14. Juli 2023 | Schott führte Labortests durch, um Erdgas in der Glasproduktion zu ersetzen. Die Tests liefen erfolgreich. Unter produktionsnahen Bedingungen wurde Glas mithilfe von grauem Wasserstoff hergestellt. Schotts weiteres Ziel ist es, grünen Wasserstoff einzusetzen.
Schott hat im Labor eine Testschmelze mit 100 % Wasserstoff durchgeführt. Die Produktion ist damit frei von Erdgas. Die Versuche begannen bereits 2022. Bei ihnen kam zu 35 % Wasserstoff in der Schmelzwanne zum Einsatz. Die Ergebnisse zeigten, dass eine Veränderung der Schmelztechnologie weg von fossilen Brennstoffen möglich ist. Dies bekräftig der neue 100 % Wasserstoff-Versuch.
Dr. Matthias Kaffenberger, Referent Schmelztechnologie bei Schott, beschreibt: „Die aktuellen Labortests liefen unter wesentlich produktionsnäheren Bedingungen gegenüber 2020, als wir in einem Forschungsprojekt Vorversuche durchführten. Dank inzwischen ausgebauter Wasserstoff-Versorgung im Werk Mainz konnten wir nun deutlich länger schmelzen und testen.“

Schott testet seit mehreren Jahren, wie die Beimischung von Wasserstoff bei der Glasschmelze gelingen kann.
Im aktuellen Versuch gelang erstmals der komplette Einsatz von Wasserstoff über eine Haltezeit von 10 Tagen im Labormaßstab. Dies ist für den Technologiekonzern ein wichtiger Schritt, um in Zukunft entsprechende Versuche in der Produktionsrealität und die Ergebnisse in der Großtechnik umzusetzen.
Schotts Ziel: klimaneutrale Glasproduktion
Die Beheizung von Glasschmelzwannen mit Wasserstoff ist komplex. Im Schmelzprozess müssen permanent Temperaturen von bis zu 1.700 °C herrschen. Die Erforschung lohnt sich jedoch. Als technischer Werkstoff ist Glas weit verbreitet – etwa in Haushaltsgeräten, Unterhaltungselektronik, Halbleitern und Fahrzeugen sowie in Astronomie, Luft- und Raumfahrt.
Die CO₂-Emissionen, die bei der energieintensiven Glasherstellung mit Erdgas entstehen und sich vermeiden ließen, sind hoch. Schott will darum bis 2030 klimaneutral in seiner Produktion werden. Um dieses Ziel zu erreichen, handelt der Konzern nach dem Prinzip „Vermeiden – Reduzieren – Kompensieren“.
Dieser Aktionsplan umfasst vier Handlungsfelder: Technologiewandel, Ausbau der Energieeffizienz, Umstellung auf 100 % Grünstrom und die Kompensation verbleibender Emissionen. Das Unternehmen fokussiert den energieintensiven Prozess der Glasschmelze. Hier verfolgt es zwei Wege: die Elektrifizierung der Schmelzwannen mit Grünstrom und den Einsatz von grünem Wasserstoff anstatt von Erdgas.
Förderung von grünem Wasserstoff

Schott hat in Labortests erfolgreich das Glas mit 100 % Wasserstoff geschmolzen.
Bisher führte Schott seine Versuche mit grauem Wasserstoff durch. Grüner Wasserstoff steht noch nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. Dazu fehlen nach Angaben des Unternehmens zwei zentrale Faktoren: eine weitreichende Infrastruktur zur (industriellen) Wasserstoffversorgung und der Ausbau erneuerbarer Energien zur Erzeugung von Grünstrom.
Dr. Jens Schulte, Mitglied des Schott Vorstandes wendet sich an politische Entscheidungsträger:innen: „Die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geplanten Klimaschutzverträge zur Förderung der klimafreundlichen Produktion sind ein wichtiges Vehikel, um die teilnehmende Industrie wettbewerbsfähig zu halten und eine schnelle Implementierung zu ermöglichen.“
Politische Unterstützung erhielt Schott bereits für das Projekt „H2-Industrie – Einsatz von Wasserstoff in industriellen Verbrennungsprozessen“. Dabei hat das Unternehmen die Beimischung von Wasserstoff in der Produktion am Standort Mainz getestet. Im Kopernikus-Projekt P2X testete Schott 2020 erstmals in Versuchen den Einsatz von 100 % Wasserstoff in der Glasschmelze. Nun appelliert Schott an die Politik, die Wasserstoff-Infrastruktur und -Verfügbarkeit zu forcieren und Klimaschutzverträge umzusetzen.
Hier finden Sie mehr über Schotts Pläne zur Klimaneutralität, die auch audio-visuell beworben werden: