H2Direkt geht in die nächste Phase. Wie Energie Südbayern (ESB) am Mittwoch (11. Juni) meldete, wird sie das Anfang 2023 gestartete Pilotprojekt unter dem Namen „H2Dahoam” weiterführen. Die bisherigen Projektpartner Thüga und Energienetze Bayern sind weiterhin an Bord. Diesmal ist auch eine lokale H2-Produktion vorgesehen, hieß es in einer Pressemitteilung.
Im Herbst 2023 hatten die Partner das Ortsnetz mit zehn Privat‑ und einem Gewerbekunden auf 100 Prozent Wasserstoff umgestellt – bis dato ein Novum in Deutschland. In ihrer Gesamtbilanz meldeten die Projektpartner im Mai 2024, dass die Heizperiode 2023/2024 auch bei Temperaturen bis minus 15 Grad „reibungslos” verlaufen sei. Am Bestandsgasnetz seien dabei keinerlei Umrüstungen notwendig gewesen. Als Teil des Leitprojekts TransHyDE erhielt H2Direkt von Beginn an Fördermittel aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Lokale Produktion ab 2027 geplant
Bislang wurde der Heiz-Wasserstoff für Hohenwart per Trailer angeliefert. Jetzt soll vor Ort ein Elektrolyseur entstehen: Laut ESB hat der Gemeinderat des knapp 5.000 Einwohner zählenden Ortes einstimmig beschlossen, einen entsprechenden Bebauungsplan auszuarbeiten.
Die Anlage ist in der Nähe der bestehenden Einspeiseanlage geplant und soll 2027 den ersten lokalen Wasserstoff produzieren. Zunächst will ESB die bereits ans H2-Netz angeschlossenen Kunden versorgen, später sei eine Ausweitung auf weitere Gemeindegebiete denkbar.
„Mit H2Direkt zeigen wir im Realbetrieb die Eignung bestehender Gasverteilnetze für Wasserstoff. Mit H2Dahoam bringen wir die Wasserstofferzeugung nach Hohenwart”, erklärte Marcus Böske, Sprecher der Geschäftsführung bei ESB. Für die Elektrolyse werde man „perspektivisch” eigenen PV-Strom nutzen.
Speicher ermöglicht wochenlange Versorgung
Neben der Elektrolyseanlage wollen die Projektpartner nun auch einen Wasserstoffspeicher in Hohenwart installieren. Bei Sonnenschein produzierter, überschüssiger Wasserstoff könnte dann eingespeichert und in Zeiten mit weniger Grünstrom genutzt werden. Allein aus dem geplanten Speicher sei eine Versorgung der angeschlossenen Kunden über mehrere Wochen möglich, so die ESB.
Bayerns Wirtschafts‑ und Energieminister Hubert Aiwanger begrüßte die Fortsetzung des Pilotprojekts: „Die Technologieoffenheit hat sich hier ganz klar bewährt, mit 100 Prozent Wasserstoff zu heizen funktioniert. Dass der Wasserstoff in Zukunft direkt vor Ort in Hohenwart emissionsfrei hergestellt werden soll, ist der logische nächste Schritt.”
Mit Wasserstoff ließen sich zudem Erdgasnetze dekarbonisieren, ohne Gebäude umbauen oder isolieren zu müssen. Dies sei ein möglicher Vorteil gegenüber Wärmepumpen im Altbau, so Aiwanger.