Nach rund 13 Monaten Bauzeit hat ABO Energy das Wasserstoffprojekt in Hessen offiziell eingeweiht, wie das Unternehmen am Mittwoch (18. Juni) mitteilte. Das Pilotprojekt besteht aus einer Windenergieanlage, einem PEM-Elektrolyseur mit 5 MW Leistung sowie einer Wasserstofftankstelle mit Trailer-Abfüllanlage. Die Anlage soll planmäßig bis zu 450 Tonnen Wasserstoff pro Jahr erzeugen.
„Das Projekt markiert einen Meilenstein für unser Unternehmen, aber auch für die Energiewende in Deutschland“, so Jochen Ahn, einer der Gründer von ABO Energy. Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich um eine in Deutschland einzigartige Anlage und eines der ersten Projekte, das zertifizierten grünen Wasserstoff erzeugt.
„Das Innovative an dem Projekt ist die direkte Verbindungsleitung zwischen der Windenergieanlage und dem Elektrolyseur. Sie ermöglicht es, die Wasserstoffproduktion nach dem Windangebot auszurichten“, so Ahn.
Direktanbindung an Windpark ermöglicht hohe Auslastung
Eine Besonderheit des Projekts in Hessen ist die Direktanbindung der Elektrolyseure an eine zwei Kilometer entfernte Windkraftanlage mit 4,8 MW installierter Leistung. Das Herzstück des Wasserstoffclusters bildet indes ein im Oktober 2023 bestellter PEM-Elektrolyseur der Firma Fest aus Goslar mit einer Kapazität von 5 MW. Laut einer Meldung vom Oktober 2024 plant ABO Energy zusätzlich die Installation von zehn MW Photovoltaikleistung für den Betrieb des Elektrolyseurs. Eine Ergänzung durch grünen Netzstrom soll dann eine optimale Auslastung der Elektrolyseure gewährleisten. Das Projekt ist so konzipiert, dass ein Teil des Wasserstoffs mittels Trailertransport auch zu entfernt gelegenen Abnehmern transportiert werden kann.
Benjamin Tschesnok, Bürgermeister der Stadt Hünfeld, unterstützte das Projekt von Beginn an: „Als ABO Energy uns vor vier Jahren das erste Mal kontaktiert hat, wollten wir bei diesem Leuchtturmprojekt unbedingt dabei sein. Wir begreifen uns als innovative Stadt, die die Energiewende mit vorantreibt.“ Wegen der zentralen Lage und der unmittelbaren Nähe zur Autobahn A7 soll sich die Tankstelle zu einem regionalen Wasserstoffverteilzentrum entwickeln, das neben dem Tankbetrieb auch andere Abnehmer über die integrierte Abfüllstation versorgt. Als Projektpartner fungierte das Unternehmen ABO Kraft & Wärme, das auch den Betrieb der Tankstelle übernehmen wird.
Die Bauarbeiten auf dem Gelände des Logistikparks Hessisches Kegelspiel liefen bereits seit Mai 2024 dank einer Zulassung für vorzeitigen Baubeginn. Das Regierungspräsidium Kassel hatte die endgültige Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) im September 2024 erteilt – es war der erste von der Kasseler Behörde genehmigte Elektrolyseur.
Zwölf Millionen Euro Bundesförderung für Pilotprojekt in Hessen
Das Vorhaben wurde im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) mit insgesamt zwölf Millionen Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert. Die Fördermittel stammen auch aus dem Deutschen Aufbau- und Resilienzplan (DARP) über die europäischen Aufbau- und Resilienzfazilitäten (ARF) im Programm NextGenerationEU. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt.
Das im Januar 2023 bekanntgegebene Wasserstoffprojekt ist aus dem 2019 gestarteten HyExpert-Projekt „HyWheels“ hervorgegangen, das die Entwicklung einer kohlenstoffneutralen Logistik-Wirtschaft in Osthessen zum Ziel hatte. Intern war vor allem die Abteilung Zukunftsenergien federführend, die ABO Energy bereits vor zwölf Jahren gründete. Das Team führte erste Analysen und Machbarkeitsstudien durch und entwickelte die Projektidee im Wasserstoffcluster HyWheels weiter.
Jochen Ahn betonte in der Pressemitteilung die Bedeutung politischer Unterstützung: „Nur grüner Wasserstoff hilft uns, das Energiesystem nachhaltig umzubauen und unser Ziel zu erreichen, bis 2045 Treibhausgasneutralität zu erreichen.“ Entsprechend wichtig sei es, dass die neue Bundesregierung beim Thema Wasserstoff beschleunige. Für das Engagement im Wasserstoffsektor erhielt sein Unternehmen kürzlich das BSFZ-Siegel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.