Die Anlage bezieht ihre beiden Ausgangsstoffe direkt aus dem Industriepark Frankfurt-Höchst: Das CO₂ stammt aus einer Biogasanlage, die Abfälle recycelt, während der Wasserstoff als Nebenprodukt einer Chlorproduktion anfällt. Das synthetische Rohöl wird zu Drop-in-Kraftstoffen, Wachsen und Chemikalien weiterverarbeitet.
„Dieser erste Tropfen steht für den Beginn einer neuen Ära in der nachhaltigen Kraftstoffproduktion”, erklärte Dr.-Ing. Tim Böltken, Mitgründer und CEO von Inertec, bereits bei der ersten Produktion im Mai. „Mit dieser Anlage setzen wir Jahre der Skalierung in die industrielle Realität um, bringen synthetische Kraftstoffe in den Einsatz und reduzieren unsere Abhängigkeit von fossilen Ressourcen.”
Kraftstoff aus H2 ist „drop-in ready”
Die produzierten e-Fuels seien „drop-in ready” und können ohne Anpassungen in bestehenden Systemen wie Flugzeugtriebwerken eingesetzt werden. Das synthetische Rohöl könne auch als Basischemikalie für die Produktion nachhaltiger Kunststoffe verwendet werden.
Das Projekt wird mit einem Finanzierungspaket von 70 Millionen Euro realisiert, bestehend aus 40 Millionen Euro Venture Debt der Europäischen Investitionsbank (EIB) und einem Zuschuss von 30 Millionen Euro durch Breakthrough Energy Catalyst. Zusätzlich fördert das Umweltinnovationsprogramm des Bundesumweltministeriums die kommerzielle Umsetzung. Weitere Unterstützung kommt vom EU-Innovationsfonds.
Zu den Investoren zählen unter anderem Piva Capital, Breakthrough Energy Ventures, HG Ventures, ENGIE New Ventures, Safran Corporate Ventures und Honda. Ineratec bereite bereits internationale Produktionsstätten vor, um die steigende Nachfrage nach e-Fuels und e-Wachsen in verschiedenen Branchen zu bedienen.
Entwicklung seit 2016 mit über zwölf Pilotanlagen
Das Unternehmen entwickelt die Power-to-Liquid-Technologie seit der Gründung im Jahr 2016. Die Firma hat nach eigenen Angaben bereits mehr als zwölf Pilot- und Demonstrationsanlagen errichtet und die Technologie in verschiedenen Umgebungen getestet. Die nun gestartete industrielle Produktionsphase mache jedoch erstmals kommerziell relevante Produktmengen verfügbar.
Das modulare Anlagendesign soll dabei eine schnelle Erweiterung der Produktionskapazitäten ermöglichen. Bis 2030 plant das Unternehmen, die jährliche Produktion durch weitere Projekte zu vervielfachen. Diese Skalierung soll zur Erfüllung regulatorischer Vorgaben wie der ReFuelEU Aviation-Verordnung beitragen, die verbindliche Quoten für nachhaltige Flugkraftstoffe festlegt.
Der hessische Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori bezeichnete die Eröffnung als „richtungsweisenden Meilenstein für eine eigenständige europäische Energieversorgung”. „Nachhaltig produzierte synthetische Kraftstoffe sind unerlässlich für eine klimafreundliche Zukunft des Luftverkehrs”, so Mansoori weiter.