Die jetzt für den Wasserstofftransport freigegebene Ferngasleitung 701 verbindet den Energiepark Bad Lauchstädt mit der TotalEnergies Raffinerie Mitteldeutschland in Leuna. Nach einer Prüfung des technischen Zustands, einigen Ertüchtigungsmaßnahmen und der Trennung vom Erdgasnetz wurde die Leitung mit Wasserstoff befüllt und von den Behörden für den H2-Transport freigegeben. Dies meldete Ontras am Dienstag (8. April).
„Wir zeigen, dass eine Gastransportleitung aus den 80er Jahren sehr wohl eine wichtige Rolle im Energiesystem der Zukunft übernehmen kann”, erklärte Gunar Schmidt, Ontras-Geschäftsführer Betrieb und Sicherheit, bei der feierlichen Inbetriebnahme. „In den kommenden Monaten bis zur Inbetriebnahme des Elektrolyseurs werden wir im Testbetrieb wichtige Erkenntnisse zum Transport des Wasserstoffs auf dieser Strecke sammeln können, um dann für den Realbetrieb gerüstet zu sein.”
Mitte März hatte die Raffinerie Mitteldeutschland in Leuna bereits einen großvolumigen Wasserstoff-Abnahmevertrag mit RWE vereinbart. Hier soll der Wasserstoff allerdings aus dem geplanten 300-MW-Elektrolysestandort von RWE in Lingen kommen.
Wichtiger Schritt für Wasserstoffwirtschaft in Mitteldeutschland
Mit der Leitungsinbetriebnahme ist ein weiterer Baustein des Energieparks Bad Lauchstädt fertiggestellt. Der Windpark zur Stromerzeugung für die Elektrolyse ist bereits in Betrieb. Ende 2025, nach Fertigstellung des Elektrolyseurs und der Ausspeiseanlage in Leuna, soll die gesamte Wertschöpfungskette in Betrieb gehen. „Wir treten damit den praktischen Beweis an, dass die vorhandene Gasinfrastruktur auch in der Energiewelt von morgen eine wichtige Rolle spielen kann und wird,” erläuterte Cornelia Müller-Pagel, Sprecherin des EBL-Konsortiums und Leiterin Grüne Gase der VNG AG.
Die Leitung dient dabei nicht nur dem Transport von jährlich etwa 2.700 Tonnen grünem Wasserstoff zur Raffinerie. Sie fungiert auch als Grundstein für den Anschluss weiterer Projekte des Wasserstoff-Kernnetzes. Dazu zählen Green Octopus Mitteldeutschland (GO!) in Richtung Magdeburg-Salzgitter sowie Verbindungen zum Mitteldeutschen Chemiedreieck und in die Region Leipzig-Halle (LHyVE).
„Was heute hier mit einer Leitung auf einer Länge von gut 25 Kilometern beginnt, ist gleichzeitig der Ausgangpunkt für das Ontras H2-Startnetz”, erklärte Hans-Joachim Polk, Aufsichtsratsvorsitzender von Ontras sowie Vorstand Infrastruktur & Technik der VNG AG. Das von Ontras geplante Wasserstoff-Transportnetz mit rund 600 Kilometern Leitungslänge werde ein wesentlicher Teil des entstehenden bundesweiten H2-Kernnetzes sein und schaffe Verbindungen zu weiteren Wasserstoff-Projekten in Deutschland und Europa. H2News.de konnte 2024 ausführlich mit Polk über den Energiepark Bad Lauchstädt sprechen.
Reallabor der Energiewende
Der Energiepark ist ein großtechnisch angelegtes Reallabor der Energiewende. Das Projektkonsortium will hier „erstmalig” die gesamte Wertschöpfungskette von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab erproben. Für die Produktion von grünem Wasserstoff kommt hier eine 30 MW Elektrolyse-Anlage zum Einsatz, die Strom aus einem nahe gelegenen Windpark bezieht.
Das Projekt setzt ein Konsortium mehrerer Unternehmen um. Darunter finden sich die Terrawatt Planungsgesellschaft, Uniper, VNG Gasspeicher, Ontras Gastransport, DBI – Gastechnologisches Institut Freiberg, VNG Handel & Vertrieb und VNG AG. Die Gesamtinvestition beträgt 210 Millionen Euro, wovon 34 Millionen Euro durch das 7. Energieforschungsprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert werden.
Foto (v.l.n.r.): Gunar Schmidt, ONTRAS-Geschäftsführer Betrieb und Sicherheit; Prof. Dr. Armin Willingmann, Sachsen-Anhalts Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt; Thomas Kralinski, Amtschef und Staatssekretär Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz; Cornelia Müller-Pagel, Projektleiterin des Energiepark Bad Lauchstädt und Leiterin Grüne Gase bei VNG AG