 2013 von der Audi AG als weltweit erste kommerzielle Power-to-Gas-Anlage in Betrieb genommen, wechselte sie 2021 zunächst zur kiwi AG, bevor Hy2gen sie Ende 2023 übernahm.
Die Akquisition markierte für das Wiesbadener Unternehmen den Einstieg in die Produktion von grünem Wasserstoff und dessen Derivaten. Mit der Übernahme sicherte sich Hy2gen auch die Projektpipeline der kiwi AG mit einer Gesamtkapazität von über 300 MW an Elektrolyse- und Methanisierungsanlagen. Hinzu kamen wertvolle Kontakte zu Industrieunternehmen, darunter eine Abnahmezusage des US-Unternehmens Plug Power.
Die Hy2gen AG verfügt nach eigenen Angaben über eine Projektpipeline mit 3,4 GW Elektrolysekapazität in Planung und Bau. Weitere 15 GW seien in der Entwicklung. Das 2017 gegründete Unternehmen ist inzwischen in fünf Ländern aktiv. Anfang 2022 konnte es in einer der bis dato größten privaten Finanzierungsrunden im Wasserstoffbereich 200 Millionen Euro von Investoren einwerben.