Die Zertifizierung nach dem „CertifHy EU RNFBO Voluntary Scheme“ weist unter anderem nach, dass die Anlage ausschließlich grünen Strom für die Wasserstoffproduktion verwendet. Zudem darf der grüne Strom nur aus Power Purchase Agreements (PPAs) stammen, die speziell für den 5-MW-Elektrolyseur geschlossen wurden. Der zertifizierte grüne Wasserstoff kann damit auf die gesetzlich vorgeschriebene Treibhausgasminderungsquote angerechnet werden.
Aktuell kommt dabei noch der sogenannte Faktor 3 zum Tragen – wenn 1 kg Wasserstoff 10 kg CO₂ einspart, dürfen sich Unternehmen also 30 kg CO₂-Ersparnis anrechnen lassen. Dies ist besonders für Bus- und Logistikunternehmen relevant, die den Wasserstoff als Treibstoff verwenden. Zur Vertankung befindet sich in unmittelbarer Nähe des Elektrolyseurs eine Wasserstofftankstelle mit Trailer-Abfüllanlage. Die Eröffnung hatte im Juni stattgefunden.
Maßgebliche Unterstützung im Zertifizierungsprozess leisteten laut ABO Energy das Partnerunternehmen ABO Kraft & Wärme sowie GreenTrax. GreenTrax berechnete mit seiner Software „Hydromize“ den CO2-Fußabdruck der Wasserstoffproduktion. Auch in Zukunft will das Unternehmen digitale Nachhaltigkeitsnachweise für den Standort erbringen und verwalten. Die Software erstellt dabei einen digitalen Zwilling der Anlage und ermöglicht die Simulation verschiedener Produktionsszenarien.
Zusatz-Erlöse von bis zu 4,00 Euro pro Kilogramm
„Die Zertifizierung unterstreicht die Pionierrolle, die ABO Energy im Erneuerbare-Energien-Markt innehat. Auch nach fast 30 Jahren stellt sich unser Unternehmen immer wieder neuen Themen und Herausforderungen“, erklärte Jochen Ahn, einer der beiden Gründer von ABO Energy.
Die THG-Quotenvermarktung ermöglicht Wasserstoffanbietern zusätzliche Erlöse von bis zu 4,00 Euro pro Kilogramm grünen Wasserstoff – zusätzlich zum eigentlichen Verkaufserlös. Bei aktuellen Produktionskosten zwischen 6 und 10 Euro pro Kilogramm kann die Quote damit einen erheblichen Teil der Gestehungskosten decken. ABO Energy gehört zu den ersten Unternehmen, die diese neue Erlösquelle nutzen können, da nach Unternehmensangaben bislang nur wenige Anlagen über die erforderliche RNFBO-Zertifizierung verfügen.
Im Interview mit H2News erklärte David Pfleger von GreenTrax im Mai 2024, der THG-Quotenhandel könne das „Henne-Ei-Problem“ für den Wasserstoffhochlauf lösen, indem er Anreize für die Wasserstoffproduktion schafft und damit die gesamte Werschöpfungskette in Bewegung bringe.
Neue EU-Vorgaben
Die Rahmenbedingungen für grünen Wasserstoff werden sich künftig weiter verschärfen. Das Bundesumweltministerium hat im Juni 2025 einen Gesetzentwurf zur Umsetzung der EU-Richtlinie RED III vorgelegt, der ab 2026 eine Mindestquote für RFNBO einführen soll. Diese soll schrittweise von 0,1% auf 12% bis 2040 steigen. Gleichzeitig wird die dreifache Anrechnung von grünem Wasserstoff stufenweise reduziert – von Faktor 3 (seit 2024) auf Faktor 1 (ab 2038).
Die Zertifizierungsanforderungen werden ebenfalls verschärft: Künftig sind Akkreditierungen nach EU-Vorgaben und Vor-Ort-Kontrollen durch staatliche Kontrolleure erforderlich. Bei Verstößen drohen Bußgelder bis zu 100.000 Euro. Der Gesetzentwurf soll bis Dezember 2025 beschlossen werden und ab 2026 in Kraft treten.
(Quelle: ABO Energy, Greentrax/2025)










