Die Beauftragung der Verdichter markiere einen weiteren Meilenstein im Projekt „Clean Hydrogen Coastline”: „Mit der Beauftragung der Verdichter gehen wir einen weiteren konkreten Schritt in Richtung industrieller Wasserstoffproduktion”, betonte Stefan Dohler, Vorstandsvorsitzender der EWE AG.
Bei den bestellten Wasserstoffverdichtern handelt es sich um trockenlaufende, liegende, 8-kurbelige und 5-stufige Kompressoren der Baugröße 320. Verdichter sind für die Weiterverarbeitung des erzeugten Wasserstoffs erforderlich.
Ziel des Energiedienstleisters sei es, Wasserstoff aus erneuerbaren Energien dort zu erzeugen, wo es systemdienlich und wirtschaftlich sinnvoll sei. Der Standort in Emden bietet laut Dohler durch die bestehende Netzinfrastruktur und den hohen Anteil abgeregelten Windstroms die idealen Voraussetzungen. Etwa 500.000 Megawattstunden Windstrom werden dort jährlich abgeregelt.
Fortsetzung strategischer Partnerschaft im Wasserstoffsektor
Mit der Auftragsvergabe an Neuman & Esser setze die EWE auf erfahrene Industriekompetenz, heißt es in der Pressemeldung. „Die Entwicklung einer leistungsstarken Verdichter–Lösung für den Elektrolyseur in Emden zeigt, wie wichtig innovative Technik für den Erfolg der Wasserstoffwirtschaft ist”, sagte Jens Wulff, Geschäftsführer Neuman & Esser Deutschland.
Die aktuelle Auftragsvergabe folgt auf einen ersten Verdichter-Auftrag von EWE an Neuman & Esser vom März 2025 für das Wasserstoff-Speicherprojekt in Huntorf (Wesermarsch).
Regulatorische Hürden bremsen Wirtschaftlichkeit der Wasserstoffproduktion
Trotz der technischen Fortschritte steht die Branche laut EWE vor großen Herausforderungen: Die derzeitigen gesetzlichen Rahmenbedingungen – insbesondere auf EU-Ebene – erschweren einen wirtschaftlichen Betrieb. So erhöhen die Anforderungen an die Stromherkunft den Preis von grünem Wasserstoff um bis zu 88 Prozent. Die Folge: Etwa 50 Prozent höhere Gestehungskosten pro Kilogramm Wasserstoff und das ohne ökologischen Mehrwert.
„Wir könnten Wasserstoff deutlich günstiger produzieren, wenn wir flexibel auf günstige Grünstrom-Angebote am Spotmarkt reagieren dürften”, erklärte Dohler. „Stattdessen zwingen uns aktuelle EU-Vorgaben zur zeitlichen und geografischen Korrelation mit einem spezifischen Windpark.” Diese verhindere eine systemdienliche Fahrweise.
Politische Verlässlichkeit gefordert
Die volle Wirkung von Projekten wie dem Elektrolyseur in Emden hänge maßgeblich von politischer Planungssicherheit ab. „Unsere klare Erwartung an die neue Bundesregierung ist es, den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft mit einem langfristig stabilen Rahmen abzusichern”, betonte Dohler. Dies umfasse den zügigen Ausbau erneuerbarer Energien, wettbewerbsfähige Fördermechanismen und eine pragmatische Regulierung, die Investitionen erleichtert. Besonders entscheidend sei auch, dass Deutschland sich in Brüssel für eine Anpassung der EU-Strombezugskriterien einsetze.
„Nur so schaffen wir wirtschaftliche Anreize statt unnötiger Hürden – und ermöglichen, dass grüner Wasserstoff zum tragenden Pfeiler einer bezahlbaren und klimaneutralen Energiezukunft wird”, sagte Dohler. Der Einsatz grüner Gase wie Wasserstoff ist für ein klimaneutrales Energiesystem unverzichtbar. Der Elektrolyseur in Emden soll nicht nur als Grundstofflieferant für Industrie und Verkehr dienen, sondern auch zur Stabilisierung des Strommarktes beitragen, Netzausgleichskosten senken und die Integration erneuerbarer Energien verbessern.
Norddeutsches Leuchtturmprojekt mit europäischer Förderung
Die Wasserstofferzeugungsanlage in Emden bildet das Herzstück des vierteiligen Großvorhabens „Clean Hydrogen Coastline”. Mit einer Leistung von 320 Megawatt soll der Elektrolyseur die derzeit größte Anlage ihrer Art in Deutschland werden. Das Gesamtprojekt integriert Erzeugung, Speicherung, Transport und Nutzung von grünem Wasserstoff und soll dadurch maßgeblich zum Aufbau einer norddeutschen Wasserstoffwirtschaft beitragen.
EWE erhielt im Sommer 2024 die Förderbescheide im Rahmen des europäischen IPCEI-Programmes (Important Project of Common European Interest). Die Detailplanung läuft derzeit parallel zur Vorbereitung des Baugeländes, heißt es von dem Unternehmen. Die Tiefgründungen beginnen im kommenden Winter, gefolgt vom Gebäudebau und der Installation der Wasserstofferzeugungstechnik. Der industrielle Produktionsstart für grünen Wasserstoff ist für 2027 vorgesehen.
(Quelle: Neuman & Esser/EWE/2024)