28. Mai 2024 | Ökonomischer Erfolg mit Wasserstofftechnologie: Für das zweite Quartal und das erste Halbjahr 2023/2024 meldet Thyssenkrupp Nucera ein 59%-iges Umsatzplus mit seiner alkalischen Wasserelektrolyse (AWE). Zudem habe es „deutliche Fortschritte” bei der Umsetzung der Wachstumsstrategie gegeben. Nichtsdestotrotz beobachtet das Unternehmen bei seinen Kunden einen zunehmenden Trend zur Verzögerung finaler Investitionsentscheidungen.
Im Bereich der alkalischen Wasserelektrolyse (AWE) verbuchte das Unternehmen laut Meldung vom 15. Mai Neuaufträge von 11,6 Millionen Euro nach 82,0 Millionen Euro im zweiten Quartal 2022/2023. Den Auftragseingang im Bereich Chlor-Alkali (CA) erhöhte der Elektrolyse-Anbieter demnach um knapp ein Drittel (30 Prozent) auf 63,6 Millionen Euro (Vorjahresquartal: 48,9 Millionen Euro).
Insgesamt habe der Auftragseingang in den ersten sechs Monaten des laufenden Berichtsjahres mit 250,8 Millionen Euro um 14,0 Prozent unter dem Vorjahrswert gelegen. Mit einem deutlichen Anstieg des Auftragseingangs rechne das Unternehmen jedoch in den nächsten Quartalen.
Der Auftragsbestand erreichte zum 31. März 2024 rund 1,2 Milliarden Euro, wovon 0,8 Milliarden Euro auf das AWE-Geschäft und 0,5 Milliarden Euro auf das CA-Geschäft entfallen. Nucera-CFO Arno Pfannschmidt erklärte, der Markt für grünen Wasserstoff biete „weiterhin ein sehr hohes Wachstumspotenzial”: „Wir bei thyssenkrupp nucera sind mit unserer starken Finanzkraft und unserer hocheffizienten Elektrolyse-Technologie sehr gut aufgestellt, dieses Potenzial auszuschöpfen. Wir erwarten deshalb, dass die Auftragseingänge wieder stärker wachsen werden.“
Umsatzplus von 11,1 Prozent
Seinen Umsatz konnte Nucera im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres nach eigenen Angaben um 11,1 Prozent auf 168,0 Millionen Euro steigern. Wachstumstreiber sei der Umsatz mit Elektrolyseuren zur Herstellung von grünem Wasserstoff gewesen.
Die „zügige” Projektabwicklung in Saudi-Arabien, Brasilien und Schweden ließ den Umsatz im AWE-Bereich um 59,1 Prozent auf 95,0 Millionen Euro steigen. Im CA-Geschäft sank der Umsatz dagegen um 20,2 Prozent auf 73,0 Mio. Euro. Die Umsatzerhöhung im Neubaugeschäft habe den Rückgang im Servicegeschäft „erwartungsgemäß” nicht ausgleichen können; dieses sei dafür im Vorjahr sehr stark gewachsen.
Insgesamt habe der Umsatz im ersten Halbjahr 2023/2024 mit 376,3 Mio. Euro den des Vorjahres mit 23 Prozent um annähernd ein Viertel übertroffen. Im AWE-Geschäft stieg der Umsatz noch deutlicher um 68,6 Prozent auf ein Rekordniveau von 215,8 Mio. Euro. Den AWE-Umsatzanstieg habe insbesondere das gute Vorankommen des NEOM-Projekts in Saudi-Arabien angetrieben. Auch das Unigel-Projekt in Brasilien und H2 Green Steel in Schweden seien der positiven Entwicklung des ersten Halbjahres zuträglich gewesen.
Gesamtumsatz von fast 1 Milliarde Euro
Zum Ende des zweiten Quartals (31. März 2024) beschäftigte das Unternehmen nach eigenen Angaben weltweit 855 Mitarbeiter. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl der Mitarbeiter damit um 261 angestiegen. Die Kosten für Forschung und Entwicklung verdoppelten sich im zweiten Quartal annähernd von 4,4 auf 9,2 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr steigen sie von 7,6 auf 14,6 Millionen Euro.
