22. Mai 2024 | Aufgrund der zahlreichen Meldungen aus dem Bereich der Wasserstoffmobilität fassen wir jeden Mittwoch die neuesten Entwicklungen für Sie zusammen. Zu den spannendsten Neuigkeiten gehören diese Woche die erste Wasserstoff-Yacht, ein Projekt zum Einsatz von Flüssigwasserstoff in der Luftfahrt, ein neu entwickelter Brennstoffzellen-LKW und eine Wasserstoff-Tankstelle in der Rhein-Neckar-Region.
Erste wasserstoffbetriebene Yacht
Der niederländische Schiffsbauer Feadship hat die erste Wasserstoff-Yacht präsentiert. Das 118,80 Meter lange und 19 Meter breite Schiff hat am 4. Mai die Werft in Amsterdam verlassen. Fünf Jahre lang wurde an dem Schiffs-Projekt mit dem Namen 821 gearbeitet, heißt es von dem Unternehmen. Die Yacht, die über fünf Decks über der Wasserlinie und zwei unter der Wasserlinie verfügt, sei die erste wasserstoffbetriebene Superyacht der Welt.

Die H2-Superyacht beim Verlassen der Werft am 4. Mai (© Feadship)
Die größte Hürde bei der Entwicklung sei die Unterbringung der Flüssigwasserstofftanks unter Deck gewesen, heißt es in der Pressemeldung des Unternehmens. Wasserstoff ist im Vergleich zu nicht-fossilem Dieselkraftstoff zwar deutlich leichter (70 kg im Vergleich zu etwa 800 kg pro Kubikmeter), die sichere Lagerung auf einem Schiff erfordere jedoch deutlich mehr Platz. Auf Grund des doppelwandigen kryogenen Speichertanks, die in einem speziellen Raum gelagert werden müssen, benötige Wasserstoff acht- bis zehnmal so viel Platz als das Energieäquivalent in Dieselkraftstoff. Der verbaute kryogenen Tank fast laut Angaben von Feadship 92 Kubikmeter (etwa vier Tonnen) Wasserstoff. Außerdem verfügt die Wasserstoff-Yacht über 16 kompakte Brennstoffzellen. Laut den Schiffsbauern habe der Anschluss der Brennstoffzellen an das Gleichstromnetz und die Entlüftungsschächte für den entweichenden Wasserdampf die ursprüngliche Länge der Yacht um insgesamt vier Meter erhöht.
Die für das Projekt entwickelten Brennstoffzellen können laut Feadship auch mit Methanol betrieben werden. Das speziell für die Wasserstoff-Yacht entwickelte PowerCell System soll im nächsten Jahr in zwei norwegischen Passagier- und Autofähren eingesetzt werden.
Laut dem Yacht Environmental Transparency Index (YETI) entfallen 70-78 Prozent des gesamten Energieverbrauchs einer Yacht auf die Versorgung des Wohnbereichs (vor allem auf die Heizung und die Klimaanlage). Die Brennstoffzelle könne die Wasserstoff-Yacht eine ganze Woche lang vor Anker liegend versorgen oder emissionsfrei mit 10 Knoten fahren lassen.
Die wasserstoffbetriebene Yacht wird von Edmiston zum Verkauf angeboten. Der Preis liegt angeblich bei 600 Millionen Euro.
Airbus startet Projekt für flüssigen Wasserstoff in der Luftfahrt
Am 16. Mai hat Airbus gemeinsam mit neun weiteren Partnern ein Projekt zur Handhabung und Betankung von Wasserstoff in der Luftfahrt gestartet. Das GOLIAT-Projekt (Ground Operations of LIquid hydrogen AircrafT) soll in den nächsten vier Jahren den Betrieb von Flüssigwasserstoff (LH2)-Flugzeugen am Boden in kleinem Maßstab auf drei europäischen Flughäfen demonstrieren. Zur Auswahl stehen der Flughafen Rotterdam Den Haag in den Niederlande, die Vinci Airports in Frankreich und Portugal, der Stuttgarter Flughafen in Deutschland und der ungarische Flughafen in Budapest.

