Die Einweihung und Inbetriebnahme der wasserstofftauglichen Technik fanden im Beisein von Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Energieversorgung am vergangenen Freitag ( 27. September) in Bonn statt. Laut Meldung der Bonner Stadtwerke (SWB) habe die Modernisierung des HKW rund 90 Millionen Euro gekostet. Damit verfügt es nun über zwei wasserstofffähige Gasturbinen sowie einen umgebauten und neuen Abhitzekessel. Zudem gibt es ein neues Werkstatt- und Bürogebäude sowie ein neues Maschinenhaus.
“Dank der wasserstofffähigen Turbinen steigern wir die Potenziale für die umweltfreundliche Fernwärme- und die Stromproduktion in Bonn“, betonte SWB-Geschäftsführer Olaf Hermes. Am HKW Nord seien damit die “Weichen für eine nachhaltige Energiewirtschaft gestellt”.
Erster Wasserstoff in Bonn ab 2025
Schon Ende 2025 könne die SWB im HKW Nord Wasserstoff von bis zu 15 Volumen-Prozent einsetzen, so Helge Wilhelm, Bereichsleiter für Energieerzeugung bei den Stadtwerken. Diesen Anteil werde man bis 2035 sukzessive steigern.
Perspektivisch soll mit den neuen und umgebauten Gasturbinen auch Fernwärme mittels grünem Wasserstoff erzeugt werden. Die Nutzung des bisherigen Brennstoffs Erdgas werde dabei schrittweise minimiert. Geplant sei, den Wasserstoff ab 2025 zunächst per Lkw anzuliefern, bis eine technische Versorgungsinfrastruktur im Kraftwerk selbst zur Verfügung stehe.
Effizienzgewinn durch Kraft-Wärme-Kopplung
Die Modernisierung der Anlagen mache Strom- und Fernwärmeversorgung auch zuverlässiger und effizienter. Durch die Kombination von Fernwärme- und Stromproduktion im ausgebauten HKW können im Vergleich zur getrennten Strom- und Wärmeproduktion mit Erdgas bis zu 295.000 Tonnen CO₂ pro Jahr eingespart werden.
Möglich wird dies durch die sogenannte Kraft-Wärme-Kopplung, mit der das HKW arbeitet. Wie im Auto wird ein Brennstoff eingesetzt, in diesem Fall Erdgas oder Wasserstoff, um aus thermischer Energie mechanische Kraft zu erzeugen, die in Strom umgewandelt wird. Die im Prozess verbleibende Restwärme geht nicht verloren, sondern wird zum Heizen genutzt. Dank der Kraft-Wärme-Kopplung produzieren die verwendeten Brennstoffe also sowohl Strom als auch Fernwärme.
Für die Produktion nutzt die SWB zusätzlich den Dampf, der bei der thermischen Verwertung von unvermeidbaren Restabfällen in der MVA entsteht. Die energetische Nutzung des „nachwachsenden Rohstoffs“ Hausmüll trage wesentlich dazu bei, dass die Bonner Fernwärme einen “herausragend guten Primärenergiefaktor” hat.
HKW erzielt 130 MW Leistung
Dank der neuen Technik können die Stadtwerke nach eigenen Angaben bis zu 70 Prozent des Bonner Strombedarfs im Heizkraftwerk selbst erzeugen. Mit zusätzlichen knapp 40 Megawatt (MW) elektrischer Leistung steigere die Siemens-Turbine die Leistungsfähigkeit der Anlage dabei deutlich. In Kombination mit der Bestandsgasturbine sowie den Dampfturbinen produziere das Kraftwerk jetzt eine elektrische Leistung von rund 130 MW.
Zudem produziere die Anlage bis zu 180 MW Spitzenlast an Fernwärme. Die SWB will ihr Fernwärmenetz darüber hinaus verdoppeln: Bisher seien rund 2800 Kundenanlagen an das 130 Kilometer lange Leitungsnetz angeschlossen.
Im Februar dieses Jahres hatte die Bundesregierung ihre Kraftwerksstrategie beschlossen. Diese sieht vor, bis 2040 wasserstofffähige Gaskraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 10 Gigawatt (GW) in Betrieb zu nehmen.