16. Mai 2024 | Im bayerischen Markt Hohenwart heizen zehn Haushalte seit sieben Monaten mit reinem Wasserstoff. Nun ziehen die Projektpartner Energie Südbayern, Energienetze Bayern und Thüga eine Zwischenbilanz ihres Projekts H2Direkt. Die erste Heizperiode ist demnach „reinbungslos” verlaufen, und am Bestandsgasnetz seien keinerlei Umrüstungen notwendig gewesen.
H2Direkt zieht Bilanz: Die erste Heizperiode mit einem auf 100 Prozent Wasserstoff umgestellten Bestandsgasnetz sei „reibungslos” verlaufen, teilte die Thüga am 16. Mai mit. Projektpartner und Kunden zögen demnach ein positives Zwischenfazit. Auch bei Temperaturen bis minus 15 Grad hätten die Wasserstoffinfrastruktur und die neuen Heizungen wie geplant funktioniert.
Seit Ende September 2023 heizen zehn Haushalte und ein Gewerbekunde in Hohenwart mit Wasserstoff. Sie erhalten den Wasserstoff über ein zuvor mit Erdgas betriebenes Gasverteilnetz, das im Rahmen von H2Direkt auf 100 Prozent H2 umgestellt wurde – ein Novum in Deutschland.
Im Fokus des Projekts steht die Wasserstofftauglichkeit der bestehenden Infrastruktur im Netz und in den Kellern. Sie habe im laufenden Betrieb keinerlei Schwierigkeiten gezeigt, so Michael Schneider, Geschäftsführer von Energienetze Bayern.
Keine Netz-Umrüstungen notwendig
Im September 2023 hatte zunächst die neu errichtete Wasserstoff-Einspeiseanlage den Betrieb aufgenommen. Innerhalb weniger Tage wurden dann das Netz, die angeschlossenen Haushalte und der nicht namentlich genannte Gewerbekunde von Erdgas- auf Wasserstoffversorgung umgestellt. Dabei seien im Bereich des Netzes seien keine Umrüstungen notwendig gewesen – alle bereits vorhandenen Bauteile seien somit wasserstofftauglich.
Die Heizungen wurden hingegen durch 100%-H2-Brennwertthermen von Vaillant ersetzt und die Gaszähler ausgetauscht. Bei der regelmäßigen Überprüfung aller Leitungen und Infrastrukturkomponenten im Netz und in den Kellern konnten laut Thüga keinerlei Undichtigkeiten festgestellt werden. Die beteiligten Kund:innen würden zudem regelmäßig um Rückmeldung gebeten und zeigten sich bislang „sehr zufrieden”.
Ergebnisse von H2Direkt auf andere Netzbereiche übertragbar
Grundsätzlich unterscheide sich der Netzbetrieb mit Wasserstoff kaum von dem Betrieb mit Erdgas, auch das Odoriermittel THT könne genauso verwendet werden. Die Kapazität des Verteilnetzes sei trotz der höheren Durchflussgeschwindigkeit von Wasserstoff für dessen Transport geeignet.
Niklas Zigelli, Projektleiter H2Direkt bei Thüga, unterstrich, dass sich die Ergebnisse von H2Direkt sich auf andere Netzbereiche übertragen ließen, etwa zur Versorgung von Kundengruppen aus Industrie und Gewerbe. „Wichtig sind sie auch für die generelle Transformation der Netze, ausgehend vom Kernnetz.“ Auch Mathias Stierstorfer, Regionalleiter Nord bei Energienetze Bayern und Zuständiger für den Bereich Netz und Kundenkommunikation bei H2Direkt, unterstrich, dass es keinerlei Anlaufschwierigkeiten gegeben habe:
„Unsere Betriebsmannschaft hat H2Direkt von Tag eins an nahtlos in ihre Abläufe integriert und auch die übergeordneten Abstimmungen bezüglich Nachjustierungen an einzelnen Anlagen übernommen, wie z. B. das Anpassen von Parametern oder das bei Neuinstallationen übliche Entlüften von Heizkörpern.“
Technologieoffen heizen
H2Direkt wird als Teil des Leitprojekts TransHyDE mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. TransHyDE bewertet und testet Wasserstoff-Transportlösungen. Christoph Ullmer, der das Kompetenzcenter Innovation bei Thüga leitet, betonte den Modellcharakter des Vorhabens:
Zur Projektseite„In Hohenwart setzen wir konkret in die Praxis um, wofür wir seit längerem plädieren: Wo es sinnvoll ist, Verteilnetze mit erneuerbaren Gasen wie Wasserstoff zu betreiben. Es funktioniert, die Gasnetze sind dafür geeignet. Jetzt gilt es, zügig einen Rahmen zu setzen, welcher die richtigen Weichenstellungen für die anstehende Transformation der Gasverteilnetze auf klimaneutrale Gase ermöglicht.
Um die Energieversorgung perspektivisch klimaneutral zu stellen, müsen wir technologieoffen denken und alle Lösungen nutzen, also Elektronen und Moleküle. Die Transformation der Gasnetze bietet hier eine wichtige, rasch umsetzbare Option.“
(Quelle: Thüga/2024)