16. Januar 2024 | Ende letzter Woche startete Österreichs größter Gasspeicherbetreiber RAG Austria AG das “europäische Referenzprojekt” EUH2STARS. Gemeinsam mit der Linz AG, der AGGM Austrian Gas Grid Management AG, Axiom und dem Energieinstitut an der JKU Linz will der Netzbetreiber im Großraum Linz zeigen, wie Ballungsräume auch im Winter grüne Energie aus Solarkraft nutzen können. Der Schlüssel dafür: Wasserstoff, der im Sommer aus überschüssiger Solarenergie produziert und anschließend in ehemaligen Erdgaslagerstätten eingespeichert wird.
Ziel des Projektes ist, grüne Energieüberschüsse aus dem Sommer saisonal in Form von Wasserstoff zu speichern. Damit will der lokale Energieversorger Linz AG im Winter Haushalte und Betriebe im Versorgungsgebiet mit grünem Strom und grüner Fernwärme versorgen, erklärt Linz AG-Generaldirektor Erich Haider. Unter anderem will die Stadt Linz ihre Fernwärmeversorgung von derzeit 40 % bis 2040 auf 100 % erneuerbare Energien ausbauen. Im Sinne der Versorgungssicherheit sei die Anbindung des Fernwärmenetzes an Wasserstoffspeicher dafür eine wichtige Grundlage.
Um den im Simmer eingespeicherten Wasserstoff in den Kraftwerken der Linz AG nutzen zu können, will das Konsortium das Fernheizkraftwerk (FHKW) Linz-Süd sowie die vorgelagerte Infrastruktur auf ihre Wasserstofftauglichkeit prüfen. Ebenso sollen eventuell notwendige Anpassungen im Kraftwerkslayout analysiert werden. Die Stadt Linz sei für das Projekt prädestiniert, da ihre Industrie alleine für 13 % der CO2-Emissionen Österreichs verantwortlich sei, so Klaus Luger, Bürgermeister der Stadt Linz
Während der Projektlaufzeit will das neue Konsortium zahlreiche Maßnahmen entlang der Wertschöpfungskette untersuchen und planen. Dabei wollen die Partner noch vor Ablauf der Projektzeit 2029 mit der Umsetzung starten oder sie bereits abgeschlossen haben.
20 Mio. € EU-Förderung
Die Projektteilnehmer unter Leitung der RAG Austria AG decken die gesamte Wertschöpfungskette der Wasserstoffspeicherung ab. Diese decken der eigentlichen Speicherung (RAG Austria AG, Shell Global Solutions International B.V./Niederlande, Energie Beheer Nederland BV/Niederlande, Hungarian Gas Storage/Ungarn, Trinity Capital S.L./Spanien), der Wasserstoffaufbereitung (Axiom angewandte Prozesstechnik GmbH, Axiom Polska Sp.z o.o), über die Transportnetze (AGGM) bis hin zu Energieversorgern (Linz AG). Ebenfalls beteiligt sind verschiedene Forschungseinrichtungen (Montanuniversität Leoben, The Netherlands Organization for Applied Scientific Research/Niederlande, Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz).
Im Rahmen der EU-Ausschreibung Horizon Europe Framework Programme (HORIZON) zur unterirdischen Wasserstoffspeicherung erhielt das Projekt Fördermittel in Höhe von rund 20 Mio. €. Markus Mitteregger, CEO der RAG Austria, erklärt:
„Die RAG hat in Oberösterreich alle Bausteine verfügbar, um erneuerbare Energie aus Sonne und Wind tatsächlich versorgungssicher zu machen. Nun haben wir im Rahmen dieses Referenzprojekts von der EU den Auftrag, aufzuzeigen, dass sich damit auch Ballungsräume das ganze Jahr über mit grüner Wärme verlässlich versorgen lassen.“
Aus Erdgaslagerstätten werden Wasserstoffspeicher
Grundlage für EUH2STARS seien die Erfahrungen der RAG Austria aus ersten Wasserstoffspeicher-Projekten in Oberösterreich. Speicher dieser Art betreibe man seit fast einem Jahrzehnt an Standorten wie Pilsbach und Gampern. Die RAG war dabei das nach eigenen Angaben erste Unternehmen weltweit, dass Wasserstoff in ausgeförderten Erdgaslagerstätten saisonal und großvolumig einspeicherte. Im neuen Projekt will das Unternehmen nun auch die Umwandlung von Erdgasspeicherstätten auf Wasserstoffnutzung sowie den Neubau von Speichern im größeren Maßstab untersuchen.
Aus den unterirdischen Erdgaslagerstätten werden so saisonale und großvolumige Speicher für grünen Wasserstoff. Der unterirdische und unsichtbare Transport könne in bestehenden, für den Wasserstofftransport adaptierten Erdgasleitungen erfolgen. Des Weiteren soll mittelfristig die Fernwärme- und Stromproduktion in modernen KWK-Anlagen im Winter gesichert werden – gerade dann, wenn zu wenig Sonnen- und Windenergie verfügbar ist.