Das in Düsseldorf ansässige Energieunternehmen baut nach eigenen Angaben eine große Pilot-Anlage für das Ammoniak-Cracking. Auf Anfrage von H2News teilte Uniper mit, dass die Bauarbeiten bereits im April 2025 begonnen haben. In dem Cracker wird Ammoniak bei hoher Temperatur katalytisch in seine Bestandteile Wasserstoff und Stickstoff zerlegt.
Die gemeinsam mit Thyssenkrupp Uhde entwickelte Demonstrationsanlage am Kraftwerksstandort Gelsenkirchen-Scholven soll so täglich bis zu 28 Tonnen Ammoniak verarbeiten – das entspricht einer Wasserstoffproduktion von ca. 4 Tonnen pro Tag. Damit wäre es die größte Cracking-Einheit Deutschlands und insgesamt eine der größten, die weltweit bislang in den Bau gegangen sind. Der nach Angaben des Branchenportals Hydrogen Insight weltweit leistungsstärkste bereits in Betrieb befindliche Ammoniak-Cracker von AFC Energy in Großbritannien erzeugt lediglich rund 400 Kilogramm Wasserstoff pro Tag.
Das Uniper-Projekt erhält Fördermittel vom Land Nordrhein-Westfalen. „Mithilfe der Ammoniak-Cracking-Technologie erschließen wir uns die Möglichkeit, grüne Energie aus zahlreichen Regionen dieser Welt zu beziehen”, betonte NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur in einer Pressemitteilung. Ende 2026 soll der Cracker den Regelbetrieb aufnehmen.
Testlauf für Wilhelmshavener Großprojekt
Die Anlage in Gelsenkirchen soll dabei primär als Demonstrator für Unipers geplantes Ammoniak-Importterminal am Standort Wilhelmshaven dienen. Wie das Unternehmen im November 2024 mitteilte, will es dort zudem einen PEM-Elektrolyseur mit 200 MW Leistung bauen. Als Technologiepartner wurde damals das US-Unternehmen Electric Hydrogen ausgewählt.
Der Ammoniak-Cracker in Wilhelmshaven soll ebenfalls auf dem Gelände eines ehemaligen Uniper-Kohlekraftwerks entstehen. Das Wasserstoffterminal will Uniper hingegen in unmittelbarer Nähe zu seinem existierenden LNG-Terminal errichten. Ammoniak eignet sich wegen seiner höheren volumenbezogenen Energiedichte als Trägermedium für den Wasserstoff-Transport über große Distanzen, vor allem per Schiff.
„Um Deutschlands künftigen Wasserstoffbedarf decken zu können, sind wir auf Importe aus dem Ausland angewiesen”, erklärte Uniper-COO Holger Kreetz. Die Partnerschaft mit Thyssenkrupp Uhde sei daher „ein bedeutender Meilenstein für den Wasserstoffhochlauf und die Dekarbonisierung der Industrie”.
Wasserstoffspeicher Krummhörn bereits in Betrieb
Ergänzt wird das bei Wilhelmshaven geplante Wasserstoff-Cluster durch Unipers im August 2024 eröffneten unterirdischen Wasserstoffspeicher in Krummhörn (Ostfriesland). Die „Hydrogen Pilot Cavern” fasst bis zu 500.000 Kubikmeter Wasserstoff und soll langfristig auf 600 GWh Kapazität ausgebaut werden.
Die Infrastrukturen in Norddeutschland sollen über Pipelines zudem Anschluss an das geplante Wasserstoffkernnetz erhalten. Weitere Informationen zu Unipers Wasserstoffplänen erhalten Sie in unserem H2Talk mit Uniper Energy Storage-CEO Doug Waters.