Airbus launcht Projekt für flüssigen Wasserstoff in der Luftfahrt (© Airbus)
Das Konsortium will die Einführung von LH2-Transport- und Energiespeicherlösungen in der Luftfahrtindustrie durch folgende Maßnahmen unterstützen:
- Entwicklung und Demonstration von LH2-Betankungstechnologien in größerem Maßstab für künftige große Verkehrsflugzeuge
- Demonstration des Bodenbetriebs von LH2-Flugzeugen in kleinem Maßstab auf Flughäfen
- Entwicklung des Standardisierungs- und Zertifizierungsrahmens für den künftigen LH2-Betrieb
- Bewertung der Dimensionierung und Wirtschaftlichkeit der Wasserstoff-Wertschöpfungsketten für Flughäfen
Die hohe Energiedichte von LH2 ermöglicht Langstreckenflüge für Flugzeuge, doch bis zum breiten Einsatz von Wasserstoff auf Flughäfen seien noch viele Schritte zu gehen, heißt es von dem Projektteam. Unter anderem müssen die betrieblichen, rechtlichen, wirtschaftlichen und sicherheitstechnischen Auswirkungen sowie die Kapazität und Leistung der Technologien besser verstanden werden.
Das GOLIAT-Projekt wird mit 10,8 Millionen Euro aus dem EU-Rahmenprogramm Horizont Europa gefördert. Das Projekt-Konsortium besteht aus zehn Partnern aus acht Ländern. Neben Airbus (Frankreich, Deutschland, Vereinigtes Königreich) und den bereits genannten Flughäfen sind folgende Partner an dem Projekt beteiligt:
- Chart Industries (Tschechische Republik, Italien)
- TU Delft (Niederlande)
- Leibniz Universität Hannover (Deutschland)
- Royal Schiphol Group (Niederlande)
- H2FLY (Deutschland)
Honda präsentiert Brennstoffzellen-LKW auf ACT Expo 2024
Honda hat am 20. Mai auf der Advanced Clean Transportation (ACT) Expo das Konzept eines Class 8 Hydrogen Fuel Cell Truck vorgestellt. Das betriebsbereite Lkw-Konzept der Klasse 8 wird von drei neuen Honda-Brennstoffzellensystemen angetrieben. Leistung des Brennstoffzellensystems beträgt nach eigenen Angaben kombiniert 240 kiloWatt (80 kW x 3). Mit dem 82 Kilogramm Hochdruck-Wasserstofftank soll der Wasserstoff-LKW auf eine Reichweite von etwa 645 Kilometer kommen.
Die mit General Motors (GM) in den letzten zehn Jahren entwickelten Brennstoffzellensysteme sollen nun bei Fuel Cell System Manufacturing, LLC (FCSM), einer Joint-Venture-Produktionsstätte in Brownstown in Michigan, in Serienproduktion gehen. Das neue System soll über eine höhere Leistung und eine doppelt so lange Lebensdauer verfügen. Gleichzeitig sei es etwa zwei Drittel günstiger als das vorherige System Generation1.
Neben Wasserstofffahrzeugen soll die Brennstoffzelle auch in stationären Kraftwerken und Baumaschinen zum Einsatz kommen.
Wasserstofftankstelle in Frankenthal
H2 Mobility Deutschland und BASF haben in den Bau einer H2-Tankstelle in Frankenthal investiert. Das Herzstück der Tankstelle bilden der Verdichter sowie zwei Mittel- und Hochdruckspeicher, die Anfang Mai angeliefert wurden. Die Inbetriebnahme der Tankstelle sei für das vierte Quartal 2024 geplant. Zukünftig können dort dann Pkw und leichte Nutzfahrzeuge (mit 700 bar) sowie LKW und Busse (mit 350 bar) tanken. Für die erste Ausbaustufe sei eine Tageskapazität von 700 bis 800 Kilogramm Wasserstoff vorgesehen. Das entspricht mehr als 30 LKW bzw. Bussen. Bis 2027 will H2 Mobility, Erbauer und Betreiber der Tankstelle, die Kapazität in einer zweiten Ausbaustufe verdoppeln. So sollen bis zu drei Fahrzeuge gleichzeitig tanken können.
Die Wasserstofftankstelle liegt an der A6 und ist über die Anschlussstelle Kreuz Ludwigshafen Nord erreichbar. Bis 2026 sollen drei weitere H2-Tankstellen von ähnlicher Größe und Leistungsfähigkeit in der Metropolregion Rhein-Neckar entstehen. Die Tankstelle in Frankenthal ist Teil des Projektes H2Rivers, das die Region im Rahmen des HYLAND-Förderrahmens der Bundesregierung koordiniert. Sie wird mit 1.288.000 Euro unterstützt.
Die Entwicklung von Wasserstoff-Technologien im Mobilitätssektor in der Rhein-Neckar-Region wird im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP2) mit 20 Mio. € Investitionszuschüssen durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert.