Die gute Nachricht zuerst: Laut der Eon/EWI-Studie hat sich die Quote der Projekte, für die inzwischen eine konkrete Investitionsentscheidung vorliegt oder die bereits im Bau sind, von drei auf neun Prozent der bis 2030 geplanten Erzeugungskapazität erhöht. Diese sei von 10,1 Gigawatt im Februar 2024 auf 11,3 Gigawatt im November 2024 gestiegen.
IPCEI-Projekte als Treiber des Hochlaufs
Ein wesentlicher Grund dafür sind die im Juli von Bund und Ländern erteilten IPCEI-Förderbescheide für 23 deutsche Wasserstoffprojekte. Die installierte Elektrolysekapazität stieg um 68 Prozent auf 111 Megawatt, hauptsächlich durch drei neue Großanlagen. „Starre Regeln” in Deutschland und der EU seien weiterhin dafür verantwortlich, dass sich kein funktionierender Wasserstoffmarkt herausbilde. Eon-Hydrogen-Geschäftsführer Gabriël Clemens kritisierte die strenge Definition von grünem Wasserstoff, da sie zu unnötigen Preissteigerungen führe. Auch die Vorgaben für kohlenstoffarm erzeugten Wasserstoff seien zu restriktiv für einen erfolgreichen Markthochlauf – diese Kritik hatte kürzlich auch der Nationale Wasserstoffrat in einer Stellungnahme formuliert. Clemens:
„Für einige Industrien ist die Umstellung auf Wasserstoff die einzige Möglichkeit der Dekarbonisierung. Die sehr enge und komplizierte Definition von grünem Wasserstoff führt zu einer unnötigen Verteuerung bei der Strombeschaffung und damit höheren Preisen für Wasserstoff. Besser sieht es bei der Definition von kohlenstoffarm hergestelltem Wasserstoff auch nicht aus. Aus diesen Gründen mangelt es noch an bezahlbaren Angeboten für die Industrie – und diese sind für einen erfolgreichen Markthochlauf dringend erforderlich.“
Eon: Importpotenzial übersteigt prognostizierten Bedarf
Erstmals untersuchte das EWI auch die Importkapazität für Wasserstoff. Das geplante Kernnetz könnte bei 50-prozentiger Auslastung bis 2032 jährlich bis zu 270 Terawattstunden Wasserstoff importieren und transportieren. Zusätzliche 100 Terawattstunden könnten per Schiff über umgewandelte LNG-Terminals eingeführt werden. Diese Kapazitäten würden das Regierungsziel eines Importanteils von 50 bis 70 Prozent des prognostizierten Bedarfs von 95 bis 130 Terawattstunden bis 2030 ermöglichen. Das genehmigte Wasserstoff-Kernnetz soll 9040 Kilometer umfassen, ergänzt durch 42 Kilometer geplante und 428 Kilometer bestehende Leitungen.
Im Mobilitätssektor zeige sichzudem eine klare Tendenz: Während wasserstoffbetriebene PKW gegenüber Elektrofahrzeugen zurückfallen, verzeichnen Wasserstoff-Lkw und -Zugmaschinen deutliche Zuwächse. Im Schwerlastverkehr etablierten sich beide Antriebsarten parallel.
Das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI) ist ein akademisches Forschungsinstitut für energieökonomische Analysen. Die Eon SE mit Sitz in Essen zählt mit rund 72.000 Mitarbeitern zu Europas größten Energieversorgern. Seit 2022 ist ihre neue Tochtergesellschaft E.ON Hydrogen für mehrere Projekte zu Wasserstoffproduktion und -infrastruktur zuständig, darunter der Bau eines Elektrolyseurs im Essener Stadthafen.