Die mit der Strategieumsetzung höheren Aufwendungen, eine geringere Bruttomarge aufgrund eines höheren AWE-Anteils am Gesamtumsatz und Mixeffekte durch das geringere Servicegeschäft führten im zweiten Quartal 2023/2024 zu einem negativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von –10,6 Millionen Euro (Vorjahrsquartal: 2,3 Millionen Euro). In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2023/2024 sei das EBIT des Elektrolyseurherstellers „erwartungsgemäß” auf –11,4 Millionen Euro (Vorjahresperiode: 13,3 Millionen Euro) gefallen.
Aktuell rechne die Thyssenkrupp-Tochter mit einem Gesamtumsatz im Bereich von 820 bis 900 Millionen Euro. Die erwartete Wachstumsdynamik werde dabei im Wesentlichen durch die Abwicklung bereits vertraglich vereinbarter Projekte im AWE-Bereich vorangebracht. Die Umsätze im AWE-Bereich beziffert das Unternehmen auf 500 bis 550 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2023/2024 gegenüber dem Vorjahr mit 323 Millionen Euro.
Aktuelle Projekte und Entwicklungen
Thyssenkrupp Nucera ist in eine Vielzahl neuer Projekte involviert. Kürzlich hat es die Vorarbeiten für eine Elektrolyseanlage von CF Industries in Louisiana begonnen. Das US-Unternehmen ist ein international aktiver Hersteller von Stickstoffprodukten, wie z.B. Ammoniak. Bei der Anlage handle es sich um „die erste unserer hoch performanten 20-MW-Megawatt-Elektrolyseure, die die Herstellung von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab demnächst planmäßig aufnehmen wird”, so Unternehmens-CEO Werner Ponikwar. Damit schlage man „ein neues Kapitel in der Geschichte des grünen Wasserstoffs” auf.
Im März war der Hersteller zudem eine strategische Partnerschaft mit dem Fraunhofer IKTS in Dresden eingegangen. Ziel ist, mit der Entwicklung eigener SOEC-Elektrolysetechnologie ein neues Wachstumsfeld zu erschließen. Im selben Monat hatte das US-Energieministerium (DOE) Nucera für eine Förderung ausgewählt, um die Massenproduktion von Elektrolyse-Stacks und den Aufbau einer automatisierten Montagelinie für Stacks voranzubringen.
Mitte Mai hatte der spanische Energiekonzern Cepsa Nucera zum bevorzugten Lieferanten für eine 300-MW-Anlage in Andalusien bestimmt. Zuvor hatte der australische Projektierer Abel Energy das Dortmunder Unternehmen als bevorzugten Lieferanten für ein 260-MW-Projekt in Australien ausgewählt.
Herausforderungen
Dennoch hätten den positiven Entwicklungen auf der Auftragsseite bremsende Entwicklungen entgegengestanden. So zeigten sich immer deutlicher bei vielen potenziellen Kunden Verzögerungen bei der finalen Investitionsentscheidung:
„Derzeit beobachten wir in Europa und Nordamerika eine Diskrepanz zwischen ursprünglich geplanten Projekten und finalen Investitionsentscheidungen über die notwendigen Elektrolyse-Kapazitäten. Notwendige Fortschritte auf der Regulierungsseite sind zwar erkennbar, viele Investoren warten aber die Finalisierung der Regulatorik ab.
Dies verursacht eine gewisse Unsicherheit im Markt und dämpft damit die Investitionsdynamik. Investitionshemmnisse wie die Gestaltung der regulatorischen Auflagen und das Tempo bei den Förderzusagen sollten zügig abgebaut werden“, so Christoph Noeres, Leiter des Bereichs Green Hydrogen.
(Quelle: Thyssenkrupp Nucera/2024)