Der Handelsblatt Wasserstoff-Gipfel hat am 21. und 22. Mai in Saarbrücken stattgefunden. Die Veranstaltung fokussierte sich auf praxisnahe Lösungen für den Wasserstoff-Markthochlauf und den Austausch zwischen Unternehmen der Wasserstoff-Wertschöpfungskette. Im Zentrum standen Diskussionen über regulatorische Rahmenbedingungen und Finanzierungsmodelle für Wasserstoff-Projekte.
Dr. Thomas Perkmann, Vorstandsvorsitzender des Industriegase-Spezialist diskutierte gemeinsam mit Franz Helm, Geschäftsführer der Verbund Green Hydrogen GmbH über die aktuellen Herausforderungen beim Markthochlauf. Beide Unternehmen kooperieren bereits. So liefert Verbund ab 2025 grünen Wasserstoff an die Westfalen-Gruppe zur Versorgung mittelständischer Unternehmen in Österreich und Süddeutschland.
Kostenfaktor bremst Marktdurchdringung
Die hohen Kosten verhindern derzeit eine breite Marktdurchdringung von Wasserstoff. Grüner Wasserstoff kostet mehr als das Sechsfache von Erdgas, erklärte Perkmann. Die Umstellung sei für viele Industrien nicht finanzierbar.
Politik und Wirtschaft müssten alles daran setzen, grünen Wasserstoff kostengünstiger zu machen. Bis dahin sollten sich Unternehmen auf Anwendungen konzentrieren, in denen grauer durch grünen Wasserstoff ersetzt werden kann, empfahl der Westfalen-Chef auf dem Handelsblatt Wasserstoff-Gipfel.
RFNBO-Kriterien zu komplex für Markthochlauf
Perkmann kritisierte die übermäßige Regulierung als Bremsfaktor. Die europäischen RFNBO-Kriterien (Renewable Fuels of Non-Biological Origin) seien zu komplex. Diese Bürokratie hemme gerade zu Beginn des Markthochlaufs das notwendige Tempo.
Viele Förderprogramme seien für den Mittelstand kaum zugänglich, obwohl dieser das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilde. Statt Anfangssubventionen brauche der Markt vor allem praktikable Regeln.
CO₂-Bepreisung als politischer Hebel
Für den Wasserstoff-Hochlauf sei ein klarer politischer Kurs erforderlich. Eine stärkere CO₂-Bepreisung fossiler Energieträger könne ein wirksamer Hebel sein, sagte Perkmann während der Veranstaltung. Diese dürfe jedoch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie nicht gefährden.
Nach dem anfänglichen Hype seien nun pragmatische Lösungen gefragt, betonte Perkmann. Weniger Symbolpolitik und mehr konkrete Maßnahmen ermöglichten einen erfolgreichen Hochlauf. Wenn Klimaschutz ernst genommen werden solle, gehöre Wasserstoff zum Kern der Energie- und Industriepolitik.