3. Juni 2024 | Österreichs größter Stromversorger Verbund AG will grünen Wasserstoff über Pipelines aus Tunesien beziehen. Dazu hat der Konzern vergangenen Dienstag (28. Mai) eine Absichtserklärung mit der nordafrikanischen Republik unterzeichnet. An dem “H2 Notos” genannten Projekt ist auch TE H2 beteiligt, ein Joint Venture von TotalEnergies und der EREN Groupe. Zudem ist das Vorhaben Teil des geplanten Wasserstoff-Transportkorridors SoutH2.
Im Rahmen von H2 Notos will Tunesien an der Mittelmeerküste grünen Wasserstoff mit Elektrolyseuren erzeugen, die durch Wind- und Solarprojekte an Land betrieben und mit entsalztem Wasser versorgt werden. Laut Mitteilung der Verbund AG könne man so „in der Anfangsphase” jährlich rund 200.000 Tonnen Wasserstoff erzeugen. In Südtunesien bestehe weiterhin das Potential, die Kapazität auf 1 Million Tonnen pro Jahr zu erhöhen.
Das Projekt wollen die Betreiber über den geplanten „SoutH2 Corridor” mit Europa verbinden. Das Vorhaben sieht den Bau von Wasserstoffpipelines zwischen Nordafrika über Italien und Österreich bis nach Deutschland vor. Nach aktuellem Stand soll es „um 2030″ den Betrieb aufnehmen und dann nordafrikanischen Wasserstoffproduzenten Zugang zum europäischen Markt bieten.
Das eigens gegründete Joint Venture TE H2 werde mit Verbund die Entwicklung, Finanzierung, Errichtung und den Betrieb des Projekts leiten. Dabei decken die Partner nach eigenen Angaben die gesamte Wertschöpfungskette zwischen Stromerzeugung und Wasserstoffproduktion ab. Darüber hinaus will Verbund den Transport des erzeugten Wasserstoffs nach Mitteleuropa koordinieren.
„Historischer” Schritt für Energiewende in Tunesien
Der Absichtserklärung seien „Monate der Arbeit und des Austausches mit sämtlichen Stakeholdern” vorausgegangen, erklärte David Corchia, CEO von TE H2. Die Erklärung markiere nun aber den offiziellen Beginn des „äußerst ehrgeizigen Projekts”. Durch die geplante Wasserstoffproduktion in Tunesien könne der Staat ein „bedeutender Lieferant” für Europa und neue Arbeitsplätze generieren. Man starte nun in eine „äußerst konstruktive” Phase der Zusammenarbeit mit nationalen und lokalen Behörden.
Die tunesische Ministerin für Industrie, Minen und Energie Fatma Thabet Chiboub bezeichnete die Vereinbarung mit den europäischen Unternehmen als „historisch”. Die Regierung des Landes bekenne sich zur Energiewende und sehe das Projekt als „strategischen Wendepunkt, um seine Attraktivität als Wunschdestination für ausländische Investitionen in erneuerbare Energieformen zu stärken.” Seit Ende 2023 arbeitet die Regierung an einer eigenen Wasserstoffstrategie.
Verbund-CEO Michael Strugl ergänzte, Tunesien sei eine „besonders wichtige Upstream-Region, was Skalierbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit anbelangt” und „wesentlicher Bestandteil der Wasserstoffpläne” seines Konzerns. Ziel der Kooperation sei die „langfristige Versorgung in großem Maßstab“. Das TE H2-Konsortium könne Projekte „im GW-Bereich” umsetzen, weshalb Strugl sich auf die weitere Zusammenarbeit freue.