Generic filters
Exact matches only
FS Logoi

Neue Wasserstoff-Turbinen: Heizkraftwerk in Bonn wird H2-ready

Die Bonner Stadtwerke haben eine wasserstofffähige Gasturbine von Siemens Energy in Betrieb genommen. Auch eine Bestandsturbine im HKW Nord wurde wasserstofffähig gemacht. Ab 2025 soll die Gas- und Dampfturbinenanlage mit grünem Wasserstoff betrieben werden.

von | 01.10.24

Vertreterinnen und Vertreter der Stadtwerke Bonn weihen mit Oberbürgermeisterin Katja Dörner die neue Wasserstoff-Turbine ein
© SWB Bonn
Bonn

Die Einweihung und Inbetriebnahme der wasserstofftauglichen Technik fanden im Beisein von Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Energieversorgung am vergangenen Freitag ( 27. September) in Bonn statt. Laut Meldung der Bonner Stadtwerke (SWB) habe die Modernisierung des HKW rund 90 Millionen Euro gekostet. Damit verfügt es nun über zwei wasserstofffähige Gasturbinen sowie einen umgebauten und neuen Abhitzekessel. Zudem gibt es ein neues Werkstatt- und Bürogebäude sowie ein neues Maschinenhaus.

“Dank der wasserstofffähigen Turbinen steigern wir die Potenziale für die umweltfreundliche Fernwärme- und die Stromproduktion in Bonn“, betonte SWB-Geschäftsführer Olaf Hermes. Am HKW Nord seien damit die “Weichen für eine nachhaltige Energiewirtschaft gestellt”.

Erster Wasserstoff in Bonn ab 2025

Schon Ende 2025 könne die SWB im HKW Nord Wasserstoff von bis zu 15 Volumen-Prozent einsetzen, so Helge Wilhelm, Bereichsleiter für Energieerzeugung bei den Stadtwerken. Diesen Anteil werde man bis 2035 sukzessive steigern.

Perspektivisch soll mit den neuen und umgebauten Gasturbinen auch Fernwärme mittels grünem Wasserstoff erzeugt werden. Die Nutzung des bisherigen Brennstoffs Erdgas werde dabei schrittweise minimiert. Geplant sei, den Wasserstoff ab 2025 zunächst per Lkw anzuliefern, bis eine technische Versorgungsinfrastruktur im Kraftwerk selbst zur Verfügung stehe.

Effizienzgewinn durch Kraft-Wärme-Kopplung

Die Modernisierung der Anlagen mache Strom- und Fernwärmeversorgung auch zuverlässiger und effizienter. Durch die Kombination von Fernwärme- und Stromproduktion im ausgebauten HKW können im Vergleich zur getrennten Strom- und Wärmeproduktion mit Erdgas bis zu 295.000 Tonnen CO₂ pro Jahr eingespart werden.

Möglich wird dies durch die sogenannte Kraft-Wärme-Kopplung, mit der das HKW arbeitet. Wie im Auto wird ein Brennstoff eingesetzt, in diesem Fall Erdgas oder Wasserstoff, um aus thermischer Energie mechanische Kraft zu erzeugen, die in Strom umgewandelt wird. Die im Prozess verbleibende Restwärme geht nicht verloren, sondern wird zum Heizen genutzt. Dank der Kraft-Wärme-Kopplung produzieren die verwendeten Brennstoffe also sowohl Strom als auch Fernwärme.

Für die Produktion nutzt die SWB zusätzlich den Dampf, der bei der thermischen Verwertung von unvermeidbaren Restabfällen in der MVA entsteht. Die energetische Nutzung des „nachwachsenden Rohstoffs“ Hausmüll trage wesentlich dazu bei, dass die Bonner Fernwärme einen “herausragend guten Primärenergiefaktor” hat.

