Über Jahrhunderte hinweg markierte die Hanse eine gemeinsame wirtschaftliche Zusammenarbeit im Nord- und Ostseeraum und sorgte mit dem Handel von Gütern für Wertschöpfung und Wohlstand an den Transportwegen. Mit der Gründung der Wasserstoff-Hanse soll der Herstellung und Nutzung von Wasserstoff vor allem in der Schifffahrt ein Schub verliehen werden.
E-Fuels fördern
„Es sind nicht die Verbrennungsmotoren, die das Klima belasten, es sind die Kraftstoffe“, erklärt Prof. Reinhard Hüttl, Geschäftsführer der Euref-Energy Innovation, einem Gründungsmitglied der Wasserstoff-Hanse. Synthetische Kraftstoffe unterscheiden sich kaum von fossilen und können in vorhandenen Verbrennungsmotoren eingesetzt werden. Bei dem als Power-to-Liquid (PtL) bezeichneten Verfahren entsteht aus Strom, Wasser und Kohlendioxid flüssiger Kraftstoff. Im ersten Schritt wird mittels Elektrolyse Wasserstoff erzeugt, anschließend wird CO2 zugeführt und per Synthese Benzin, Diesel oder Kerosin erzeugt. Kommt beim gesamten Prozess erneuerbare Energie zum Einsatz, sind synthetische Kraftstoffe CO2-neutral. Bei der Verbrennung entsteht genau so viel Kohlendioxid wie bei der Produktion eingesetzt wurde, der Kreislauf ist geschlossen.
Nachteil des Verfahrens ist der hohe Energiebedarf und die damit verbundenen Kosten. Dazu kommt der weiterhin schlechte Wirkungsgrad der Verbrennungsmotoren. Im Vergleich zum direkten Elektroantrieb gehen bis zu 80 Prozent der eingesetzten Energie verloren.
Auf der anderen Seite haben synthetische Kraftstoffe einige Vorteile. Im Gegensatz zu Batterien verfügen sie über die gleiche hohe Energiedichte wie fossile Treibstoffe und sind daher besonders für den Schiffs-, Flug-, oder Langstreckenverkehr geeignet. E-Fuels lassen sich einfach lagern und transportieren und erfordern weder neue Motoren noch neue Infrastruktur.
Chance für den Überseehafen Rostock
Der Überseehafen Rostock könnte beim Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft im Land eine große Rolle spielen. Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe sollen nicht nur über den Hafen umgeschlagen, sondern direkt vor Ort produziert werden.
Mit dem Pilotprojekt „HYTechHafen Rostock“ möchte die Hansestadt zum Energiehafen werden. Als eines von vier Wasserstoff-Projekten aus Mecklenburg-Vorpommern bewirbt es sich um 303 Mio. Euro aus dem IPCEI-Förderprogramm. Geplant ist eine Wasserstoff-Elektrolyseanlage mit einer Leistung von 100 Megawatt. Sie soll aus Windenergie grünen Ammoniak für das Düngemittelwerk Yara sowie Fernwärme für die Stadtwerke erzeugen. Bis 2030 könnte die Leistung auf ein Gigawatt verzehnfacht werden. Dann sollen im Überseehafen auch synthetische Kraftstoffe erzeugt werden.