Auf der diesjährigen Hannover Messe hat sich am Mittwoch (2. April) eine neue Wirtschaftsallianz vorgestellt. Unter dem „Deutschland, Wasserstoffland” vereint Hydrogen Germany mehrere Unternehmen entlang der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette. Wie die Allianz in einer Pressemitteilung vom selben Tag bekannt gab, soll die Entwicklung der Bundesrepublik zu einem „Wasserstoffland“ Industriearbeitsplätze, Energieversorgungssicherheit und eine technologische Führungsposition auf dem globalen Markt sicherstellen.
Zu Hydrogen Germany haben sich zahlreiche Akteure der Wasserstoffbranche zusammengeschlossen – darunter SEFE, Uniper, OGE, ONTRAS, VNG, Energie Schwaben, Energie Südbayern, GASAG, GASCADE, Rh2ein Main Connect und die Stadtwerke Neuss. Unterstützt wird die Allianz zudem von Branchenverbänden wie BDEW, DIE GAS- UND WASSERSTOFFWIRTSCHAFT, DVGW, DWV, figawa, FNB Gas, Hydrogen Europe, H2UB, rbv, VDMA und VIK. Die GW Wirtschafts GmbH organisiert Hydrogen Germany als Projektbüro.
„Gemeinsam machen wir Deutschland zum Wasserstoffland – weil Wasserstoff der Schlüssel für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft, eine erfolgreiche Transformation und eine sichere Energieversorgung ist”, betonte die neue Allianz im Rahmen der gemeinsamen Pressekonferenz.
Drei zentrale Forderungen an die Bundesregierung
Indes hänge der Erfolg der Wasserstoffwirtschaft maßgeblich auch von politischen Weichenstellungen ab. Hier sieht die Allianz noch Handlungsbedarf: Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft müsse aktiv unterstützt werden. „Deutschland steht an einem entscheidenden Punkt: Die Transformation zur Klimaneutralität und die Sicherung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit müssen zusammen gedacht werden. Wasserstoff ist dabei kein optionaler Baustein – er ist eine Notwendigkeit”, betont Susanne Thöle, Director Hydrogen bei Uniper.
Dr. Hans Dieter Hermes, EVP Hydrogen & Clean Energies von SEFE, fordert: „Wir müssen uns mehr Pragmatismus statt Perfektionismus zutrauen: Der Wasserstoffhochlauf in Deutschland und Europa steht und fällt mit der Regulierung. Wir müssen schneller und einfacher in die Umsetzung kommen – gemeinsam mit der neuen Bundesregierung und der Europäischen Kommission.”
In ihrem hier abrufbaren Appell formuliert die Allianz drei zentrale Forderungen:
- Erhöhung des Wasserstoffangebots
- Wie andere Wasserstoff-Initiativen fordert auch Hydrogen Germany, EU-Vorschriften zur Herstellung von Wasserstoff zu vereinfachen und von übermäßiger Bürokratie zu entlasten. Zudem müsse in der Anfangsphase auch der Einsatz von blauem Wasserstoff möglich sein, um Versorgungslücken zu schließen. Für den Markthochlauf sei es entscheidend, sowohl eigene Produktion als auch Importe zu fördern.
- Anschub der Wasserstoffnachfrage
- Die Erneuerbaren-Richtlinie der EU (RED III) müsse „ambitioniert“ umgesetzt werden, um Planungssicherheit zu schaffen. Hydrogen Germany plädiert zudem für gezielte finanzielle Anreize, die Unternehmen beim Umstieg auf Wasserstofftechnologien unterstützen. Bereits bestehende Wasserstoffstrategien auf Bundes- und Landesebene gelte es „konsequent“ in die Praxis zu überführen.
- Deutschland als „Wasserstoffdrehscheibe“ etablieren
- Genehmigungsverfahren sollten durch ein spezielles Beschleunigungsgesetz verkürzt werden, um den Infrastrukturausbau voranzutreiben. Das EU-Gasmarktpaket müsse zügig in deutsches Recht überführt werden. Besonders wichtig sei der Aufbau einer europaweiten Wasserstoff-Infrastruktur mit einem einheitlichen Bilanzierungssystem, das einen funktionierenden Markt ermöglicht. Für Investoren in Wasserstoff-Infrastruktur, vom Fernleitungsnetz bis zu regionalen Verteilnetzen und Speichern, brauche es verlässliche Rahmenbedingungen.
Wasserstoff als Rückgrat für die klimaneutrale Industrie
Martin Giehl, Technik-Vorstand der Mainova AG, unterstrich die Bedeutung von Wasserstoff für die regionale Energiewende:
„Wasserstoff ist bedeutend für die Energiewende und eine klimaneutrale Wirtschaft in Frankfurt/Rhein-Main. Er ist zum einen natürlicher Partner volatiler erneuerbarer Energien, transportfähig und speicherbar. Zum anderen kann er in modernen H2-ready-Kraftwerken wie unserem im Bau befindlichen Frankfurter Vorbildkraftwerk zur Wärme- und Stromerzeugung eingesetzt werden.”
Ob Chemie, Glas oder Mobilität – zahlreiche industrielle Prozesse seien auf Moleküle angewiesen, heißt es in der Pressemitteilung. Wasserstoff ermögliche die Dekarbonisierung dieser Branchen und stärke die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland. Bereits heute setzten Unternehmen auf Wasserstoff-Technologien und bereiten ihre Produktionsprozesse auf eine wasserstoffbasierte Zukunft vor.
Infrastrukturausbau hat begonnen
Dr. Thomas Hüwener, Sprecher der Geschäftsführung von OGE, berichtete auch über konkrete Fortschritte: „Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft steht erst am Anfang, aber er nimmt Fahrt auf. Mit dem Wasserstoff-Kernnetz schaffen wir die zentrale Infrastruktur, die Produzenten, Speicher und Verbraucher verbindet – von der Nordsee bis ins Ruhrgebiet und darüber hinaus.”
Die Arbeiten an der Infrastruktur haben bereits begonnen: „Die Bagger sind gestartet – wir legen los!”, so Hüwener. Mit den geplanten Leitungen sollen in den kommenden Jahren weitere Wasserstoff-Projekte länderübergreifend miteinander verbunden werden, um neue Importkorridore zu erschließen und das Wasserstoff-Kernnetz zu füllen.