HKW erzielt 130 MW Leistung

Dank der neuen Technik können die Stadtwerke nach eigenen Angaben bis zu 70 Prozent des Bonner Strombedarfs im Heizkraftwerk selbst erzeugen. Mit zusätzlichen knapp 40 Megawatt (MW) elektrischer Leistung steigere die Siemens-Turbine die Leistungsfähigkeit der Anlage dabei deutlich. In Kombination mit der Bestandsgasturbine sowie den Dampfturbinen produziere das Kraftwerk jetzt eine elektrische Leistung von rund 130 MW.

Zudem produziere die Anlage bis zu 180 MW Spitzenlast an Fernwärme.  Die SWB will ihr Fernwärmenetz darüber hinaus verdoppeln: Bisher seien rund 2800 Kundenanlagen an das 130 Kilometer lange Leitungsnetz angeschlossen.

Im Februar dieses Jahres hatte die Bundesregierung ihre Kraftwerksstrategie beschlossen. Diese sieht vor, bis 2040 wasserstofffähige Gaskraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 10 Gigawatt (GW) in Betrieb zu nehmen.

 

(Quelle: SWB Bonn/2024)

Jetzt Newsletter abonnieren

Brennstoff für Ihr Wissen, jede Woche in Ihrem Postfach.

Hier anmelden

Messgeräte für Wasserstoff in der Prozessindustrie
Messgeräte für Wasserstoff in der Prozessindustrie

Die Energiewende in der Industrie zielt auf die Umstellung der Energieversorgung auf regenerative Energien. Die Endress+Hauser Gruppe bietet hierfür ein breites Spektrum an Messgeräten und Lösungen an, mit denen die Industriebetriebe emissionsfreie Technologien einsetzen können. Auf der Hydrogen Technology Expo Europe in Hamburg will das Schweizer Unternehmen einen Fokus auf die beiden Schlüsseltechnologien CCUS (Carbon Capture Utilization and Storage) und grünen Wasserstoff legen.

mehr lesen
Elektrolyseur in Essen: Auftrag für die Engineering-Studie vergeben
Elektrolyseur in Essen: Auftrag für die Engineering-Studie vergeben

E.on Hydrogen, eine Tochtergesellschaft des E.ON-Konzerns, hat Andritz mit der Engineering-Studie für die Wasserstoff-Großanlage im Stadthafen in Essen beauftragt. Die geplante 20-MW-Anlage soll grünen Wasserstoff für lokale Industrie und Transport erzeugen. Für den österreichischen Maschinenbauer ist dies der zweite Auftrag aus Deutschland im Bereich grüner Wasserstoff innerhalb eines Jahres.

mehr lesen
H2-Importe: Großes Ammoniak-Terminal eröffnet in Brunsbüttel
H2-Importe: Großes Ammoniak-Terminal eröffnet in Brunsbüttel

Yara International hat ein Ammoniak-Importterminal in Brunsbüttel an der Nordsee eröffnet. Es befindet sich direkt am Nord-Ostsee-Kanal und soll damit ein „Knotenpunkt für die Wasserstoffwirtschaft in Deutschland” werden. Mit dem neuen Terminal kann der norwegische Yara-Konzern, nach eigenen Angaben der größte Düngemittelhersteller der Welt, insgesamt bis zu drei Millionen Tonnen emissionsarmes Ammoniak pro Jahr nach Europa importieren.

mehr lesen
Wasserstoffproduktion auf Offshore-Inseln kann Milliarden sparen
Wasserstoffproduktion auf Offshore-Inseln kann Milliarden sparen

Das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) hat eine neue Studie veröffentlicht. Diese kommt zu dem Schluss, dass die Offshore-Erzeugung von Wasserstoff effizienter ist als die Onshore-Erzeugung. Laut der Studie könnte die Wasserstoffproduktion auf Offshore-Energieinseln jährlich bis zu 4,3 Milliarden Euro für das deutsche Energiesystem einsparen. Die Untersuchung hat verschiedene Szenarien der Offshore-Windenergienutzung und deren wirtschaftliche Auswirkungen verglichen.

mehr lesen

H2 Talk

Heiß
EP
Stefanie Peters Neuman & Esser

Publikationen