Die Vergabe der Verdichter an den nordrhein-westfälischer Maschinenbauer Neuman & Esser bezeichnet die EWE AG in ihrer Meldung vom 21. März als „entscheidende[n] Meilenstein für die Projektrealisierung“. Das Familienunternehmen habe „aufgrund seiner umfangreichen Erfahrung und technischen Expertise“ den Zuschlag erhalten.
Im Rahmen des Großvorhabens „Clean Hydrogen Coastline“ rüstet EWE in Huntorf in der Wesermarsch eine von sieben unterirdischen Erdgaskavernen für die Speicherung von Wasserstoff um. Die Speicherung ist eines von vier Elementen des IPCEI von EWE. Im Sommer 2024 hatte der Konzern dafür die offiziellen Förderbescheide erhalten.
Derzeit befindet sich das Projekt nach Unternehmensangaben in der Detailplanung. „In den nächsten zwei bis drei Jahren“ will EWE dann den ersten Wasserstoff ein- und ausspeichern. Die nun bestellten Verdichter spielen eine zentrale Rolle bei diesem Prozess und sollen „maximale Sicherheit und Effizienz“ gewährleisten.
Erkenntnisse aus Test-Kaverne für Großspeicherung
Den Nachweis, dass Wasserstoff sicher in Salzkavernen gelagert werden kann, hatte EWE nach eigenen Angaben 2024 im Rahmen seines Pilotprojektes in Rüdersdorf bei Berlin erbracht. Die Erkenntnisse aus dem Bau und Betrieb der dortigen 500-Kubikmeter-Testkaverne überträgt das Unternehmen jetzt auf die Kavernen in der Wesermarsch, die zum Teil das 1.000-fachen Volumen besitzen sollen.
„Unser Ziel ist es, großtechnische Kavernen zur Wasserstoffspeicherung zu etablieren. Allein EWE verfügt mit 37 Salzkavernen über 15 Prozent aller deutschen Kavernenspeicher, die sich zur Speicherung von Wasserstoff eignen“, so Peter Schmidt, Geschäftsführer bei EWE Gasspeicher. Das Unternehmen habe jahrzehntelange Erfahrungen im Bau und Betrieb von Erdgasspeichern. Der Bau und der Betrieb von Wasserstoffkavernen sind technisch vergleichbar.
Trotz des technologischen Erfolgs gibt es Herausforderungen auf regulatorischer Ebene. Ein wichtiger erster Schritt war Peter Schmidt zufolge die Identifikation der enormen Bedarfe an Kavernenspeichern. Diese hatten etwa die Langfristszenarien des Bundeswirtschaftsministeriums ergeben.
„Jetzt sind sehr zeitnah politische Leitplanken nötig, vor allem im Hinblick auf die langen Realisierungszeiten für den Bau der Untergrundspeicher. Um Investitionsentscheidungen für weitere Wasserstoffspeicherprojekte treffen zu können, sind für uns dabei insbesondere ein geeigneter regulatorischer Rahmen und damit einhergehend ein bankfähiges Finanzierungsmodell essenziell.“
Neuman & Esser in der H2-Speicherung
Neuman & Esser Deutschland-Geschäftsführer Jens Wulff betonte, man leiste mit der Lieferung der Kompressoren „einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der grünen Wasserstoffwirtschaft in Deutschland“. Der Vertragsabschluss mit EWE zeige die Entschlossenheit, Großvorhaben im Wasserstoffbereich „zügig zu realisieren“.
Im Interview mit H2News gab Stefanie Peters, die geschäftsführende Gesellschafterin des Unternehmens, exklusiven Einblick in die H2-Strategie und -Projekte des Maschinenbauers. Zuletzt hatte Neuman & Esser angekündigt, in Nordrhein-Westfalen mit der Serienfertigung von Elektrolyseuren zu beginnen.