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Ohne Erdgas: Spezialglas-Produktion nur mit Wasserstoff

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Autor: Sophia Jenke

Der Glasproduzent Schott hat erstmals optisches Glas mit 100 % Wasserstoff im industriellen Maßstab hergestellt
© SCHOTT
SCHOTT hat erstmals ein optisches Glas mit 100 % Wasserstoff hergestellt

22. April 2024 | Der Spezialglas-Produzent Schott hat erstmalig die industrielle Glasproduktion ausschließlich mit Wasserstoff getestet. Dafür hat der Glasproduzent drei Tage lang optisches Glas in einer Schmelzwanne in Mainz geschmolzen – komplett ohne Erdgas. Der großtechnische Versuch war laut Angaben des Unternehmens erfolgreich, nun wird noch die Qualität des Glases analysiert.

Spezialglas mit 100 % Wasserstoff produziert: Einblick in die Schmelzwanne

Blick in die Schmelzwanne mit flüssigem Glas (© Schott)

Schott will das Erdgas für den Betrieb seiner Schmelzwannen für die Glasproduktion ersetzen. Entweder durch eine Elektrifizierung mit Grünstrom oder durch den Einsatz von Wasserstoff. Letzteres hat das Unternehmen nun getestet. Bereits gegen Ende 2022 hat der Technologiekonzern erste Versuche mit 35 % Wasserstoffbeimischung durchgeführt. Im vergangenen Frühjahr fanden dann die ersten Tests mit 100 % Wasserstoff statt, allerdings im Labormaßstab. Jetzt folgte der Einsatz im industriellen Maßstab.

Die Versuchsleiterin betonte, dass die Erfahrungen aus den letztjährigen Wannenversuchen mit anfangs bis zu 35 % Wasserstoff bei diesem Versuch sehr geholfen hätten. Trotzdem gebe es noch offene Fragen für die Forschung:

  • Wie wirkt sich der Einsatz von Wasserstoff auf die komplexen Schmelzprozesse aus?
  • Welchen Einfluss hat der eingesetzte Wasserstoff auf die Qualität der unterschiedlichen Produkte?
  • Wie ist Wasserstoff anstelle von Erdgas optimal im operativen Betrieb einsetzbar?
  • Welche Anpassungen der Infrastruktur müssen dafür erfolgen?

Zur Beantwortung dieser Fragen wählte Schott als erstes Testprodukt ein optisches Glas. Hintergrund: Der Technologiekonzern fertigt aus hochwertigen Rohstoffen über 100 optische Glastypen für unterschiedliche Anwendungsgebiete, wie beispielsweise Konsumgüter und Messtechnik, aber auch optische Systeme in Forschung und Entwicklung. Die Herausforderung ist, dass die Gläser höchste Homogenitäts- und Transmissionseigenschaften aufweisen müssen. Dies gilt auch für das aktuell geschmolzene Glas, das nun noch eine strenge Qualitätsprüfung durchläuft.

Qualitätskontrolle des Spezialglas, das mit Wasserstoff produziert wurde Kontrolle eines SCHOTT Glasbarrens

Qualitätskontrolle eines Glasbarrens (© Schott)

Stimmt die Qualität des Glases?

„Der Test mit 100 % Wasserstoff im Bereich Advanced Optics ist Pionierarbeit für die Spezialglasindustrie. Wenn die Tests ergeben, dass auch die Qualität des Glases stimmt und die Glaseigenschaften unverändert bleiben, wäre Wasserstoff tatsächlich eine geeignete Technologieoption“, erklärte die Projektleiterin Dr. Lenka Deneke.

Erfüllt es die hohen Produktansprüche, geht es an die Kunden. Für eine dauerhafte Umstellung bräuchte es weitere Langzeittests sowie eine kontinuierliche Versorgung über eine Wasserstoff-Pipeline.

Grau statt grün

Bisher führte Schott seine Versuche mit grauem Wasserstoff durch, da grüner noch nicht in ausreichenden Mengen zur Verfügung stände. Für den aktuellen Wannengroßversuch, der ausschließlich mit  Wasserstoff beheizt wurde, erhielt das Unternehmen drei Füllungen des auf dem Unternehmensgelände stehenden Wasserstofftanks.

„Wir haben uns bewusst für den Einsatz [von grauem Wasserstoff] entschieden, um beim Testen der technischen Machbarkeit keine Zeit zu verlieren. Für unsere Versuche ist das ausreichend, aber für den Klimaschutz brauchen wir dringend grüne Energie“, sagt Dr. Frank Heinricht, Vorstandsvorsitzender bei Schott und verantwortlich für die Nachhaltigkeitsstrategie des Konzerns.

Das Unternehmen erhält für seine Entwicklungsarbeiten rund um das Thema Wasserstoff finanzielle Förderung von verschiedenen Institutionen. Die aktuellen Tests wurden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Projektträger DLR sowie von der Europäischen Union finanziell unterstützt.

(Quelle: SCHOTT/2024)

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