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Wasserstoff-Kernnetz: Gasnetzbetreiber reichen finalen Antrag ein

Es ist so weit: Nachdem vor fast einem Jahr der erste Planungsstand veröffentlicht wurde, haben die Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) gestern (22. Juli) den finalen Antrag für das deutschlandweite Wasserstoff-Kernnetz bei der Bundesnetzagentur eingereicht. Laut FNB ist der Entwurf „ausbaufähig, effizient und schnell realisierbar″. Nach der Genehmigung soll das Kernnetz Verbrauchs- und Produktionszentren sowie Speicher- und Importstellen für Wasserstoff bis zum Jahr 2032 schrittweise miteinander verbinden. Erste Umstellungen könnten schon im nächsten Jahr erfolgen.

von | 23.07.24

Im nächsten Jahr könnten die Bagger für das Wasserstoff-Kernnetz endlich rollen
© Ignacio Ferrándiz - stock.adobe.com

Ein entscheidender Schritt für das Kernnetz: Die Abgabe des finalen Antrags erfolgte gestern (22. Juli), teilte der Verband der Fernleitungsnetzbetreiber (FNB Gas e.V.) heute mit. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat jetzt zwei Monate Zeit für die Prüfung und Genehmigung. Dazu gehöre eine Konsultation des Netzplans, die bis zum 06.08.2024 laufen soll.

Nach der Genehmigung des Antrags durch die BNetzA werde der Aufbau des Kernnetzes beginnen. Die ersten Leitungen sollen bereits im kommenden Jahr auf Wasserstoff umgestellt werden. Einen ersten Planungsstand hatte der FNB e.V. vor rund einem Jahr vorgelegt.

Die Geschäftsführerin des Verbandes, Barbara Fischer, erklärte in der Pressemitteilung, das Kernnetz löse das Henne-Ei-Problem des Wasserstoffs und lege damit den Grundstein für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft. „Die FNB gehen damit in Vorleistung“, erklärte Fischer. „Das Kernnetz ist das Angebot an den Markt, es kommt für den Markt und entwickelt sich mit diesem weiter.“

Wasserstoff in die Fläche bringen

Fischer betonte zudem, dass die geplante H2-Infrastruktur auf einem Verbrauchsszenario basiere, dass die FNB gemeinsam mit der Politik entwickelt hätten. Nun gelte es, auch die Gasverteilnetzbetreiber (VNB) mit einzubeziehen:

„Im nächsten Schritt geht es darum, die Infrastruktur weiterzuentwickeln, um den Wasserstoff auch in die Fläche zu bringen. Daran arbeiten die FNB und zukünftigen Wasserstofftransportnetzbetreiber bereits jetzt in enger Abstimmung mit den Verteilnetzbetreibern im Rahmen der integrierten Netzentwicklungsplanung Gas und Wasserstoff.“

FNB Gas Vorstandsvorsitzender Thomas Gößmann hob hervor, dass der Wasserstoffhochlauf fortan eine „Gemeinschaftsaufgabe aller Marktteilnehmer“ sei:

„Die FNB stehen geschlossen hinter dem Konzept des Kernnetzes. Gemeinsam beantragen wir das vollständige Kernnetz und werden es schrittweise aufbauen und betreiben. […] Es gibt den Markteilnehmern die nötige Sicherheit für Investitionen in die Wasserstoff-Wirtschaft und die Transformation zur Klimaneutralität.“

FNB sind sich beim Kernnetz einig

Mehrere Energieversorger haben bereits auf die Einreichung des Antrags reagiert. Ein Beispiel ist die VNG AG aus Leipzig; Sie wird sich über ihr Tochterunternehmen Ontras Gastransport GmbH (ONTRAS) mit einem dreistelligen Millionenbetrag am Wasserstoff-Kernnetz beteiligen.. Konkret gehe es um „600 km Wasserstofftransportleitungen im mitteldeutschen Raum“.

Circa 80 Prozent davon seien bestehende Erdgasleitungen, die auf Wasserstoff umgestellt werden. Laut Ulf Heitmüller, dem Vorstandsvorsitzenden der VNG AG, handelt es sich bei dem Kernnetz-Antrag  über die größte Einzelinvestition der über 65-jährigen Unternehmensgeschichte.

Die VNG-Leitungen sollen den Leipziger Raum mit dem mitteldeutschen Chemiedreieck, den Industriezentren in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen, dem Berliner Raum sowie dem Industriebogen Meißen verbinden. Als verantwortliches Unternehmen realisiere Ontras dabei einen „Wasserstoffring“ in der Region Leipzig, eine Verbindung von Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt) nach Berlin-Süd sowie eine Verbindung nach Salzgitter (Niedersachsen). Die Transportleitung zwischen dem Leipziger Raum, Bad Lauchstädt und Salzgitter ist ein IPCEI-Projekt.

Erfreute Reaktionen bei Netzbetreibern

Auch die Karlsruher EnBW will sich mit „zunächst rund einer Milliarde Euro“ am Kernnetz beteiligen. Konkret habe man über die Tochter Terranets BW zugesichert, die aktuell im Bau befindliche Süddeutsche Erdgasleitung (SEL) in das Kernnetz einzubringen. Die SEL wird nach ihrer Fertigstellung Kunden in Baden-Württemberg mit Erdgas und später mit Wasserstoff versorgen. Dazu zählen u.a. wasserstofffähige Gaskraftwerke.

Erfreut zeigte sich auch der Vorstand des südbadischen Netzbetreibers Badenova. Sein Unternehmen bringt zwei Teilprojekte in das Kernnetz ein: RHYn Interco und H2@Hochrhein. Der Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft in Südbaden dürfte damit gute zehn Jahre früher als angenommen beginnen – „ein absoluter Game-Changer für die Region.“ Weitere Reaktionen von Netzbetreibern sind zu erwarten.

Der offizielle Antrag sowie zahlreiche Details zu den einzelnen Projekten finden Sie hier.

 

(Quellen: FNB, VNG, EnBW, Badenova, BMWK, BNetzA/2024)

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

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