15. Mai 2024 | Aufgrund der zahlreichen Meldungen aus dem Reich der Wasserstoffmobilität fassen wir jeden Mittwoch die spannendsten Neuigkeiten für Sie zusammen. Diese Woche berichten wir über den ersten Wasserstoff-LKW des Logistikers Hermes, BMDV-Fördermittel für die H2-Luftfahrt, eine Großbestellung von Wasserstoffbussen im Raum Cottbus sowie ein H2-Tankstellennetz in Polen.
BMDV fördert Forschung zu Wasserstoffluftfahrt
H2 in der Luftfahrt: Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) hat am 6. Mai den offiziellen Startschuss für das Forschungs- und Entwicklungsprojekt BALIS 2.0 gegeben. Damit soll die Weiterentwicklung der Brennstoffzellen-Technologie für Regionalflugzeuge finanziell unterstützt werden. Verkehrsminister Volker Wissing überreichte die Förderurkunde beim Kick-Off am Flughafen Stuttgart. Das Forschungskonsortium besteht aus dem Stuttgarter Unternehmen H2Fly, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und Diehl Aerospace.

v.l.n.r.: Volker Wissing, Korinna Joerling, Stephanie Bauer, Josef Kallo, André Thess, Florian Maier (© H2FLY)
In BALIS 2.0 wollen die Partner ein hochleistungsfähiges und luftfahrttaugliches Brennstoffzellenmodul mit einer Leistung von 350 kW entwickeln und testen. Dieses Grundmodul soll die Basis für die Entwicklung von Megawatt-Antriebssystemen sein. Ziel ist, künftig kommerzielle Regionalflugzeuge mit 40-80 Sitzplätzen emissionsfrei anzutreiben.
H2Fly verantwortet die Entwicklung und den Bau des Brennstoffzellensystems. In der BALIS-Testumgebung will das DLR das Kopplungsverhalten der Brennstoffzellen untersuchen und Tests zur Optimierung des Gesamtsystembetriebs durchführen. Diehl Aerospace ist für die Kopplung und Skalierung von den Systemen zuständig.
BALIS 2.0 wird im Zeitraum 2024 bis 2026 mit 9,3 Millionen Euro aus Mitteln des BMDV gefördert. Erste Bodentests des 350 kW Brennstoffzellensystems sind für 2025 geplant.
Hermes testet Wasserstoff-LKW
Hermes Germany hat seit Anfang 2024 einen Wasserstoff-Lkw im Einsatz. Das teilte das Logistikunternehmen Ende April mit. Ob sich das H2-Fahrzeug im alltäglichen Einsatz bewährt, soll ein 48-monatiger Testbetrieb zeigen. Im bis Ende 2028 andauernden Testzeitraum will Hermes prüfen, ob und unter welchen Voraussetzungen der Brennstoffzellenantrieb dem logistischen Alltag standhalten kann und wie wasserstoffbetriebene LKWs zukünftig insbesondere auf Langstrecke eingesetzt werden können.
Bei dem Lkw handelt es sich um einen Hyundai FC Xcient Fuel Cell. Der 42-Tonner verfügt über zwei Brennstoffzellen und sieben Wasserstoffspeichertanks mit einem Gesamtvolumen von mehr als 32 Kilogramm. Damit soll er auf eine Reichweite von rund 400 Kilometern kommen. Bereitgestellt wird das Fahrzeug von der Firma Hylane. Das Kölner Start-up vermietet H2-LKWs, damit Unternehmen Erfahrungen mit der Brennstoffzellentechnologie sammeln können.
Derzeit verkehrt das Brennstoffzellenfahrzeug auf der Strecke zwischen den Hermes Logistik-Centern in Friedewald (Hessen) und Mainz (Rheinland-Pfalz) und transportiert täglich bis zu 10.000 Sendungen zwischen den Standorten. Ab wann Wasserstoff-LKWs in größerem Ausmaß eingesetzt werden können, sei derzeit noch schwer vorherzusagen, heißt es von Hermes Germany.
Das Fahrzeug wird darüber hinaus vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) gefördert.
H2-Busse, H2-Tankstelle und Elektrolyse für Cottbus
Die Cottbusverkehr GmbH hat 46 Wasserstoffbusse bei Wrightbus bestellt. Es seien die ersten Wasserstoffbusse des Betreibers, heißt es in einer Pressemeldung. Zuvor hat der nordirische Bushersteller bereits Aufträge vom Regionalverkehr Köln (RVK), der Saarbahn und dem West Verkehr erhalten.
Bei den 46 bestellten Bussen handelt es sich um das Modell Kite-Hydroliner. Cottbusverkehr will 11 Kite-Hydroliner für den Stadtverkehr in und um Cottbus einsetzen. Die weiteren 35 Wasserstoffbusse will die Verkehrsgesellschaft ab 2025 schrittweise im Nahverkehr in der Region Spree-Neiße einsetzen, sagte Ralf Thalmann, Geschäftsführer von Cottbusverkehr. Die Auslieferung der ersten Busse ist für Ende 2024 geplant.
Zusätzlich will die Cottbusverkehr GmbH in Zusammenarbeit mit Maximator Hydrogen und MoviaTec eine Wasserstofftankstelle in Cottbus errichten, um den Nahverkehr zu versorgen. Die Unternehmen planen die Inbetriebnahme der „ersten H2-Tankstelle in der Lausitz“ für 2025. Auch ein Lieferant für die benötigte Elektrolyseanlage sei bereits gefunden.
EU fördert Wasserstofftankstellen
Der polnische Tankstellenbetreiber Orlen hat einen Zuschuss der Europäischen Union in Höhe von 62 Millionen Euro für den Bau von Wasserstofftankstellen erhalten. Die Förderung soll die dritte Phase des Projektes „Saubere Städte – Wasserstoffmobilität in Polen“ finanzieren.
Im dritten Abschnitt sind der Bau von 16 öffentlichen Wasserstofftankstellen am TEN-T-Netz (Transeuropäisches Verkehrsnetz) in Polen sowie die Errichtung einer Elektrolyseanlage geplant. Die Gelder werden im Rahmen des CEF-Infrastrukturprojektes der Europäischen Exekutivagentur für Klima, Infrastruktur und Umwelt (CINEA) bereitgestellt, die auch für die Auktionen der Wasserstoffbank zuständig ist. 42 Projekte erhielten Zuschüsse in Höhe von insgesamt 424 Millionen Euro.
In den ersten beiden Projektphasen hat das polnische Unternehmen acht Wasserstofftankstellen und einen Elektrolyseur in Włocławek gebaut. Diese waren hauptsächlich für die Versorgung des öffentlichen Nahverkehrs gedacht. Dafür erhielt der Konzern bereits 70 Millionen Euro aus dem EU-Fonds Connecting Europe. Bis 2030 plant die Orlen-Gruppe den Bau von mehr als 100 Wasserstofftankstellen und eine Gesamtelektrolysekapazität von etwa 1 GW.
(Quelle: Orlen/ Hermes Germany/ Wrightbus/ H2FLY/Maximator Hydrogen)