Im Zentrum des HydroNet-Projekts steht eine elf Kilometer lange ehemalige Erdgasleitung zwischen Arnsberg und Balve, die die Projektpartner für den Wasserstofftransport ertüchtigen wollen. Moderne Elektrolyse- und Speicheranlagen sowie Anschlussleitungen zu regionalen Unternehmen sollen hinzukommen. Die Idee geht auf das Jahr 2014 zurück, als der regionale Gasnetzbetreiber Westnetz die stillgelegte Erdgasleitung in Arnsberg als möglichen Nukleus für ein Wasserstoffnetz identifiziert hatte.
Das auf eine Laufzeit von fünf Jahren ausgelegte Projekt soll bis Ende 2029 laufen. In dieser Zeit sollen neue Produkte, Lösungen und Erkenntnisse für die Planung, Errichtung und den Betrieb einer energieoptimierten Wasserstoffwirtschaft erarbeitet werden. Ziel ist es, fossile Energieträger in der Region Arnsberg weitgehend zu ersetzen. Eine Anbindung an das deutsche Wasserstoff-Kernnetz bis zu den internationalen ARA-Häfen (Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen) ist bereits angedacht, meldete Westnetz in einer Pressemitteilung zur Auftaktveranstaltung am 1. April.
„HydroNet Sauerland ist ein wegweisendes Projekt, das deutlich macht, wie wir Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit perspektivisch erfolgreich miteinander verbinden können”, erklärte Friedrich Merz, Bundesvorsitzender der CDU, beim offiziellen Projektstart. „Wasserstoff ist heute wirtschaftlich noch nicht überall konkurrenzfähig – genau deshalb brauchen wir gezielte Projekte wie dieses, um die Kosten zu senken, Technologien zur Marktreife zu führen und die notwendige Infrastruktur aufzubauen.”
Investitionsvolumen von 75 Millionen Euro
Konsortialführer des Projekts ist die Westnetz GmbH, eine Tochtergesellschaft der Westenergie AG. Das HydroNet-Konsortium besteht aus 12 Verbundpartnern unter der Leitung von Westnetz sowie neun assoziierten Partnern. Zusätzlich gibt es ein Projekt-Forum mit Unternehmen und einen politischen Beirat.
Die Partner wollen insgesamt rund 75 Millionen Euro investieren, wovon der Konsortialführer Westnetz allein 29 Millionen Euro übernimmt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz steuert darüber hinaus 18 Millionen Euro bei. Die am Projekt beteiligten Akteure decken die gesamte Wasserstoff-Wertschöpfungskette im Sauerland ab – von der Wasserstoffgewinnung vor Ort über die Infrastruktur für die Verteilung bis hin zur industriellen Nutzung. Gemeinsam soll bis 2029 ein anwendungsnaher Infrastrukturprototyp für die Wasserstoffwirtschaft entstehen – als skalierbares Modell für ganz Deutschland.
„Wasserstoff ist längst keine Zukunftsvision mehr – er ist der Schlüssel zu einer widerstandsfähigen, wettbewerbsfähigen und klimaneutralen Industrie”, betonte Katherina Reiche, Vorstandsvorsitzende der Westenergie AG. „Hier im Sauerland zeigen wir, wie eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft regional verankert und wirtschaftlich erfolgreich sein kann.”
Mittelstand als Fokus mit Drei-Stufen-Ansatz
Eine Besonderheit des Projekts ist der Fokus auf den industriellen Mittelstand. Im Mittelpunkt stehen Unternehmen der Metallproduktion und -verarbeitung, der Automobilzulieferung, Papierherstellung sowie Mobilität und Abwasseraufbereitung. Das Projekt zeichnet sich zudem durch einen Drei-Stufen-Ansatz zur Umstellung der Industrie aus: 3D-Feuerraumsimulation, Verbrennungstests bei der GWI GmbH und schließlich die industrielle Produktionsumstellung vor Ort.
Zu den Forschungsschwerpunkten gehören dabei der Einsatz experimenteller Stacks für Elektrolyseure, die Umstellung industrieller Gasbrenner auf reinen Wasserstoff und die damit verbundene Mess-, Regel- und Steuerungstechnik.
Ein weiterer Kernaspekt des Projekts ist die Entwicklung von Methoden zur Zertifizierung für grünen Wasserstoff. HydroNet will einen neuartigen Herkunftsnachweis mittels digitaler Verifizierungsmethoden implementieren. Dies hatte die Westenergie bereits bei der ersten Projektankündigung im Oktober 2024 gemeldet. Der Herkunftsnachweis soll es u.a. ermöglichen, die Auswirkung einer skalierten regionalen Wasserstoffinfrastruktur auf überregionaler Ebene zu evaluieren.