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Wasserstoffspeicherung in Salzkavernen: Erkenntnisse aus dem HyCAVmobil-Forschungsprojekt

Die EWE hat ihr Forschungsvorhaben HyCAVmobil an dem Gasspeicherstandort Rüdersdorf bei Berlin abgeschlossen. Gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) konnte der Energiedienstleister nachweisen, dass die Einlagerung von Wasserstoff in unterirdischen Salzkavernen möglich ist. Zudem habe sich gezeigt, dass sich der Reinheitsgrad des Wasserstoffs durch die Speicherung in der neu errichteten Kaverne nur minimal verändert. Dies ist vor allem für den Einsatz im Mobilitätsbereich wichtig.

von | 05.12.24

Blick auf den Kavernenplatz in Rüdersdorf: Vom EWE-Wasserstoffspeicher ist nur die Obertagetechnik sichtbar
© EWE
Wasserstoffspeicherung in Salzkavernen: Erkenntnisse aus dem HyCAVmobil-Forschungsprojekt

2019 starteten DRL und EWE das Projekt HyCAVmobil. Im Herbst 2023 wurde dann erstmals Wasserstoff in der neu errichteten Salzkaverne eingelagert. Die Testkaverne verfügt über ein Volumen von 500 Kubikmetern und liegt rund 1.000 Meter unter der Erde. Nun haben die Partner ihr Forschungsvorhaben abgeschlossen – erfolgreich, wie es in der Pressemitteilung vom 5. Dezember heißt.

Schnitt der Testkaverne

Schnitt der Testkaverne, die etwa die Größe eines Einfamilienhauses hat (© EWE / C3 Visual Lab)

Mit der Einlagerung von Wasserstoff in die Testkaverne und dem Betriebsstart der Speicheranlage konnte der Energiedienstleister Erfahrungen für die Ein- und Ausspeicherung von Wasserstoff mit unterschiedlichen Drücken sammeln. Forschende des DLR haben umfangreiche Messungen zur Gaszusammensetzung vorgenommen. Für das Projekt HyCAVmobil hat das DLR am Standort Oldenburg ein neues Labor eingerichtet, in dem die Forschenden die Qualität und Reinheit des Wasserstoffs aus der Salzkaverne in Rüdersdorf bestimmt haben.

Untersuchungen des DLR zeigten, dass der Reinheitsgrad des Wasserstoffs sich durch die Speicherung nur minimal verändert. Es kam zu keinen nennenswerten Verunreinigungen des Gases, der Wasserstoff sei nach der Ausspeicherung nur feuchter gewesen. Die Wasserstoff-Qualität ist besonders für die Nutzung in Brennstoffzellen relevant. Dr. Alexander Dyck vom DLR betonte, dass die Qualität des ausgespeicherten Wasserstoffs immer noch so hoch ist, dass eine einfache Aufreinigung für die weitere Nutzung ausreicht.

„Man kann Wasserstoff in Salzkavernen speichern”

Während des Projekts gab es aber auch immer wieder Herausforderungen, so dass das Team geplante Projektschritte anpassen musste. Dies sei aber bei einem Forschungsprojekt nicht ungewöhnlich, so Ralf Riekenberg vom EWE-Wasserstoff-Team in Rüdersdorf. Insbesondere die Dichtheit der Bohrung bis in 1.000 Meter Tiefe sei eine Herausforderung gewesen. Nach mehreren Dichtheitstests gelang es dem EWE-Team aber, die wasserstoffspezifischen Probleme bei der Zementation zwischen Gebirge und Stahlverrohrung zu lösen.

„Mit dem Nachweis der sicheren Wasserstoffspeicherung sind wir einen großen Schritt in Richtung Klimaschutz und Versorgungssicherheit mit erneuerbaren Energien vorangekommen“, betont EWE-Vorstandsvorsitzender Stefan Dohler.

Die Kosten des Projekts HyCAVmobil betrugen knapp 14 Millionen Euro. Etwa 8 Millionen Euro investierte die EWE selbst. Zusätzlich wurde das Projekt mit ca. 6,5 Millionen Euro vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert.

Übertragbarkeit auf großtechnische Speicher

Die Erkenntnisse, die EWE und DRL aus dem Bau und dem Betrieb der Testkaverne gezogen haben, wollen die Partner nun für zukünftige Projekte nutzen. Für das DLR sei es ein „Gewinn” gewesen, erstmals Messungen an einer realen Kaverne durchführen zu können. So könne das DLR wichtiges Basiswissen für die Gestaltung der zukünftigen Wasserstoff-Infrastruktur in Deutschland bereitstellen. Die EWE will nun die gewonnenen Erkenntnisse auf Salzkavernen mit dem 1.000-fachen Volumen übertragen.

Der Energiedienstleister verfügt mit 37 Salzkavernen über 15 Prozent aller deutschen Kavernenspeicher, die sich zur Speicherung von Wasserstoff eignen. Das Ziel des Unternehmens sei es, großtechnische Kavernen zur Wasserstoffspeicherung für die industrielle Nutzung zu etablieren. Damit grüner Wasserstoff in großen Mengen speicherfähig wird.

Die Testkaverne kann nicht für die industrielle Wasserstoffspeicherung genutzt werden, soll aber für weitere Tests genutzt werden.

Perspektiven für industrielle Wasserstoffspeicherung

An dem Kavernenstandort in Huntorf in der Wesermarsch rüstet das Unternehmen aktuell eine Erdgaskaverne für die Speicherung von Wasserstoff um. Bei der 500.000 Kubikmeter großen Kaverne in Huntorf müsse allerdings die Reinheit nach der Wasserstoffentnahme gesondert betrachtet werden. Bisher hat die EWE in dieser Kaverne Erdgas gespeichert, das nicht komplett aus dem Speicher entfernt werden konnte, erklärte Riekenberg.

Das Huntorfer Projekt ist Teil des Großvorhabens „Clean Hydrogen Coastline“. Dieses kombiniert die Erzeugung, Speicherung, Nutzung und den Transport von grünem Wasserstoff. Für das vierteilige IPCEI-Großprojekt hat EWE im Sommer dieses Jahres die Förderbescheide von Bundeswirtschaftsminister Habeck erhalten. Derzeit sei das Unternehmen mit der Detailplanung beschäftigt und beabsichtige, bereits in den nächsten drei bis vier Jahren Wasserstoff einzulagern.

HyCAVmobil: Projektphasen und Meilensteine im Überblick:

  • Rüdersdorf
    Erste Tests am H2-Speicher Rüdersdorf erfolgreich (© EWE AG)

(Quelle: EWE/2024)

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

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