Bahn frei für das Kernnetz: Die KfW könnte die noch offene Finanzierung nun final klären. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hatte den Bau-Antrag der Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) bereits am 22. Oktober nach drei Monaten Prüfung genehmigt. Das Finanzierungsmodell sieht vor, dass die privatwirtschaftlich operierenden Netzbetreiber ihre Investitions- und Betriebskosten über Netzentgelte refinanzieren. Da anfangs aber nur wenige Nutzer an das Netz angeschlossen sein werden, entsteht eine Finanzierungslücke.
Jetzt ist klar: Diese Lücke wird durch das von der KfW finanzierte Amortisationskonto überbrückt. Die BNetzA soll dabei ihre Netzentgelte so festlegen, dass sie für die ersten Wasserstoffabnehmer tragbar bleiben. Gleichzeitig will die KfW über das Amortisationskonto die notwendige Liquidität bereitstellen, damit die Netzbetreiber trotz anfangs geringer Erlöse ihre laufenden Kosten decken.
Kernnetz-Finanzierung final geklärt?
Sobald mehr Unternehmen das Netz nutzen und die Einnahmen aus den Netzentgelten die Kosten übersteigen, fließen die Mehrerlöse zur Tilgung an das Amortisationskonto zurück. Durch diesen Ausgleichsmechanismus soll die Rückzahlung der Kernnetz-Kosten bis spätestens 2055 abgeschlossen sein. Falls bis dahin keine vollständige Rückzahlung erfolgt ist, übernimmt der Bund 76 Prozent des verbleibenden Defizits, während die Netzbetreiber 24 Prozent tragen müssen. Die KfW selbst trägt dabei nach eigenen Angaben kein Risiko, da der Bund ihr eine umfassende Garantie- und Freistellungsvereinbarung erteilt hat.
„Der Aufbau des Wasserstoff-Kernnetzes ist ein wegweisendes Pionier-Vorhaben und entscheidend für den Hochlauf von möglichst grünem Wasserstoff”, betonte KfW-Vorstandsvorsitzender Stefan Wintels.
Besonders für die Zukunft der energieintensiven Industrie sei der erfolgreiche Umstieg auf Wasserstoff ein kritischer Faktor. Ein umfassendes FAQ der KfW zum Kernnetz finden Sie hier.
19 Milliarden Euro Investitionsvolumen
Bis 2032 soll in Deutschland ein Wasserstoff-Kernnetz mit einer Gesamtlänge von 9.040 Kilometern entstehen. Rund 60 Prozent davon werden durch die Umwidmung bestehender Erdgasleitungen realisiert, die übrigen 40 Prozent werden neu gebaut. Das Investitionsvolumen wird auf etwa 19 Milliarden Euro geschätzt.
Das Wasserstoffnetz gilt als zentraler Baustein der deutschen und – und damit europäischen – Wasserstoffstrategie. Es soll künftige H2-Produktionsstandorte und Importpunkte mit den industriellen Verbrauchszentren verbinden und in das geplante europäische Wasserstoffnetz integriert werden. Nach Einschätzung der Bundesregierung wird Deutschland bis 2030 zwischen 95 und 130 Terrawattstunden Wasserstoff pro Jahr benötigen. Da die heimische Produktion den Bedarf nicht decken kann, sind Importe über das Kernnetz erforderlich. Das Wirtschaftsministerium rechnet mit einer Importquote von 50 bis 70 Prozent.